Endlich fertig, aber jetzt geht es erst richtig los: Eine frischgebackene Betriebswirtin schnappt sich ihr Diplom und legt gleich los.
In der Prüfungswoche ging bei ihr alles drunter und drüber: Gleichzeitig im Wechsel zum neuen Job und in der Endphase der Ausbildung zur eidgenössisch diplomierten Betriebswirtschafterin. Aber Sabina Zeyrek (26) hat alles gut überstanden, gestern Abend war Diplomfeier an der Höheren Fachschule für Wirtschaft (HFW) in Zug. Und noch nicht mal das Diplom in der Tasche, ist die Zugerin schon abgereist nach Deutschland. Ein neues Team, ein neuer Job, ein neues Umfeld: «Es war für mich schon seit einem halben Jahr klar, dass ich das machen will, und mein neuer Chef hat so lange auf mich gewartet», sagt sie und freut sich darüber, denn das sei keine Selbstverständlichkeit in der Arbeitswelt. «Aber ihm war es wichtig, dass ich zuerst meine Ausbildung fertig gemache.»
Zu Recht, wie Zeyrek findet, denn was man an der HFW lernt, das ist für ihren Arbeitsalltag wie massgeschneidert. «Ich begegne so vielen Dingen, die wir an der Schule besprochen haben. Die Ausbildung ist mir sehr nützlich.» Zeyrek arbeitet bei BP Schweiz und hat jetzt unter Schweizer Vertrag in ein internationales Team in Bochum gewechselt. Sie ist da neben anderen für die internationale Vereinheitlichung von Prozessen zuständig. Und Sabina Zeyrek hat schon ihre erste grosse Aufgabe, auf Anfang November: «Sie werfen mich ins kalte Wasser», sagt Zeyrek und lacht, «und wollen testen, ob ich mit dem Druck auch umgehen kann.» 60 gestandenen Lastwagenfahrern soll sie ein neues Logistiksystem beibringen. «Immer wenn etwas neu ist, gibt es Widerstände. Mir ist es wichtig, dass ich es ihnen richtig rüberbringen kann, nämlich als hilfreiche Ressource», sagt Sabina Zeyrek. «Und auch dabei kann ich auf Dinge zurückgreifen, die ich an der HFW gelernt habe.»
Sie sei eine andere gewesen vor der Ausbildung – weniger selbstbewusst. Jetzt werde sie innert kürzester Zeit in ein neues Team und in eine neue Verantwortung katapultiert. «Da hilft es mir, dass wir uns mit so vielen Dingen aus dem Berufsalltag auseinandergesetzt haben», freut sich die 26-Jährige.
«Mit Präsentation, mit Zeitmanagement, mit dem Umgang mit Überbelastung und langen Arbeitszeiten – und vor allem mit Führung», zählt sie unter den Ausbildungserfahrungen auf. Führung sei einer der Themenschwerpunkte der HFW; dabei gehe es um das Kennenlernen des eigenen Führungsstils und auch den der anderen, erklärt die frisch diplomierte Zugerin: «Das nützt mir auch im Umgang mit Teamkollegen, denen ich etwas übergebe: Muss ich jetzt da schon wieder nachhaken, oder kann ich das denen überlassen? In solchen Situationen habe ich einen besseren Überblick, da ich gelernt habe, wie ich funktioniere und wie gute Führung funktioniert.» Und wenn am Wochenende in Bochum das System erklärt ist, dann fliegt Sabina Zeyrek wieder nach Zug zurück, denn eigentlich wohnt sie immer noch hier. Der Klassenverband an der HFW hat ihr gut gefallen, aber fehlen tut er ihr nicht.
«Es ist so viel los in meinem Job, dafür habe ich gar keine Zeit», erklärt sie begeistert und fügt dann an: «Nur meine Familie und meine Freunde, die sind mein Ein und Alles. Für sie pendle ich auch jede Woche wieder zurück in die Schweiz.»