Der Baustart für die Doppelspur auf der Bahnstrecke zwischen Zug und Arth-Goldau im Juni ist gefährdet. Die SBB und das Bauunternehmen Strabag haben ihre Zusammenarbeit beendet, weil die Strabag Nachforderungen geltend machte.
Die Verhandlungen zwischen den SBB und der Strabag AG bezüglich des Projekts Zugersee Ost sind gescheitert. «Wir bedauern dies sehr», schreibt die Strabag auf Anfrage unserer Zeitung in einer Stellungnahme. «Wir konnten uns preislich nicht einigen.» Die SBB bestätigen das Scheitern der Verhandlungen. Gemäss Mediensprecher Reto Schärli hatte das Bauunternehmen Strabag 2015 den Zuschlag für die Baumeisterarbeit des 190-Millionen-Franken-Projekts erhalten.
Nachdem sich der Baustart aufgrund eines Gerichtsverfahrens um zweieinhalb Jahre verzögert hatte, habe nun die Strabag bei der Vertragsunterzeichnung Nachforderungen gestellt. «Diese waren für uns nicht nachvollziehbar und lagen insgesamt weit über dem Angebot von 2015», so Schärli. «Auf dieser Basis war eine Einigung leider nicht möglich.» Die Strabag ihrerseits schreibt in ihrer Stellungnahme von veränderten Rahmenbedingungen, welche zu den Vertragsverhandlungen geführt hätten, in denen man sich «preislich nicht einigen» konnte.
Dass der Deal platzen könnte, war offenbar schon länger absehbar. So schrieb die Strabag bereits Ende Dezember an ihre betroffenen Subunternehmen einen Brief, welcher der Redaktion vorliegt. Darin informiert das Bauunternehmen, dass die Verhandlungen zu scheitern drohen und die Strabag den Auftrag mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausführen wird. Des Weiteren rät sie ihren potenziellen Auftragnehmern, «jegliche Arbeiten in Bezug auf unsere Anfrage einzustellen». Man werde wieder informieren, würde es zu einer Einigung kommen. Gemäss Strabag erhalten nun die Subunternehmen die definitive Absage.
Für den neuen Walchwiler Gemeindepräsidenten, Stefan Hermann, kommt die Nachricht der gescheiterten Verhandlungen überraschend. Er erfuhr als erstes durch die Anfrage unserer Zeitung von den Differenzen zwischen der Strabag und den SBB. «Das wäre eine sehr grosse Enttäuschung für Walchwil, wenn es zu weiteren Verzögerungen kommen würde.» Belastend sei bisher insbesondere die Unsicherheit gewesen. Nach dem Bundesgerichtsentscheid im Juli 2018 habe man dann aufgeatmet. «Wir dachten: ‹Endlich geht’s los.› Eineinhalb Jahre durchhalten und dann ist es geschafft.»
Geplant war, dass die Strecke ab dem 10. Juni dieses Jahres für jeglichen Zugverkehr gesperrt worden wäre und die eigentlichen Bauarbeiten starten würden. Ob dieser Zeitplan nun eingehalten werden kann, ist unklar. Hermann zeigt sich jedoch optimistisch, dass es dabei bleibt. «Wir haben die SBB immer unterstützt und grosses Vertrauen in diese. Ich bin überzeugt, dass sie es hinkriegt, dass im Juni gestartet werden kann.»
Dies ist gemäss den SBB auch ihr Ziel. «Wir sind bestrebt, die Bauarbeiten möglichst nach wie vor während der Sperrung am Zugersee, Mitte 2019 bis Ende 2020, zu realisieren», so Schärli. Um dies möglich zu machen, seien die SBB nun mit jenem Unternehmen im Gespräch, das damals bei der öffentlichen Ausschreibung auf dem zweiten Platz rangierte. Diesem Zweitplatzierten und den SBB fällt nun die Herkulesaufgabe zu, ein Projekt, für welches die Strabag rund ein Jahr Vorlaufzeit hatte, innerhalb eines halben Jahres aufzugleisen.