Ein Familienbetrieb unterscheidet sich von einer Publikumsgesellschaft darin, dass Menschen aus Fleisch und Blut dahinterstehen, die Freude an ihren Produkten haben und Visionen, für die sie persönliche Risiken eingehen.
Am Donnerstag feierte, wer Rang und Namen hat in der Branche, bis spätnachts das 175-Jahr-Jubiläum der AZ Medien: Tamedia-Verleger Pietro Supino, NZZ-CEO Albert P. Stäheli, SRG-Generaldirektor Roger de Weck, Verleger Charles von Graffenried, Ringier-Publizist Frank A. Meyer, Radio-Pionier Roger Schawinski und viele mehr. Dass sie alle nach Baden reisten, ist kein Zufall. Und dass sie sich alle für dieses Medienunternehmen interessieren, ebenso wenig: Es gehört zur rar werdenden Art derjenigen, die mehrheitlich einer Familie gehören. Das übt eine gewisse Faszination aus.
Ein Familienbetrieb unterscheidet sich von einer Publikumsgesellschaft darin, dass Menschen aus Fleisch und Blut dahinterstehen, die Freude an ihren Produkten haben und Visionen, für die sie persönliche Risiken eingehen. Sie verkörpern das Gegenteil von anonymen Investoren, die einzig eine möglichst hohe Rendite erwarten. Ein Unternehmer hört auch mal auf seinen Bauch - oft braucht es eine Idee, die alle für verrückt halten, um etwas wirklich Grosses zu schaffen.
Die «Handelszeitung» schrieb einmal treffend: «In inhabergeführten Familienunternehmen ist das grösste ‹Asset› zweifelsohne der Unternehmer selbst. Durch sein Engagement, seine Identifikation und sein Verantwortungsbewusstsein ist er der Herzmuskel und Motor dieses lebenden Organismus.»
Familienaktionäre denken langfristig
Diese «lebenden Organismen» sind oft auch wirtschaftlich erfolgreich, wie verschiedene Studien feststellen. Ernst & Young hat ausgerechnet: Wer 1990 100 Franken in die börsenkotierten Schweizer Familienunternehmen investiert hatte, war 15 Jahre später im Besitz von 516 Franken. Dieselbe Investition in Nichtfamilienunternehmen hat nur zu 302 Franken geführt. Der wichtigste Grund: Familienaktionäre denken in der Regel langfristig und nicht in Quartalsabschlüssen - das zahlt sich aus.
1836 startete Josef Zehnder als Zeitungsverleger. Am Donnerstag sass sein Ururenkel Peter Wanner mit seiner Gattin und den vier erwachsenen Kindern auf der Bühne für ein Familiengespräch - das Highlight des Abends. Maja Wanner auf die Frage, was ihren Mann besonders auszeichne: «Sein Optimismus!», sagte sie. «Es kann noch so viel Ärger geben, mein Mann bleibt optimistisch und schläft immer gut.» Auch das zeichnet Familienunternehmen aus: eine gewisse Gelassenheit.