Lauwarmer Eistee, schales Bier, Cocktails mit Raumtemperatur: Diesen Übeln hat Silvan von Arx von der Hochschule Luzern für Technik & Architektur den Kampf angesagt – und gleich seine eigene Firma gegründet.
Das Problem begleitet die Menschheit seit mehreren Generationen. Eine lauwarme Cervisia verdarb bereits Obelix im Band «Asterix bei den Briten» die Laune. Bis heute gibt es kein durchschlagendes Rezept, um Getränke unterwegs lange kühl zu halten. Als Silvan von Arx (28) vor eineinhalb Jahren einmal mehr auf lauwarme Getränke zurückgreifen musste, beschloss er, sich dieses Problems anzunehmen.
Seine Voraussetzungen waren optimal: Von Arx hat an der Hochschule Luzern (HSLU) Maschinentechnik studiert und arbeitet nun an der HSLU für Technik & Architektur als Assistent am Kompetenzzentrum für Thermische Energiespeicher in Horw. Nun hat er ein Glas entwickelt, das die eingeschenkten Getränke abkühlt.
Das Prinzip ist einfach: In einem doppelwandigen Glas ist eine Flüssigkeit eingeschlossen. Das Glas wird im Gefrierfach gelagert. Schenkt man dann ein Getränk ein, taut die im Glas eingeschlossene Flüssigkeit auf und kühlt dabei das Getränk. Wärmeenergie vom Getränk wird auf die Kühlflüssigkeit übertragen. Dabei machte sich von Arx eine Eigenschaft zu Nutze, mit der er sich auch in seiner Forschung befasst: Ein Phasenübergang – etwa von fest zu flüssig – benötigt viel mehr Energie als eine blosse Erwärmung der Flüssigkeit. Mit einer kleinen Menge gefrorener Kühlflüssigkeit kann also eine grössere Menge des Getränkes gekühlt werden. Nach der Verwendung muss das Glas wieder für eine Stunde im Gefrierfach «geladen» werden. Immerhin kann man die Dauer des ersten Drinks nutzen, um schon mal weitere Getränke kühlzustellen.
Die Umsetzung seiner Idee war aber nicht ganz einfach: «Das Glas darf beim Gefrieren nicht zerspringen, es muss spülmaschinenfest und beliebig oft wiederverwendbar sein, und die Kühlflüssigkeit muss gesundheitlich unbedenklich sein», sagt von Arx. Das Ergebnis seiner Versuche war eine farblose Flüssigkeit auf Lebensmittelbasis, die bei –4 Grad gefriert und sich dabei kaum ausdehnt. Dabei gebe es «eine sehr schöne Kristallstruktur». Den grössten Vorteil gegenüber klassischen Eiswürfeln sieht er darin, dass die Getränke nicht verwässern.
Bei von Arx zu Hause in Neuendorf SO sind die Gläser nun seit einem Jahr im Einsatz. Die ersten Abnehmer fanden sich im Freundes- und Familienkreis, doch er sah mehr Potenzial in seiner Entwicklung. Bei «Smart-up», einem Projekt der HSLU zur Förderung sogenannter Start-up-Firmen, erhielt er Unterstützung in unternehmerischen Fragen. «Das war sehr wichtig für mich. Das Technische macht bei einem solchen Projekt nämlich nur einen kleinen Teil aus.» Inzwischen verkauft von Arx die Gläser über seinen eigenen Webshop, einige Getränkehändler haben sie in ihr Sortiment aufgenommen. Auch Gastronomiebetriebe hätten Interesse angemeldet.
Silvan von Arx hat sein Unternehmen von Beginn weg selbst finanziert. Inzwischen hat er sein Pensum an der HSLU auf 80 Prozent reduziert und gemeinsam mit seiner Partnerin Ibolya Kovacsova die Scaloric GmbH gegründet. Zu Hause betreiben sie eine kleine Produktionsstätte, in der die Gläser gefüllt, verschlossen, verpackt und versandt werden – zurzeit noch in Handarbeit. «Die Idee ist, das dann irgendwann zu automatisieren», sagt von Arx.
Derzeit verfolgt er aber noch andere Pläne. Er will sein Angebot vergrössern. Unter dem Markennamen «Cool Down Drink» sind zurzeit Trinkgläser in zwei Grössen und eine Dessertschale erhältlich. Nun arbeitet von Arx an der Entwicklung von weiteren Produkten zum Kühlen und Wärmen – für den privaten wie für den industriellen Gebrauch. Die Details seien aber noch nicht spruchreif.
Manuel Burkhard