Im Sinser Kino Cinepol gaben Regisseur Micha Lewinsky und Hauptdarsteller Philippe Graber Einblick in die Arbeit für «Moskau einfach».
Der Hauptdarsteller im Schweizer Film «Moskau einfach», Philippe Graber, nahm in Sins das Publikum sofort in den Sack. Er hatte, als Luzerner, im Kino Cinepol, auch fast ein Heimspiel. «Sins ist wichtig – hat uns der Produzent gesagt», sagt Graber lachend. Zusammen mit Regisseur Micha Lewinsky beantwortete er Fragen von Interviewer Andreas Gnädinger, der nach der Filmvorführung durch ein angeregtes Gespräch führte.
Ist «Moskau einfach» eine Komödie oder ein Drama? «Entscheiden Sie selber», sagt Regisseur Micha Lewinsky und schmunzelt. Die Kritiken sind durchzogen, wie er selber einräumt. Häufig werde moniert, der Film sei bei diesem ernsten Thema, die Fichierung von Schweizer Bürgern in den 1980-er-Jahren, zu harmlos, zu versöhnlich.
Auf jeden Fall waren die Arbeiten aufwendig: Zehn Jahre dauerte es, von der Idee bis zum fertigen Film. «Eigentlich wollten wir den Film zum 25-Jahr-Jubiläum der Fichenaffäre fertig haben», sagte Lewinsky, «jetzt wurde es eben das 30 Jahr-Jubiläum.» 3,5 Millionen Franken hat die Produktion gekostet, «allein die Finanzierung hat einige Zeit gekostet.»
Lewinsky selber war 17-jährig, als der Fichenskandal aufgedeckt wurde. «Wir waren als Jugendliche nicht so überrascht», erinnert er sich, als bekannt wurde, dass der Staat systematisch linke oder vermeintlich linke Bürgerinnen und Bürger bespitzelt und fichiert hat. «Wir hatten immer das Gefühl, die sind hinter uns her», erinnerte er sich. «Alle fragten, hast du eine Fiche. Wer eine hatte, war klar cooler.» An Philippe Graber, damals 14-jährig, ging der Fichenskandal vorbei. «Wir hatten uns anderen Themen zugewandt», lachte der damals pubertierende Luzerner. Allerdings nahm er «die Wende», den Fall der Berliner Mauer, sehr bewusst wahr. «Meine Mutter ist Deutsche, sie schickte vorher zu Weihnachten immer Päckli in den Osten. Als im Fernsehen die Grenzöffnung der DDR gezeigt wurde, glaubte ich, jetzt dreht sie durch.»
Im Film spielt Graber den bünzligen Polizisten Viktor, der als Statist und Undercoveragent Walo das vermeintlich linksradikale Zürcher Schauspielhaus zu infiltrieren hat. Sein Schweizerbild gerät mit der Zeit aus den Fugen, als er merkt, dass sogenannte Linke ganz normale Menschen sind und dass beispielsweise ein Lehrer wegen seiner Fiche keine Stelle mehr findet. Gnädinger fragte ihn, wie er es denn mit Autoritäten halte. «Ich finde, Autoritäten muss man selber definieren», machte Graber deutlich, «es gibt keine Gott gegebenen Autoritäten.» Auf die Frage an Lewinsky, ob er als Autor und Regisseur davon profitiere, den Namen seines bekannten und berühmten Vaters Charles Lewinsky (unter vielem anderem «Fascht e Familie») zu tragen, meinte er: «Niemand macht Geld für ein Drehbuch locker, nur weil ich heisse, wie mein Vater.» Und wie merkt man, ob eine Geschichte, ein Drehbuch funktioniert? Das sei schwierig abzuschätzen. «Aber wenn es beim Lesen langweilig wird, muss man nochmals an die Arbeit.» Er gibt deshalb seine Texte jeweils auch verschiedenen Leuten zu lesen. Bis ein Film entsteht, seien acht Fassungen «völlig normal.»
Spannend war schliesslich, im Sinser «Cinepol» zu erfahren, dass Requisiten, zum Beispiel eine Milchpackung, nachgebaut werden müssen. «Wenn der Film in den 80-er-Jahren spielt, ist das schon historisch», machte Lewinsky deutlich. Einiges ist vielleicht noch in Brockenhäusern zu finden, das andere wird von einer eigenen Abteilung nachgebildet. Und wie fühlte sich Philippe Graber als Viktor mit Schnauz, Krawatte und Bügelfalten-Hose? «Die Musik, die Kleider der 80-er-Jahre, die finde ich cool», sagt er und lacht.