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Vieles dreht sich im neusten Stück der Bühne Amt Entlebuch um Fleisch, Gemüse und Co. – doch in der Grossküche werden auch Träume und Ängste ausgebreitet. Im Rampenlicht steht unter anderem der Syrer Mohammed Ahmad.
Fleischstücke brutzeln, Gemüse gart, Fische werden filetiert, der Küchenchef administriert. Kellnerinnen eilen mit vollen Tellern weg, bringen leer gegessene zurück. Es eilt; schnell und immer schneller soll es gehen. Dazu der Rhythmus des Schwingbesens, das Klappern der Töpfe und der Teller, das Rauschen der Belüftung. Aufs Mal gespenstische Ruhe. Die Szenerie wird eingefroren. Das Fleischmesser hält inne, Schimpfwörter ersticken in der Kehle. Lichtwechsel. Nur vorübergehend. Schon geht es weiter.
Gebannt verfolgt der Zuschauer die Szenerie in der aufgebauten Grossküche mit den spiegelblanken Kochstationen in der Schüür Heiligkreuz. Die Bühne Amt Entlebuch spielt das Stück «Die Küche» von Arnold Wesker in der Mundartfassung und bearbeitet von Georges Müller.
Regisseur Schang Meier führt Regie. Ja, es gefällt ihm, was er da an der Hauptprobe zu sehen bekommt. Minutiös wurden die Abläufe eingeübt, mit konkretem Anschauungsunterricht vor Ort. Es ist denn auch eindrücklich, wie präzise und realistisch das Hantieren daherkommt, respektive gemimt wird. Man meint gar, den Braten zu riechen. Das scheinbare Durcheinander geschieht perfekt getimt.
Dazu wird auch mal deftig geflucht und geschimpft. Auch über den Patron Marango (Kurt Erni), der sich seinerseits ständig «sabotiert» sieht. Jeder in der Grossküche hat seine persönliche Geschichte. Gerade etwa Peter, «der Deutsche» (Matthias Muff), der immer wieder gefährlich ausrastet. Er unterhält zudem eine unglücklich-leidenschaftliche Beziehung mit der verheirateten Kellnerin Monique (Maria Portmann). Da ist auch der abgestumpfte Koch Max (Willy Portmann), der schon immer da gewesen ist und nur dank der Bierflasche besteht. Kein Wunder ist da der Jungkoch Conny (Sarah Jane Zamudio) nach dem ersten Arbeitstag «komplett erledigt». Da bleibt auch keine Lust, mitzutun, als es in einer ruhigen Minute philosophisch wird; statt Esswaren für eine Weile Träume, Ängste, Sehnsüchte ausgebreitet werden – quasi das Leben «angerichtet» wird.
Mittendrin im zumeist atemlosen Geschehen auf der Bühne ist der 53-jährige Syrer Mohammed Ahmad. Er lebt seit fünf Jahren im Entlebuch. Der gelernte Schneider spielt im Stück den Küchengehilfen Ciwan. «Wir wollen im Bereich Integration bewusst einen konkreten Schritt machen», sagt Astrid Sutter vom Vereinsvorstand. Mohamed Ahmed hat gern zugesagt. Er erzählt:
«Ich habe beruflich bedingt schon in meiner syrischen Heimat mit dem Theater Kontakt gehabt.»
Er fühlt sich im Ensemble «ganz gut» integriert. «Es ist schön, da viele neue Menschen kennenzulernen», sagt er. Seine Tochter hört lächelnd mit. Sie muss kaum übersetzen. Die Deutschkenntnisse reichen gut sowohl auf als auch hinter der Bühne.
Hinweis: Die Aufführungen finden vom 17. Mai bis am 22. Juni statt. Mehr Infos finden Sie hier.