Bei schönstem Wetter startete am Donnerstag das 7. Schweizer Kinder- und Jugendchorfestival. Nicht weniger als 60 Chöre treten auf – und begeistern das Publikum. Ein Augenschein in der Luzerner Altstadt.
Sie tragen schwarze T-Shirts, sind auf dem Luzerner Kornmarkt in mehreren Reihen aufgestellt und geben ihren Song «Salamibrot» zum Besten: die 33 Mädchen und Buben des Jugendchors Malters. Ihnen und den anderen 59 Chören mag man es von Herzen gönnen, dass Petrus Einsicht hat, und schon der Auftakt zum 7. Schweizer Kinder- und Jugendchor-Festival (SKJF) an Auffahrt bei schönstem Wetter stattfand. Egal, ob auf den offiziellen Festivalplätzen oder irgendwo dazwischen: Gesang ist allgegenwärtig. Die einen singen sich ein, die anderen hatten ihren Auftritt bereits.
So wie Selina Helfenstein vom Jugendchor Malters. Die Elfjährige singt bereits seit sechs Jahren in einem Chor.
«Mir gefällt die Musik, am liebsten singe ich schweizerdeutsche Lieder, denn das ist meine eigene Sprache.»
Nervös ist Selina vor Auftritten nur, wenn sie ein Solo hat. «Im vorherigen Chor habe ich ein paar Solos gesungen, beim Jugendchor habe ich mich noch nicht so richtig getraut», sagt sie. Musik spielt auch neben dem Chor im Leben der Elfjährigen eine wichtige Rolle: «Ich spiele noch Gitarre und ich bin in einer Band. Wir spielen Rock, zum Beispiel von AC/DC oder Deep Purple», erzählt sie.
Von Malters ist auch Brigitte Ineichen. Sie will sich den Jugendchor ihrer Wohngemeinde anhören, weil sie sich für Chormusik interessiert. «Ich singe selbst seit 35 Jahren in verschiedenen Chören. Singen tut gut und als ich nach Malters gezogen bin, habe ich so auch einfach Kontakt gefunden», erzählt die Rentnerin. Auch Julius Omachen vom Boys Choir Lucerne findet:
«Wenn man singt, ist man immer gut gelaunt. Ausserdem gefällt mir die Kameradschaft».
Im Halbstundentakt wechseln die Chöre auf dem Kornmarkt, dem Mühlenplatz und der Treppe der Hofkirche. Kaum stellt sich ein Chor zum Singen auf, bleiben zahlreiche Passanten stehen. Viele zücken das Handy, fotografieren und filmen, und bei bekannten Liedern hört man sogar einige mitsingen. Die meisten Zuschauer haben ohnehin keinen Festivalbändel, sondern sind zufällig auf das Festival gestossen.
So vielseitig die Musik ist, so vielseitig sind auch die Chöre. Die einen kleiden sich in dunkle Farben, singen klassische Literatur und wirken ernst beim Singen, die anderen tragen gestreifte Shirts und haben eine Handorgelspielerin mitgebracht – wie die Musikschule Rontal mit der Musikschule Konservatorium Bern. Hier singt Aarav Vellori aus Ebikon mit: «Der Auftritt lief gut. Zum Glück, denn wir haben noch einige Auftritte in den nächsten Tagen.» Der Zwölfjährige mag privat vor allem Rap, macht aber mit seiner Band, in der er Keyboard spielt, Rockmusik. «Ich bin seit fünf Jahren im Chor und übe etwa dreimal in der Woche Singen.»
Neo Neff vom Boys Choir Lucerne übt ausserhalb des Chors nur in der Stimmbildung. «Ich mag die coolen Leute im Chor, bin schon seit vier Jahren dabei. Wir singen zum Beispiel Volkslieder, Kinderlieder, aber auch Pop und Jazz», so der Zwölfjährige. «Daheim höre ich aber vor allem Deutsch-Rap».
Inzwischen singt die Musikschule Pfannenstiel aus Meilen auf dem Mühlenplatz. Für jedes Stück stellen sie sich anders hin. Erst wirken sie sehr feierlich in ihren festlichen Kleidern – die jungen Männer in Schwarz, die jungen Frauen in Dunkelblau mit grünem Gurt. Sie singen ein klassisches und ein rätoromanisches Stück, dann wechseln sie zu einem neuen Schweizer Volkslied, zu dem sie ein überraschendes Tänzchen wagen.
Am Kinder- und Jugendchorfestival fällt auf, dass generell viel mehr Mädchen als Buben in Chören engagiert sind – ausser natürlich es singt ein reiner Bubenchor. Helene Bidaut (14) vom Jugendchor 2 Konservatorium Winterthur führt das auf den Stimmbruch zurück. Denn auch in ihrem Chor singen nur fünf Knaben. «Und es gibt so ein komisches Klischee, dass Singen was für Mädchen sei», wundert sie sich. Die 14-Jährige singt seit sechs Jahren im Chor. Sie schätzt das Gemeinschaftsgefühl beim Singen im Chor: «Wenn wir zusammen singen, ist das schön», sagt Helene. «Ausserdem macht mich singen weniger traurig.»
Das 7. Schweizer Kinder- und Jugend-Chor-Festival in der Stadt Luzern geht am Freitag weiter und dauert noch bis am Samstag:
Singen auf Plätzen: Mühlenplatz, Kornmarkt, Hofkirche-Treppe. Freitag 14 bis 16 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr.
Singen auf Schiffen: Freitag zwischen 9.30 und 16.30 Uhr. Die Chöre steigen beim Bahnhofquai 1+2 ein und verlassen das Schiff beim Verkehrshaus/Lido. Begegnungskonzerte: Matthäuskirche, Kirche St. Anton, Kirchensaal Maihof. 12.30 bis 13.30 und 14.30 bis 15.30 Uhr. Kollekten am Ausgang.
Festivalkonzerte: Messe Luzern. Freitag, 20 und 22 Uhr. Samstag, 16 und 20 Uhr. Vorverkauf u. a. Messe Luzern.
Hinweis: Das vollständige Programm zum Festival finden Sie auf der folgenden Website: www.skjf19.ch