Nach jahrelanger Planung und Unsicherheit haben die Bauarbeiten in der Rösslimatt nun begonnen. Am Mittwoch wurde der Start gefeiert.
Die Überbauung Rösslimatt gleich neben den Gleisen in Luzern hat eine lange Geschichte hinter sich: Ursprünglich war geplant, die Büros ab 2018 oder 2020 bereitzuhaben. Doch die SBB als Eigentümerin fanden jahrelang keine Mietinteressenten für das Prestigeprojekt mit einer Gesamtfläche von gut 42'000 Quadratmetern. Zudem verlangte ein Bevölkerungsantrag vor fünf Jahren – erfolglos – eine Überbauung mit ausschliesslich gemeinnützigen Wohn- und Gewerberäumen.
Seit geraumer Zeit ist aber klar: Die Hochschule Luzern zieht als Hauptmieterin in eines der neuen Hauptgebäude ein; damit kann die Überbauung realisiert werden. «Was lange währt, wird endlich gut», sagte denn auch Manuela Jost, Baudirektorin der Stadt Luzern, am Mittwochnachmittag. Sie war eingeladen worden, um zusammen mit Vertretern der SBB, der HSLU und dem anderen Hauptmieter MSD den Grundstein für die Gebäude zu legen.
Eigentlich wird am Projekt, das sich in der Nähe des Radisson-Blu-Hotels befindet, schon seit gut zwei Jahren gebaut – vor allem Bestehendes abgerissen –, doch konnte wegen der Pandemie die Grundsteinlegung erst jetzt vorgenommen und mit einem kleinen Festakt gefeiert werden.
Das Vorhaben der Bundesbahnen hat mehrere Etappen. Zuerst werden nun die beiden neuen Hauptgebäude gebaut. Im Baufeld A, das 8800 Quadratmeter Grundstücksfläche aufweist und direkt an den Gleisen gelegen ist, entsteht für 99 Millionen Franken ein langgezogenes Bildungsgebäude. Die HSLU wird Teile dieses Gebäude beziehen. In Betrieb genommen werden soll es im Jahr 2025.
Unweit davon entfernt entsteht auf dem Baufeld B und C ein Gebäude entlang der Bürgenstrasse mit Büro-, Gastronomie- und Retailfläche. Das Grundstück misst 4000 Quadratmeter, kosten wird das Gebäude 80 Millionen Franken, wobei es ebenfalls 2025 bereit sein soll.
Zum Projekt gehört auch das markante, aus dem Jahr 1905 stammende rote Haus an der Güterstrasse 7. Es liegt quasi im Sandwich der beiden neuen Gebäude. Das als erhaltenswert eingestufte Haus wurde von den SBB bereits für drei Millionen Franken saniert. Hinzu kommen die Baufelder D bis F, die ebenfalls überbaut werden sollen. Allerdings warten die SBB noch zu, bis der Durchgangsbahnhof realisiert ist.
Das Gebäude A wird, wie erwähnt, unmittelbar neben dem Trassee gebaut. Damit die Bauarbeiten den Zugbetrieb nicht stören und umgekehrt die Züge keine Gefahr für die Bauarbeiter darstellen, wurde ein Schutzgerüst hochgezogen, wie Projektleiter Ronny Reuther erklärt. Es dient quasi als Trennwand. «Die grösste Herausforderung der Baustelle ist das Grundwasser aufgrund der Seenähe. Es macht es sehr heikel, um sicherzustellen, dass das Umfeld weiterhin funktioniert.»
Projektleiter Niklaus Wüthrich, der für das Baufeld B und C zuständig ist, ergänzt, dass auch die Abstellgleise gleich neben dem Perimeter Herausforderungen mit sich bringen. «Wir haben spezielle Massnahmen vorgesehen, falls ein Zug mit einer gewissen Geschwindigkeit in einen Prellbock fahren würde.» Die Prellböcke müssten deswegen verstärkt werden.
Die Hochschule Luzern als Hauptmieterin erhält mit dem neuen Gebäude mehr Platz für ihr Angebot. Dorothee Guggisberg, Direktorin des Departements soziale Arbeit, lobte den neuen Standort bereits vor der Inbetriebnahme: «Die Erreichbarkeit und Sichtbarkeit des neuen Standorts ist ideal.»
Die HSLU plant, die Departemente Wirtschaft und soziale Arbeit an den neuen Standort umzusiedeln, wodurch mehrere alte Standorte aufgegeben werden. Etwa derjenige an der Werftstrasse. Rund 3000 Studenten, 6500 Weiterbildungsteilnehmer sowie 400 Mitarbeiter werden in der Rösslimatt Platz finden. Der andere Hauptmieter, das Pharmaunternehmen MSD Merck Sharp & Dohme, plant mit 650 Arbeitsplätzen am Standort.
Die Rösslimatt ist als 2000-Watt-Areal zertifiziert. Will heissen: Das Nachhaltigkeitsbekenntnis gilt laut den SBB über den ganzen Zyklus von Planung, Bau bis zum Betrieb. So werden etwa See-Energie für Heizung und Warmwasser genutzt und Fotovoltaikanlagen platziert.