Der Kanton will die Zythus-Parzelle im Baurecht abgeben und weiterentwickeln. An einem Workshop hat die Bevölkerung ihre Ideen eingebracht. Zu reden gab nicht nur der Standort des Ökihofs, sondern auch die angestrebte Verdichtung.
Wie soll sich das Zythus-Areal in Hünenberg See entwickeln? Um diese Frage drehte sich ein von der Gemeinde organisierter Workshop am Donnerstag im Mehrzwecksaal Kemmatten. Der Grund, weshalb Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann und ihre Ratskollegen zur «Gesprächsrunde» luden, liegt beim Kanton. Dieser will das rund 4800 Quadratmeter grosse Areal bei der S-Bahn-Station bekanntlich im Baurecht veräussern und «mit einer qualitätsvollen Bebauung entwickeln» (Ausgabe vom 25. August).
In rund zwei Jahren soll nach einem Architektur- und Investorenwettbewerb die künftige Bebauung definiert sein. Eine Machbarkeitsstudie wird die nötigen Grundlagen liefern. Die Gemeinde ihrerseits strebt eine enge Zusammenarbeit mit dem Kanton an – weil die Parzelle für sie ein «Schlüsselareal» ist. «Wir sehen die Überbauung als grosse Chance für die Gemeindeentwicklung», sagt Regula Hürlimann vor den rund 120 Anwesenden. Man sei zwar noch ganz am Anfang des Prozesses, aber: «Je früher die Bevölkerung miteinbezogen wird, desto besser.» Ziel des Workshops sei es, zuzuhören und die Anliegen der Hünenbergerinnen und Hünenberger kennen zu lernen.
Bevor sich die Besucher jedoch selber einbringen können, liefern die Fachleute, Kantonsplaner René Hutter und Kantonsbaumeister Urs Kamber, Informationen und stehen Red und Antwort. «Man kann das Areal besser nutzen, als es aktuell der Fall ist», erklärt Kamber. Seit der Inbetriebnahme der Stadtbahn im Jahr 2004 wird das Grundstück als Parkplatz genutzt. Am nördlichen Rand der Parzelle ist der beliebte Ökihof untergebracht. Der Kanton habe auf dem Areal keinen Eigenbedarf, führt Kamber aus. Ziel sei es deshalb, mit dem Grundstück einen wiederkehrenden Ertrag zu generieren. Aus heutiger Sicht werde man die dafür nötige Zonenplanänderung ungefähr im Jahr 2020 zur Abstimmung bringen können. In die Betrachtungen miteinbezogen werden sollen auch die angrenzenden Liegenschaften: das Gebäude, in dem der Spar untergebracht ist, auf der einen und das Areal Fahrzeugbau Huber auf der anderen Seite.
«Wir haben hier eine spezielle Situation», erklärt Gemeindeentwickler Jürg Inderbitzin, der den Abend moderiert. «Grundeigentümer ist der Kanton, die Gemeinde hat Interessen, und bebaut wird das Areal schliesslich durch einen Dritten.» Zudem sei das Gebiet im kantonalen Richtplan als Verdichtungsgebiet eingetragen. «Hier wird das neue Zentrum von Hünenberg See entstehen», sagt Inderbitzin und präsentiert die Leitfragen für die anschliessende Diskussion. Was erhofft man sich von der Aufwertung dieses Areals? Was möchte man den Planern mit auf den Weg geben? Woran gilt es zu denken und wozu Sorge zu tragen?
An der Diskussion dürfe man sämtliche Ideen und auch Traumvorstellungen äussern, betont Regula Hürlimann, steckt aber sogleich Grenzen ab: «Nicht alles, was wünschbar ist, ist realisierbar.» Man müsse stets auch die finanziellen Möglichkeiten im Auge behalten. In zehn Gruppen diskutieren die Besucher angeregt und schreiben ihre Ideen auf. Einigkeit herrscht an den Tischen vor allem in einem Punkt. Auf dem Zythus-Areal soll ein Begegnungsplatz entstehen, der eine Zentrumsfunktion für das Seegebiet einnimmt. Das Stichwort Alterswohnungen wird oft genannt, aber auch Einkaufsmöglichkeiten, ein Ärztezentrum, eine Kindertagesstätte oder ein Café sind Ideen, die zu Papier gebracht werden. Wie wichtig der Ökihof an diesem Standort ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Einige halten den Platz für sakrosankt, während andere sich die Entsorgung im Untergrund oder an einem anderen Ort – zum Beispiel im Industriegebiet Bösch – vorstellen können. Dasselbe gilt für die Parkplätze, von denen aktuell 70 zur Verfügung stehen. Skeptisch sind viele gegenüber einem Hochhaus. Die hohe Ausnützungsziffer mache Angst, äusserte jemand Bedenken. Andere sind offen für eine verdichtete Bauweise. «Sie funktioniert aber nur, wenn die Erdgeschosse öffentlich genutzt werden», bringt es ein Einwohner auf den Punkt. Deutlich wird, dass die Bevölkerung im Zythus keinen «Klotz», sprich ein durchgehendes, massives Gebäude will.
Die eingeplante Dreiviertelstunde für die Gespräche reicht bei weitem nicht aus: Die Teilnehmer hätten sich noch lange austauschen können. Die Aufgabe von Jürg Inderbitzin ist es nun, die gesammelten Inputs zu bündeln. Bis Ende Jahr soll der angestrebte Nutzungsmix definiert werden, bevor der lange Planungsprozess starten kann. Inderbitzin zeigt sich überzeugt: «Wir haben gute Ideen gesammelt, die wir dem Kanton weitergeben können.»
Rahel Hugrahel.hug@zugerzeitung.ch