Zum Amitreffen chauffierten Männer und Frauen ihre US-Cars und Bikes aus mehreren Epochen in grosser Zahl nach Willisau. Ein paar Burschen aus Malters reisten gar mit dem Schulbus an.
«Unglaublich, was die Leute aus ihren Garagen hervorholen. Und dabei scheint noch nicht einmal die Sonne», wundert sich Thomas Sieber aus dem aargauischen Oftringen, nachdem er den Motorradhelm auf dem Sitz seiner Harley Davidson Low Rider platziert hat. Der Startschuss zum 13. Amitreffen beim Sport Rock in Willisau erfolgte am Sonntag offiziell um 9 Uhr.
Doch bereits um 7.30 Uhr fuhren die ersten Gäste ihre V8-Karossen, Flat-Heads und V-Twin auf den Platz, wie Mitorganisator Werner Bossert sagt. «Manche sind ungeduldig, andere wollen sich den besten Platz sichern, um die – nach ihrer Meinung – schönste Maschine zu präsentieren.» Wie viele Leute, mit oder ohne Fahrzeug, den Weg zum Treffen finden, kann er nur schätzen. «Was soll ich sagen, vielleicht 7000», sagt er gegen die Mittagszeit.
Es spielt auch keine Rolle. Fakt ist, dass der Parkplatz beim benachbarten Lidl besetzt ist und auch entlang der Strasse ist kaum eine freie Lücke auszumachen, in die eines der gewaltigen Autos reinpassen würde. Mit einem Vehikel, das richtig gross ist, sind Roger Felder, Maik Krummenacher und Colin Brühlmann aus Malters angereist: mit einem gelben Schulbus, und zwar mit ihrem eigenem. Ein Model, wie es beim Banküberfall im Film «The Dark Night» benutzt wurde. Die Burschen aus Malters haben jedoch keine krummen Touren geplant.
«Wir haben an einem Sonntagnachmittag beim Dessert zufällig einen solchen Bus auf der Internetplattform ‹tutti.ch› gesehen. Dann haben wir ihn gekauft, es war ein Schnäppchen», sagt Roger Felder. «Wir», das sind acht Burschen, die sich mit Motoren und Eisen auskennen. Den Bus mussten sie zuerst fahrtüchtig machen. Dazu bauten sie einen anderen Motor ein. Nun steckt ein Diesel-Aggregat mit einem Hubraum von 8,2 Litern unter der Haube. Die Freunde besuchen mit ihrer auffälligen Errungenschaft solche Veranstaltungen wie eben jene in Willisau. Oder sie stellen den Bus vereinzelt auch mal Kollegen zur Verfügung, etwa für Polterabende oder Spassausfahrten.
Spass hat auch Familie Schenker, die den Muttertag unter zahllosen gleichgesinnten Leuten feiert, mit ihrer «Pummelfee». So haben René, seine Frau Manu und Tochter Vivienne ihren Camper «Dodge Van B200 Shorty» mit Baujahr 1978 getauft.
«Die Maschine ist klein und fett, wie das Pummeleinhorn. Wir haben sie vor drei Jahren gekauft und nach unserem Geschmack umgebaut. Mit viel Johnny Cash, Totenköpfen und einer ziemlich eindrücklichen Musikanlage», beschreibt René das Spassmobil, das übrigens im Musikvideo «Into the Night» der Nidwaldner Band Fighter V zu sehen ist.
Auffallend ist, dass man die exakte Typenbezeichnung der Fahrzeuge den Besitzerinnen und Besitzern bei solchen Veranstaltungen nicht entlocken muss, die geben praktisch alle ungefragt von sich. Denn was sich am gestrigen Muttertag in Willisau getroffen hat – und was allgemein bei Amitreffen vorfährt, sind Herzensangelegenheiten. Oder wie es Karin Lanz aus Triengen, unterwegs mit einem Ford Deluxe 1938 Business Coupe, treffend sagt: «Es ist völlig egal, ob man viel Geld in die Finger nimmt und sich die neueste Maschine mit dem gröbsten Motor kauft oder ob man sich eine Ruine besorgt und in diese seine ganze Freizeit investiert. Es steckt in jedem einzelnen Auto oder Motorrad Herzblut drin und jeder hat das unter seinem Hintern, das für ihn das Richtige ist. Das ist ein Gute-Laune-Ding!»
Diese Laune ist nicht nur spürbar, sondern durch die Aufmachung auch sichtbar. Man zeigt, was man hat und ist stolz. Die Klientel ist bunt gemischt. Hier schlendert ein mit Cowboyhüten und Westernstiefel gekleidetes Paar Hand in Hand entlang der Fahrzeuge, dort tragen Mann und Frau Jacken mit dem Schriftzug ihrer Automarke und wieder andere haben sich in feines Tuch gehüllt. Und dazu ist noch anzumerken, dass solche Veranstaltungen mit sämtlichen Sinnen genossen werden können – oder wie es der Platzspeaker DJ Beetle sagt:
«Ah, es duftet. Es duftet nach Wurst, es duftet nach Benzin, es duftet herrlich.»