Luzern
Neuer Wirbel um die neuen Trolleybusse

Wegen Kapazitätsproblemen am Bahnhof Luzern werden die Linien 12 und 30 nach Littau noch nicht elektrifiziert, suggeriert der VVL. Doch womöglich ist der Grund ein ganz anderer.

Sandra Peter
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Doch nicht so schnell und reibungslos wie geplant: Die Umstellung auf strombetriebene Busse wird auf zwei Linien verschoben.

Doch nicht so schnell und reibungslos wie geplant: Die Umstellung auf strombetriebene Busse wird auf zwei Linien verschoben.

Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 31. Januar 2023)

Auf den Buslinien 12 (Luzern Bahnhof-Littau Gasshof) und 30 (Ebikon-Kantonsspital-Littau Bahnhof) hätten ab 2025 Batterie-Trolleybusse fahren sollen. Nun wird aber die Elektrifizierung der Linien verschoben und die bereits getätigte Ausschreibung für neue Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) eingestellt. Sie soll später neu gestartet werden. Dies hatte der Verkehrsverbund Luzern (VVL) Mitte Januar mitgeteilt.

Ein gewichtiger Grund dafür ist gemäss VVL der Entscheid des Kantons, am Bahnhofplatz Luzern statt einem neuen Durchmesserperron vorerst nur ein Provisorium zu planen. Damit verändere sich die Ausgangslage für die Beschaffung der Trolleybusse wesentlich, schreibt der VVL.

Am Bahnhof fehlt der Platz für neue Linien

Ein neuer Durchmesserperron am Bahnhof Luzern sei nämlich die Voraussetzung für die Realisierung der Pläne. Dies, weil die Linie 12 nicht nur elektrifiziert wird, sondern auch Richtung Würzenbach verlängert werden sollte. Das bedeutet, dass sie nicht mehr am Bahnhof Luzern endet. Auch die Linien 19 und 8 sollten durchgebunden werden (Hirtenhof – Friedental/Emmenbrücke).

Da aber heute der Platz für zusätzliche durchgebundene Linien am Bahnhof fehlt, braucht es neue Durchmesserperrons. Und solange nicht klar sei, wann diese gebaut würden, könne das Risiko für die Fahrzeugbeschaffung nicht eingegangen werden. «Die Fahrzeugbeschaffung wird verschoben, bis unter anderem klar ist, ob sich die dafür notwendige Infrastruktur tatsächlich zum angestrebten Zeitpunkt hin realisieren lässt», schreibt Luzia Frei, Kommunikationsverantwortliche des VVL. Um Investitionen zu genehmigen, brauche es Planungssicherheit.

Ein weiterer Faktor sei die mögliche öffentliche Ausschreibung einzelner Linien. Die Konzessionen vieler VBL-Linien laufen 2026 aus. Ob eine Ausschreibung getätigt wird und für welche Linien ist noch nicht klar.

2025 soll ein Provisorium gebaut werden

Was den Durchmesserperron am Bahnhof betrifft, so plant der Kanton wie erwähnt den Bau eines Provisoriums im Verlauf des Jahres 2025. «Wir gehen davon aus, dass wir das auch schaffen, der Zeitplan ist aber ambitioniert», sagt Joana Büchler, Sprecherin des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements. Aktuell werde das Vorprojekt erarbeitet.

Das Provisorium beinhaltet eine neue Bushaltekante auf der Pilatusstrasse stadtauswärts. Und – anders als noch im Mai kommuniziert – werde auch eine Lösung in der Gegenrichtung, Richtung Seebrücke, erarbeitet. Gemäss Kanton wäre damit eine Durchbindung von zusätzlichen Linien möglich. Die Übergangslösung soll mehrere Jahre genutzt werden. «Das Provisorium bleibt voraussichtlich, bis die definitive Lösung zusammen mit dem Durchgangsbahnhof Luzern in Betrieb genommen werden kann», so Büchler.

Stopp wegen Subventionsstreit?

Wenn das Provisorium am Bahnhof also Durchbindungen ermöglicht – weshalb wird dann trotzdem der Kauf von neuen Bussen gestoppt? Mehrere Quellen bestätigen gegenüber unserer Zeitung, dass der Durchmesserperron gar nicht das wahre Problem sei. Vielmehr gehe es um den Subventionsstreit zwischen Kanton/VVL und den VBL.

Aktuell tragen die Parteien einen Rechtsstreit aus. Den VBL wird vorgeworfen, mit gesetzeswidrigen Praktiken Subventionsgelder erschlichen zu haben. Das Bundesamt für Verkehr und der Verkehrsverbund Luzern (VVL) verlangen insgesamt 22 Millionen Franken von den VBL zurück. Die VBL bestreiten die Forderungen, die aktuell vor Gericht blockiert sind. Offenbar treten VVL und Kanton beim Kauf der neuen Busse auf die Bremse, um die VBL unter Druck zu setzen.

Ärger bei den VBL

Bei der VBL ist man entsprechend verärgert. Zur sistierten Ausschreibung äussert sich VBL-Sprecher Samuel Deubelbeiss wie folgt: «Aus unserer Perspektive hat der Entscheid keinen Zusammenhang mit den Durchmesserperrons oder anderen Infrastrukturausbauten.» Die Fahrzeugausschreibung und das Plangenehmigungsverfahren (PGV) seien vorhanden gewesen. «Diese Vorarbeiten bescherten den Verantwortlichen der VBL AG sehr viel Aufwand.»

Auf die konkret gestellte Frage, ob der Ausschreibungsstopp mit dem Rechtsstreit zu tun hat, schreibt der Kanton: «Die offenen Fragen zur erforderlichen Infrastruktur und der Ausschreibungsplanung sollen zuerst geklärt werden, bevor nächste Entscheidungen getroffen werden.» Beinahe identisch ist die Rückmeldung des VVL darauf.