Einen Monat dauerte die Expedition, die zwei Giswiler auf den Berg Muztagata in China führte. Mit Ski ging es auf 7546 Meter über Meer.
Martin Uebelhart
Schon die Anreise zu ihrer Expedition war ein Abenteuer. Mit dem Flugzeug reisten die beiden Giswiler Michi Halter und Simon Furrer am 1. August zunächst via Istanbul in die kirgisische Hauptstadt Bischkek. «Mit einem Bus ging es dann in die Berge Richtung chinesische Grenze», erzählt Michi Halter im Gespräch mit unserer Zeitung. In einem Dorf auf rund 3000 Metern Höhe hätten sie Halt gemacht. «Zu unserer Gruppe gehörten neben dem nepalesischen Sherpa und dem österreichischen Bergführer auch noch je zwei Franzosen, Deutsche und Österreicher.» Dort hätten sie Wanderungen bis auf knapp 4000 Meter machen können. «Das war sehr wertvoll, um sich zu akklimatisieren», so der 33-Jährige weiter.
Dann ging die Anfahrt weiter. Über den Torugart-Pass gelangten sie nach China. «Wir mussten den Bus wechseln, und es gab strenge Grenzkontrollen», erinnert er sich. Kaschgar im Uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang war die nächste grössere Stadt, die sie erreichten. Ihr Ziel war schliesslich ein kleines Dorf am Fusse des Muztagata. «Von dort aus gings zu Fuss erst einmal ins Basislager», beschreibt Halter die Weiterreise.
Insgesamt 16 Tage verbrachten die beiden am Berg. «Wir haben unser Material in verschiedenen Etappen vom Basislager in drei weitere Lager auf 5400, 6200 und 6800 Metern getragen. Einzig die Ski und die Skischuhe wurden von einem Esel getragen.» Dieses Hinauf und Hinunter zwischen den verschiedenen Lagern habe mit dazu beigetragen, dass sie sich weiter hätten akklimatisieren können.
«Insgesamt haben wir jeder rund 30 Kilogramm Material hinauf- und anschliessend auch wieder hinuntergetragen. Zelte, Schlafsäcke, warme Kleider, Gaskocher, Lebensmittel und anderes mehr», sagt Michi Halter weiter. Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, die Schneeschuhe dabeihatten, waren er und Simon Furrer mit Tourenski unterwegs.
Am 19. August standen die beiden zusammen mit ihrer Gruppe auf dem Gipfel und genossen die Aussicht. «Von unserer Gruppe haben es alle auf den Gipfel geschafft», erzählt Michi Halter. Das ist nicht selbstverständlich: «Wir verdankten das unserem Bergführer und dem hervorragenden Wetter.»
Gerade das Wetter könne einem an dem Berg einen Strich durch die Rechnung machen. Kaum ein Fünftel jener, die es versuchten, schafften es bis ganz hinauf. Technisch sei der Berg nicht besonders anspruchsvoll. «Die Herausforderung ist die Höhe.»
Ein besonderer Genuss war dann die Abfahrt vom Berg mit den verschiedenen Lagern als Zwischenstationen. «Die Verhältnisse waren wunderbar», hält Michi Halter fest. «Doch wegen der dünnen Luft mussten wir jeweils nach einigen Schwüngen wieder eine Pause einlegen.» Auf- und Abstieg bewältigten sie ohne Sauerstoff. «Für Notfälle hatten wir jedoch eine Flasche dabei.»
«Mir ging es erstaunlich gut», sagte Michi Halter auf die Frage, ob er an seine Grenzen gekommen sei. Und was ist der Reiz, sich solchen Strapazen auszusetzen? «Für mich ist sicher mein Vater ein Vorbild, der selber schon auf Siebentausendern im Pamirgebirge stand.» Überhaupt fahre er gerne Ski und sei viel auf Touren unterwegs. «Von mir aus müsste es nicht Sommer werden», meint er lachend. Sicher sei es auch darum gegangen, seine Grenzen auszuloten. Und: «Der Muztagata ist der höchste Berg, den man mit Ski bewältigen kann.» Auf ihrer Reise erfuhren sie auch einiges über Land und Leute. «Die Uiguren haben uns sehr herzlich aufgenommen.» In Kaschgar und Bischkek seien Stadtrundfahrten auf dem Programm gestanden, und sie hätten auch einige Moscheen angeschaut. «Auch im Bus hat uns der Reiseleiter unterwegs viel Wissenswertes vermittelt», sagt Halter. Bekanntschaft hätten sie auch mit dem einheimischen Essen gemacht. «Sie kochen viel Gemüse, sehr viel Schaffleisch und Reis. Und würzen eher schärfer, als wir das bei uns tun.»