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Wieso das iPhone 4S kein Flop aber auch keine Sensation ist

Seit einem Monat ist es am Markt, Apples iPhone. Hält das Gerät, was es verspricht? Bewährt es sich im täglichen Einsatz. Lohnt sich der Wechsel auf ein 4S oder wartet man lieber gleich aufs iPhone 5? az hat es auf Herz und Nieren getestet.

André Zeiger
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iPhone 4S

iPhone 4S

Keystone

Alle haben auf ein iPhone 5 gewartet, und heraus gekommen ist ein iPhone 4s. Die Enttäuschung war bei vielen gross, insbesondere weil mit einem anderen Display oder neuem Formfaktor gerechnet wurde.

Zuerst der Formfaktor. Die Beibehaltung des Gehäusedesigns stellt in gewisser Weise einen wirklichen Vorteil dar, insbesondere in Bezug auf das Display, dass von seiner Auflösung im Vergleich zum iPhone 4, gleich geblieben ist. Der Android Markt hat mit einer wachsenden Fragmentierung besonders bei der Displaygrösse zu kämpfen. Durch die wachsende Anzahl der Display-Varianten, müssen Entwickler für jedes Display Anpassungen vornehmen, oder das Design flexibler gestalten. Das macht es teuer und aufwändig. Letztendlich resultiert daraus ein Nutzen für den Endanwender, denn das iPhone konnte mit seinen Applikationen von Anfang an gegen die Konkurrenz auftrumpfen. Die Beibehaltung des Formfaktors ermöglicht es, dass nicht für das iPhone 4s optimierte Software immer noch ohne Anpassungen oder Einschränkung läuft. So steht dem Anwender ein weiterhin schier endloses App-Angebot zur Verfügung. Das Ökosystem aus iTunes Store, Betriebssystem und Hardware-Kontinuität ist ein zentraler Vorteil des iPhones, der von Apple gezielt gepflegt wird.

Viel schneller

Aber nun zur Hardware, das neue iPhone verfügt wie das iPad 2, über einen Dual-Core A5 Prozessor, und verleiht dem Telefon mehr Leistungsfähigkeit, was vor allem bei Spielen, dem Starten von Programmen, oder z.B. beim öffnen von Anhängen in Mail spürbar ist. Hat man sich erst einmal an den Geschwindigkeitszuwachs gewöhnt, möchte man ihn natürlich nicht mehr missen.

Die Rechen- und Grafikleistung kombiniert mit Airplay bieten viel Potenzial für Spieleentwickler, und könnte sobald genug interessante Titel verfügbar sind Handhelds von Nintendo und Sony weiter in Bedrängnis bringen. Denn mit Airplay können sofern ein Apple TV zur Verfügung steht, drahtlos alle Inhalte an einen Fernseher gestreamt werde. Neu ist auch, dass alle Entwickler nun auf die Airplay Funktion Zugriff haben, und auch alle Inhalte über Airplay dargestellt werden können. Das schafft Möglichkeiten, die wir von WII und PSP, mit ihren über Bewegungssensoren gesteuerte Controller kennen.

Beim Safari Browsertest kann man ebenfalls den Geschwindigkeitsvorteil spüren, auch wenn Android hier teilweise bessere Werte erzielt. Generell kommt die verbesserte Antennenkonstruktion dem iPhone 4s zu gute, denn nicht nur Rechenleistung ist für eine schnelle Darstellung wichtig, sondern eine hohe Datenrate. In unseren Tests war der Empfang mit dem iPhone 4s deutlich besser als beim iPhone 4.

