ENNETMOOS: In Luxemburg geht es um die Wurst

Agility ist eine Sportart für Hund und Mensch. Mit Kommandos, Gesten oder Handzeichen werden Hunde ohne Leine durch einen Parcours geführt.

Rosemarie Bugmann
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Katharina Zumbühl ermöglicht mit ihrer Halle in Ennetmoos Hundesportlern das Training. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue NZ)

Katharina Zumbühl ermöglicht mit ihrer Halle in Ennetmoos Hundesportlern das Training. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue NZ)

Julie ist im Schuss. Sie springt über ein Hindernis, dann durch einen Tunnel, über die Wippe, alles in einem Höllentempo. Immer in der Nähe ist Marco Gander. Er gibt ihr Handzeichen, ruft Kommandos. Julie, die dreijährige Parson-Russel-Hündin, und Marco Gander aus Buochs sind ein eingespieltes Team, auch äusserlich. Sie trägt ein rotes Halsband mit ihrem Namen drauf, er ein ebenso rotes T-Shirt mit beiden Namen.

Dieses Wochenende werden sie zum ersten Mal an der Agility-Weltmeisterschaft in Luxemburg teilnehmen. Nervös wird nur einer vom Team sein. «Wenn ich in die Halle komme, werde ich wohl das Muffensausen haben», sagt Marco Gander lächelnd. Nicht so Julie. «Für den Hund ist es ein Spiel. Er geht genauso freudig nach Hause, ob er null oder zehn Fehler gemacht hat», fährt Gander fort. Dann erzählt er, wie wichtig das Zusammenspiel im Team sei, zwischen Mensch und Hund. So erreiche ein schneller Hund mit einem schlechten Hundeführer gar nichts.

An der WM gibts keine Leckerli

Gander betreibt mit drei Hunden wettkampfmässig Agility in der obersten Leistungsklasse. Für die WM qualifiziert hat sich nur Julie. «Eigentlich heisst sie Grace Kelly», erzählt Gander lachend. Julie passt besser, wenigstens in diesem Moment. Soeben hat sie sich gar nicht ladylike mit Lilly angelegt, einer ebenso kleinen weissen Hündin, die auch auf ihren Einsatz in der Halle wartet. Die beiden zicken sich laut und kläffend an. Als wenig später Lilly ihren Parcours absolvieren darf, jault Julie laut und herzzerreissend auf Marco Ganders Arm. «Wenn wir nicht trainieren, benimmt sie sich wie ein ganz normaler Hund, mit allem, was dazugehört», erklärt dieser schmunzelnd.

Ein paar Minuten später ist Julie wieder voll konzentriert. Noch einmal werden einige Posten geübt. Heute gibt es noch Leckerli zur Belohnung. An der WM ist das nicht erlaubt. Die Regeln sind streng. Der Parcours muss in der vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden. Der Mensch darf seinen Hund nicht berühren. Massgebend für den Rang sind Fehler an den Geräten und die Zeit, ähnlich wie beim Springreiten. «Die Hunde erreichen Geschwindigkeiten bis zu 6 Meter pro Sekunde» – so Gander. Soeben haben die zwei ihren Parcours beendet. Während Gander ausser Atem ist, sitzt Julie entspannt auf seinem Arm.

«Ein Sport für alle»

«Agility ist ein Sport für alle», sagt Katharina Zumbühl. Sie und Monique Siebenmann haben die Halle in Ennetmoos gebaut und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. Rund 80 Hunde pro Woche trainieren hier, viele als Freizeitsport, einige wettkampfmässig. Die Hunde werden in die drei Kategorien small, medium und large eingeteilt. Massgebend ist die Schulterhöhe. Es gibt drei Leistungsklassen. Agility ist eine Randsportart. Weltmeisterschaften werden seit 1992 durchgeführt.

An der WM in Luxemburg werden 36 Nationen teilnehmen. Mitten drin die kleine Julie, die jetzt entspannt und frei von Starallüren vor der Halle in Ennetmoos herumschnüffelt.