Stadt Luzern
Zugunfall am Bahnhof Luzern: Untersuchung deutet auf Fehler des Lokführers hin

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle konnte keine technischen Mängel feststellen, die zum Unfall im Februar 2020 geführt haben könnten.

Stefan Dähler
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Der Zusammenprall mit dem Prellbock am Bahnhof Luzern verursachte 19 Verletzte.

Der Zusammenprall mit dem Prellbock am Bahnhof Luzern verursachte 19 Verletzte.

Bild: Nadia Schärli (3. Februar 2020)

Am 3. Februar 2020 kollidierte ein Zug am Bahnhof Luzern mit dem Prellbock von Gleis 6. Dabei wurden 19 Personen leicht verletzt. Nun liegt der Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) vor. Sie kommt zum Schluss, dass die Bremswirkung bei einer Distanz von 24 Metern vor dem Prellbock stark abnahm «und eine Schnellbremsung zu spät eingeleitet wurde».

Ein technischer Fehler konnte «trotz intensiver Suche» nicht gefunden werden, schreibt die Sust. Auch die zulässigen Geschwindigkeiten seien gemäss der aufgezeichneten Fahrdaten eingehalten worden. «Somit bleibt die Möglichkeit, dass eine unsichere Handlung zum Ereignis beigetragen hat.» Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Lokführer «unbewusst eine Manipulation vorgenommen» und dadurch die Bremswirkung abgeschwächt habe. «Als er die deutlich zu schwache Bremswirkung realisierte, war die Kollision mit dem Prellbock bereits unabwendbar.» Die Schnellbremsung sei «erst knapp 4 Meter vor dem Prellbock» bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h aktiviert worden. Das lasse «auf eine verminderte Aufmerksamkeit oder geringe Erfahrung des Lokführers» mit dem Zugmodell schliessen. Der Betroffene war gemäss Bericht zuvor 18-mal mit solch einem EW-IV-Pendelzug in Luzern eingefahren.

SBB: Unfall wurde intern aufgearbeitet

Die SBB nimmt den Bericht der Sust zur Kenntnis, wie Mediensprecher Reto Schärli auf Anfrage schreibt. «Wie jedes Ereignis wurde auch dieser Unfall mit den involvierten Personen aufgearbeitet. Weitere Konsequenzen hatte der Unfall nicht.»

Der Unfall ereignete sich um 9.51 Uhr. Beim Zug handelte es sich um einen Interregio, der von Zürich nach Luzern fuhr. Aufgrund der bevorstehenden Ankunft seien bereits viele Passagiere aufgestanden. Sie wurden durch den Ruck beim Aufprall überrascht und seien teils gestürzt oder hätten sich gestossen. Bei den Verletzungen handelte es sich um Prellungen oder Schürfungen. Sitzende Passagiere seien keine verletzt worden, so die Sust.