Pro & Contra
Sollen Mohrenköpfe aus den Regalen der Detailhändler verschwinden?

Die Migros, Manor und Volg nehmen die Mohrenköpfe wegen ihres Namens aus den Regalen. Ist das Vorgehen der Detailhändler richtig?

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Ihr Geschmack ist unumstritten, um ihren Namen hingegen wird seit Jahren gestritten: Die Mohrenköpfe des Aargauer Produzenten Dubler.

Ihr Geschmack ist unumstritten, um ihren Namen hingegen wird seit Jahren gestritten: Die Mohrenköpfe des Aargauer Produzenten Dubler.

Gaetan Bally / KEYSTONE

PRO – Redaktor Pascal Ritter: «Auf den Müllhaufen der Geschichte damit»

Pascal Ritter

Pascal Ritter

Sandra Ardizzone / INL

Es ist gut, dass Migros, Manor und andere Detailhändler den «Mohrenkopf» aus dem Regal genommen haben. Der Name gehört auf den Müllhaufen der Sprachgeschichte, gleich neben das N-Wort für Schwarze. Um das einzusehen, braucht es weder historische Begriffsforschung zum Wort «Mohr» noch Rassismusabklärungen in der Kundschaft.

Es reicht, einer Person zuzuhören, die keine weisse Hautfarbe hat. «Als Kind hat mir das Wort ‹Mohrenkopf› immer einen Stich versetzt», schreibt Lukas, der halb Schweizer und halb Nigerianer ist, auf «Watson». Es gehe dabei gar nicht so sehr um den einzelnen Begriff, sondern um «die Summe an Diskriminierungen, die einem permanent das Gefühl geben, weniger wert zu sein».

Die, die jetzt aus Solidarität mit den Fabrikanten «Mohrenköpfe» verteilen, sollten sich fragen, ob es wirklich zu viel verlangt ist, eine Süssigkeit «Schokokuss» statt «Mohrenkopf» zu nennen, wenn dadurch Schwarze im Alltag wenigsten einen Stich weniger verspüren? Dubler und Konsorte waren zudem gewarnt. Vor drei Jahren verlangte eine Online-Petition einen neuen Namen für den «Mohrenkopf». Es ist darum fair und verhältnismässig, wenn Händler den Namen nun, da das Thema mit neuer Dringlichkeit aufkommt, endlich verbannen.


Fabian Hock.

Fabian Hock.

Sandra Ardizzone / INL

CONTRA – Redaktor Fabian Hock: «Das soll der Konsument»

Die Migros hat den Anfang gemacht und den Dubler- «Mohrenkopf» aus ihren Regalen geräumt, andere Detailhändler zogen nach. Mit heroischem Kampf gegen Diskriminierung hat das wenig zu tun. Der Entscheid der Migros folgt einem anderen Muster: Ein milliardenschwerer Konzern kuscht vor einer kleinen, aber sehr lauten Minderheit, der die Umerziehung der Gesellschaft gar nicht schnell genug gehen kann.

Im Fall Dubler reichte ein empörter Tweet aus, um die Migros in die Knie zu zwingen. «Wir erachten den Namen nicht mehr als zeitgemäss», kommentiert die Migros die Auslistung. In einer mündigen Gesellschaft, die die schweizerische glücklicherweise ist, sollte das jedoch jeder Konsument für sich selbst entscheiden dürfen. Die Migros muss ihm diesen Entscheid nicht abnehmen. Zumal «Mohrenkopf»-Chef Robert Dubler seinen Standpunkt glasklar gemacht hat: «Solange ich lebe, bleibt der Name.»

Wer findet, das sei falsch, der meidet eben den «Mohrenkopf» und kauft ein Konkurrenzprodukt. So viel Eigenverantwortung ist den Bürgern auch – oder gerade – bei heiklen Themen wie Rassismus und Diskriminierung zuzutrauen. Moralisierung und vorauseilender Gehorsam eines Grosskonzerns dagegen sind hier, einmal mehr, überflüssig.