Ein Informationsanlass am Dienstagabend, 3. Mai, im Chamer Lorzensaal zeigte auf, dass bei der Ukraine-Hilfe noch nicht alles rund läuft. Die Ämter sind jedoch gewillt, Missstände so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen.
Andreas Hostettler, Direktor des Innern im Kanton Zug, brachte sich im Verlauf der vergangenen Wochen punkto Flüchtlingspolitik selber einiges bei. Einer seiner Lehrsätze an die Adresse der Besucher des Informationsanlasses am Dienstagabend, 3. Mai, lautete: «Die Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet Ukraine laufen unter Status S.»
Das Wesen des Status S sei, dass den Menschen aus der Ukraine der bestmögliche Schutz geboten werden soll. Der Schutzschirm für die Geflüchteten, es handelt sich meist um Mütter mit Kindern, soll so ausgestaltet sein, dass er so viel wie nur möglich abdecken soll.
Der Zuger Direktor des Innern, zu dessen Aufgabenbereich das Flüchtlingswesen gehört, wiederholte vor den rund 80 Zuhörenden im Chamer Lorzensaal mehr als einmal: «Wir tun, was wir können.»
Hostettler betont aber auch immer wieder, wie wichtig die helfenden Hände aus der Bevölkerung seien. Wohlwissend, dass geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Kanton Zug mehrheitlich – es ist die Rede von rund 80 Prozent – unter einem privaten Dach leben können. «Was Zuger für diese Menschen tun, ist sei stark», bekräftigte der Regierungsrat.
Eine Frage, welche viele der Interessierten im Lorzensaal umtreibt, ist die Sache mit den Deutschkursen für die Kriegsflüchtlinge. Diese könnten helfen, die sprachlichen Barrieren zwischen Gastgebern und Geflüchteten niederzureissen.
Träumen von solchen Zuständen ist erlaubt, aber gleich von einem Vorbehalt begleitet: Der Flüchtlingsstatus S beinhalte eben gerade nicht die Integration. Das sei, so Hostettler, vom Bund nicht so gewollt.
In einer früheren Veranstaltung in Zug mit den gleichen Expertinnen und Experten auf der Bühne, betonte Hostettler allerdings, dass er damit rechne, dass die Geflüchteten aus der Ukraine für länger in der Schweiz bleiben dürften.
Ein Thema ist auch immer wieder, ob die Geflüchteten aus der Ukraine in der Schweiz arbeiten dürfen. Wie Bernhard Neidhart vom Amt für Wirtschaft und Arbeit in Cham erklärte, brauche es für den Antritt einer Arbeitsstelle eine Bewilligung. Der Bewerbende werde im Verlauf dieses Prozesses eingehend beurteilt.
Derzeit würden, so Neidhart, 18 Geflüchtete aus der kriegsgeplagten Republik einer geregelten Arbeit nachgehen. Es war im Chamer Lorzensaal auch zu hören, dass die Anerkennung von Ukraine-Diplomen wohl noch Gegenstand weiterer Diskussionen sei.
Zudem war in Cham einmal mehr zu hören, dass bei vielen Menschen aus dem Osten die Arbeit nicht allererste Priorität habe. Vielmehr scheint ein Bedarf an psychiatrischer Betreuung vorhanden zu sein. Hierzu war bei der Veranstaltung zu hören, dass bezüglich der psychiatrischen Betreuung im Kantons Zug seit längerem der Bedarf grösser sei als das Angebot.
Eine Frau fragte gegen Ende der Diskussion in die Runde: «Wann wird es endlich besser?» Der Zuger Regierungsrat wollte gleich etwas klarstellen: «Bei uns steht niemand auf der Strasse.» Wenn sich Menschen über die sozialen Netzen austauschen würden, dann müsse er einfach feststellen: «Wir sind nicht so schnell wie Facebook.» Es würden, so Hostettler, alle involvierten Stellen so schnell als möglich ihre Hausaufgaben machen.
So hat ja der Kanton Zug die Caritas Luzern wie auch die Freiwilligenorganisation Benevol engagiert, um deren Fachkräfte für gezielte Aufgaben beiziehen zu können. Einer Lösung harrt auch noch die Mobilität der Ukrainerinnen und Ukrainer. Des Freipasses für den öffentlichen Verkehr gehen sie Ende Mai verlustig.
Der Vorsteher der Direktion des Innern betonte einmal mehr, dass «wir an einer Lösung arbeiten», aber es brauche noch etwas Geduld. Dabei gelte es, auch diejenigen Flüchtlinge nicht zu vergessen, welche aus anderen Ländern in die Schweiz kamen. Zudem seien auch Menschen im Kanton ohne Flüchtlingsstatus auf soziale Auffanghilfen angewiesen.