Die Kamera ist ein wirklicher Fortschritt, dies bezieht sich nicht nur auf die Auflösung von nun 8 Megapixeln, optimierter Optik, sondern vor allem auf die Geschwindigkeit. Dies macht sich bei der Dauer bis zum ersten Bild, als auch bei Serienfotografie bemerkbar. Wenn man sich Statistiken anschaut, wie viele Bilder von iPhones im Web bereit gestellt werden, dann sieht man dass schon heute Smartphones Kompaktkameras vielfach ersetzten. Nebenbei erwähnt, werden jetzt auch 1080p HD Video Aufnahmen unterstützt.

iOSS 5 macht Computer ein wenig überflüssiger

Durch das Update auf iOS 5 braucht man endlich keinen Computer mehr um das Telefon zu aktivieren, oder einzurichten. Auch iOS Software Updates können direkt auf das Gerät geladen werden. Dieser Schritt war überfällig und Android nutzer kennen diese Funktion schon lange. Für automatische Backups und Wiederherstellung des iPhones steht iCloud zur Verfügung. Mittels iCloud werden alle persönlichen Daten wie Musik (momentan noch nicht in der Schweiz), Fotos, Dokumente und mehr im Netz gespeichert und drahtlos an alle Geräte gepusht, die mit dem iTunes Account verknüpft sind.

Der Dienst iTunes Match, der es zusätzlich ermöglichen soll, die eigene Musiksammlung im Internet abzurufen hat auch noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen und ist vorerst nur in den USA verfügbar, wenn überhaupt. Als Apple am Montagabend in den USA damit startete, ist der Dienst plötzlich wieder zusammengebrochen. Durch die hohe Zahl gleichzeitiger Anmeldungen, konnten zeitweise überhaupt keine Anmeldungen mehr entgegen genommen werden. Wenn er in der Schweiz einmal verfügbar sein wird, soll die eigene Musiksammlung inklusive allen nicht in Apples iTunes Store gekauften Titeln auf jedem beliebigen Gerät mit Internet-Zugang abgespielt werden können.

Siri versteht mich ziemlich gut

Nun zur Siri, die Spracherkennungssoftware die momentan exklusiv dem iPhone 4s vorbehalten ist. In unseren Tests hat Siri recht gut funktioniert und stellt einen spannenden Ansatz dar. Wenn man sich zurück entsinnt, hat Apple mit dem Newton einmal versucht mittels Schrifterkennung die Nutzer Interaktion zu vereinfachen, mit der Spracherkennung und der intelligenten Assistenzfunktion fährt Apple einen neuen Ansatz. Spracherkennung ist bei einem Telefon eigentlich recht naheliegend, zumindest naheliegender als eine Texteingabe. Ob der Dienst wirklich genutzt wird und zu einem Kernfeature von iOS wird, muss die Zeit zeigen. Siri konnte recht gut unsere Eingaben erkennen und vermittelte einen recht hohen Grad an Interaktion. Ein Nachteil von Siri ist jedoch die Notwendigkeit einer Netzverbindung, aber das sollte in Zukunft wohl immer weniger ein Problem sein. Bei durchschnittlicher Nutzung sollte das Datenvolumen nur bei einigen Megabyte liegen.

Nun noch zu den ersten Kinderkrankheiten, einer Sicherheitslücke durch Siri beim aktivieren im gesperrten Display oder schlechte Akku-Laufzeit. Bisher hat noch jedes Problem bei den iPhones eher die Aufmerksamkeit erhöht, als den Absatz zu gefährden. So hat Apple auch schon wieder neue Rekorde bei den Absatzzahlen bekannt gegeben.

Teuer, macht aber Freude

Mit dem Software Update auf iOS 5.0.1 wurden die Fehler wie Batterielaufzeit, sowie die Sicherheitslücke von Siri behoben.

Fazit: Im Anbetracht der Kosten eines iPhones muss man sicherlich nicht von einem iPhone 4 auf ein 4s updaten. Wer sich jedoch ein iPhone 4s zulegt, wir bestimmt seine Freude damit haben und die neuen Features zu schätzen wissen. Gegen die Android Konkurrenz hat Apple durch ein Gesamtpaket aus Hardware, Software und Services wieder einen Vorsprung geschafft. Ob dieser bis zur iPhone 5 Präsentationausreichen wird, hängt davon ab, was Hersteller wie HTC und Google bringen werden.