Das Gottlieb Duttweiler Institut hat die Megatrendsetter der Welt erkoren. Wirtschaftsprofesser Ernst Fehr von der Universität Zürich und der emeritierte St. Galler Ökonom Hans-Christoph Binswanger reihen sich in die Liste der einflussreichsten Denker unserer Zeit ein.
Einer der hellsten Köpfe der Gegenwart arbeitet in der Schweiz. Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr von der Universität Zürich rangiert auf dem 32. Rang des Thought-Leader-Index, den das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) neu publiziert hat. Und Hans-Christoph Binswanger schaffte es auf Rang 35 (siehe Liste). Der gebürtige Zürcher war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 Wirtschaftsprofessor an der Kaderschmiede Hochschule St. Gallen.
Fehr und Binswanger sind damit gemäss dem GDI als Vordenker noch einflussreicher als der US-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman oder Nassim Taleb, der mit dem Buch «Der schwarze Schwan» Weltruhm erlangte.
Das GDI hat das Intellektuellen-Ranking in diesem Jahr zum ersten Mal publiziert. An der Spitze rangiert der wenig bekannte US-Wissenschaftler Richard Florida. Dass der Name in einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt ist, kommt nicht von ungefähr. Gemäss den Verantwortlichen des Vordenkersindex’ zeichnet sich die heutige Wissens- und Denker-Welt nämlich gerade durch ihre Disparität aus. Das heisst: Viele Denker geniessen in ihrem Umfeld ein hohes Ansehen, sind aber in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt.
Grosse Ideen fehlen
Statt des Universal-Genies dominiert heute der Fachexperte. «Die Zeit der grossen Wissenschaftsstars scheint vorbei», schreibt das GDI in einer Pressemitteilung. Kleine Ideen und unbekannte Forscher würden wichtiger, grosse Ideen und Denker unwichtiger, so das GDI weiter.
Fehr, der Ökonom aus Zürich, geniesst in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf. Immer wieder wurde er in den vergangenen Jahren als Kandidat für den Nobelpreis für Wirtschaft gehandelt. Dank seinen Forschungsarbeiten hat Fehr das Department of Economics der Universität Zürich zu einem international anerkannten Institut gemacht, wie unlängst der Schweizer Wirtschaftshistoriker Hansjörg Siegenthaler im Gespräch mit der «Nordwestschweiz» sagte.
Binswanger machte sich in breiteren Kreisen einen Namen unter anderem mit seiner Deutung der Geldtheorie in dem Faust-Drama von Johann Wolfgang von Goethe. Er war der Doktorvater von Josef Ackermann, dem ehemaligen Chef der Deutschen Bank und heutigen Verwaltungsratspräsident der Zurich Insurance Group.
Marx immer noch sehr wichtig
Ausgewählt wurden die Denker au dem Universum von rund 70 Personen, die das GDI auf Basis aktueller Best-of-Listen, Bestseller-Listen bei Amazon und der Befragung von Experten ausgesucht hat. Es mussten lebende Persönlichkeiten sein, die sich in ihrer Forschung mit zukünftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen befassen und überdisziplinär denken.
Zudem wollte das GDI wissen, von welchen Denkern die heutige Intellektuellen-Generation am stärksten beeinflusst ist. Das von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler gestiftete Institut, das sich der Erforschung von Zukunftstrends verschrieben hat, befragte dazu die Autoren der Institutspublikation «GDI Impuls». Am meisten genannt wurden der Begründer des Marxismus' Karl Marx, der deutsche Soziologe Niklas Luhmann und der französische Philosoph Michel Foucault.