Onlinehandel
Kampf dem Päcklimüll – Migros-Tochter Digitec reagiert auf Öko-Kritik

Der Versandhändler macht nun selber Kartonschachteln, um Füllmaterial zu sparen.

Rebekka Balzarini
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Neue Verpackungsmaschine der Migros-Tochter Digitec im Einsatz.

Neue Verpackungsmaschine der Migros-Tochter Digitec im Einsatz.

Thomas Kunz

Der Online-Handel boomt, entsprechend herrscht in den Lagern der Händler Hochbetrieb. Die bestellten Artikel müssen möglichst schnell zu den Kunden gelangen. Natürlich ohne Schäden, das versteht sich von selbst. Das führt manchmal dazu, dass das neue Handy in einem Karton ankommt, der so gross ist wie eine Schuhschachtel. Zusammen mit dem neuen Smartphone wird also gleich noch eine Menge Füllmaterial mitgeliefert, das später im Müll landet. Bei der Migros-Tochter Digitec Galaxus soll damit jetzt Schluss sein. Jedenfalls bei Artikeln, die nicht zerbrechlich sind.

Mit «Packy» gegen Abfall

Der Onlinehändler hat in diesem Herbst zwei neue Verpackungsmaschinen in Betrieb genommen. Neu können im Zentrallager in Wohlen AG rund 85 Prozent des Sortiments automatisch verpackt werden. Der Clou dabei: Die Maschine ist dazu in der Lage, die einzelnen Bestellungen mit massgeschneiderten Kartonschachteln zu umschliessen. Dafür scannen die Maschinen den Artikel und schneiden einen passenden Karton zurecht. Mit den neuen Maschinen fällt in den Digitec-Paketen in Zukunft das Füllmaterial weg. Das mache nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch Sinn, so Mediensprecher Alex Hämmerli in einer Mitteilung.

In der Vergangenheit habe man immer wieder Rückmeldungen von Kunden erhalten, die sich über die Luftschlangen in den Paketen beschwerten. Das Migros-Onlinewarenhaus ist nicht der einzige Händler, der versucht, das Verpackungsmaterial zu reduzieren. Auf Anfrage geben auch Firmen wie Amazon, die Coop-Tochter Microspot, Mediamarkt und Brack an, bei ihren Sendungen möglichst auf überflüssige Verpackungen zu verzichten. Amazon etwa verschickt Artikel in grössenverstellbaren Kartons, um Füllmaterial zu reduzieren. Zusätzlich werden bei Amazon bestellte Waren in vollständig recyclebaren Verpackungen geliefert.

Greenpeace fordert mehr

Stellen einsparen wolle Digitec mit den neuen Maschinen nicht, betont Digitec-Sprecher Hämmerli auf Anfrage. Die Maschinen seien nötig geworden, weil Digitec in den letzten Jahren stark gewachsen sei. In Spitzenzeiten würden in Wohlen bis zu 27'000 Bestellungen pro Tag verarbeitet. Die Maschinen schaffen es, pro Stunde 1400 Artikel zu verpacken. Die Mitarbeiter werden laut Hämmerli durch die neuen Maschinen entlastet und können sich darauf konzentrieren, zerbrechliche oder sehr grosse Gegenstände von Hand einzupacken.

Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Müll produzieren. Das sagt Daniela Walker von der Umweltorganisation Greenpeace. Deshalb begrüsse man die Bemühungen von Onlinehändlern, die Verpackungen reduzieren wollen. Aber: «Nur mit neuen Kartons ist noch nichts gegen die Abfallproblematik getan. Es braucht mehr Mehrweg-Verpackungen und insgesamt weniger Abfall.»