Der Pharma-Multi Roche kämpft in Grossbritannien gegen die Zulassung des eigenen Medikaments Avastin. Damit würde die Therapie gegen Alters-Erblindung statt 750 Pfund nur 50 Pfund kosten. Roche will lieber ein anderes, teureres Medikament vermarkten.
In England bahnt sich eine kleine Revolution an: Die staatliche Krankenkasse soll ein unlizenziertes Medikament unter die Leute bringen.
Das National Institute for Health and Clincal Excellence (Nice) will dem National Health Service (NHS) das Roche-Medikament Avastin zur Abgabe gegen Erblindung erlauben, ohne dass die Firma dafür in Grossbritannien um eine Lizenz ersuchte. Nice bestimmt, welche Medikamente die staatlich versicherten Briten durch NHS erhalten.
Avastin ist gegen Krebs-Krankheiten in England zugelassen. Ein Nebeneffekt von Avastin ist jedoch, dass es gegen die häufige Alterserblindung hilft. Doch davon will Roche nichts wissen. Denn die Roche-Tochter Genentech hat dafür auch ein Mittelchen - Lucentis - das aber um ein Vielfaches teurer ist.
Pharma-Industrie macht auf Angst
Avastin gegen Blindheit kostet etwa 50 Pfund pro Einsatz, Lucentis dafür 750 Pfund. Lucentis ist so lukrativ, dass die Basler Novartis, die in England Lucentis vermarktet, für jeden Patienten zahlt, der das teure Medikament mehr als 14 mal einsetzen muss, berichtet «The Guardian».
Nun haben die englischen Behörden genug. Nice will das Medikament Avastin für Augenbehandlungen ohne offizielle Lizenz in England flächendeckend durch die Krankenkasse NHS anbieten lassen.
Doch Roche macht auf Angst: Ohne deren Segen sei die Sicherheit von Avastin bei der Augenbehandlung nicht gewährleistet, findet die Firma - und Hilfe gebe es von Roche nicht. Eine Lizenz für diese Behandlung kommt für Roche wegen «Firmen-Überlegungen» schon gar nicht in Frage.