Die Stadt und die Kirchgemeinden von Sursee spannen bei der Integration von Migranten enger zusammen. Ein Leitbild soll die Zuständigkeiten klären, konkrete Projekte werden nun lanciert – etwa ein Job-Coaching.
Leitbilder sind in der Regel trockene Angelegenheiten. Oftmals werden sie aufwendig ausgearbeitet, verstauben dann aber in irgendeiner Schublade. In Sursee soll das nicht passieren. Zwar müsse man auch beim gestern vorgestellten Leitbild «Integration» der Stadt, der katholischen und der reformierten Kirchgemeinde noch konkrete Handlungsempfehlungen ausarbeiten. Doch von einem «Papiertiger» könne nicht die Rede sein, sagte Bildungs- und Kulturvorsteherin Heidi Schilliger Menz. Angesichts der konkreten, bevorstehenden Projekte, scheint die FDP-Stadträtin damit recht zu haben.
Doch von vorne. Das Leitbild soll der Stadt und den Kirchgemeinden als Grundlage dienen, wie sie Migranten gemeinsam bei der Integration unterstützen können. Über ein entsprechendes Leitbild verfügen sie zwar schon seit 2012. Darin fehlten aber etwa Themenfelder wie Flüchtlinge/Asyl, oder die Zuständigkeiten waren nicht geklärt. Diese Lücken im Leitbild bekamen die Verantwortlichen spätestens während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 zu spüren. «Wir waren sehr gefordert», blickt Schilliger zurück. In der Folge wurde das Papier überarbeitet, die Unklarheiten beseitigt. Nun enthält das Leitbild zum einen allgemeine Grundsätze, zum anderen aber auch sieben Handlungsfelder mit entsprechenden Leitsätzen, in denen konkret angepackt werden kann:
«Diese Handlungsfelder sind wegleitend für die Planung von konkreten Massnahmen für die kommenden Jahre», sagte Schilliger und fügte an: «Wir sind uns bewusst, dass es mit dem Leitbild nicht getan ist. Jetzt gilt es, zu handeln. Und das werden wir auch.»
Geplant ist etwa ein Job-Coaching für die Migranten einzuführen. Dafür sind im Budget 2019 der Stadt Sursee bereits Gelder eingestellt. Zudem läuft schon seit Jahren ein Projekt zur frühen Sprachförderung in der Spielgruppe, das in diesem Schuljahr in Zusammenarbeit mit der Schule intensiviert wurde. Dabei können die Spielgruppenleiterinnen auf die Fachkompetenz der ausgebildeten Lehrpersonen des Kindergartens zurückgreifen. Hier hat die Stadt ebenso die finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt – auch bei den Sprachkursen würden die kantonalen Mittel nicht ausreichen. Das wussten gestern die Vertreter der Kirche zu schätzen. Anton Kaufmann, Präsident der katholischen Kirchgemeinde, sagte: «Der Spracherwerb ist essenziell für die Integration.» Die Kirchen ihrerseits unterstützten Deutschkurse für Erwachsene.
Doch nicht nur neue Projekte werden anhand des Leitbildes nun umgesetzt. Auch die Bestehenden sollen weitergeführt werden, sagte Christian Marti, Präsident der reformierten Kirchgemeinde. Dazu gehört die bis zu 50-köpfige Arbeitsgruppe Flüchtlinge. Sie nimmt mit den Migranten Kontakt auf und vermittelt etwa eine passende Anstellung, eine Wohnung oder die Teilnahme in einem Verein. «Unsere Aufgabe ist es, den Migranten niederschwellige Zugänge zu schaffen», sagte Arbeitsgruppenleiter Fredi Banholzer. In den vergangenen drei Jahren hat die Gruppe 80 Erwachsene und 60 Kinder betreut.
Daran möchte man nun anknüpfen. Kirchgemeindepräsident Anton Kaufmann: «Von einer erfolgreichen Integration profitiert schliesslich die ganze Gesellschaft.»