Startseite
Wirtschaft
Die SBB wollen zusammen mit Trenitalia die Nachtzugverbindung Zürich-Rom aufleben lassen. Früher als angekündigt könnte der Zug fahren – allerdings ohne den versprochenen Halt in der Bundesstadt.
Mit einem Chlaussäckli verabschiedeten Gewerkschafter im Dezember 2009 die Passagiere des letzten Nachtzug auf der Strecke Zürich-Rom. Die SBB stellten die Verbindung aus wirtschaftlichen Gründen ein – unwiderruflich, wie es damals hiess. Doch der Samichlaus hat offenbar die Wünsche der Nachtzug-Fans erhöht: Der Zug kehrt zurück. Per Ende 2022 soll er wieder verkehren, teilte die Bahn letztes Jahr mit. Wie CH Media weiss, könnte es sogar noch schneller gehen. Schon in wenigen Monaten könnte der Zug wieder unterwegs sein.
Das bestätigt eine SBB-Sprecherin auf Anfrage. «Wir rechnen mit der Inbetriebnahme der Verbindung frühestens im Frühling 2022», sagt sie. «Sie wird in Partnerschaft mit Trenitalia betrieben. Es soll Rollmaterial von Trenitalia zum Einsatz kommen.»
In Bahnforen wie «Drehscheibe Online» wird bereits über den Laufweg des Zuges spekuliert. So soll dieser den Namen «Mare Tirreno» erhalten und dementsprechend dem Tyrrhenischen Meer entlang nach Rom führen. Der Zug würde damit auf einer landschaftlich sehr attraktiven Strecke auch Genua, Pisa und Livorno erschliessen – anders, als der frühere Nachtzug von Zürich nach Rom, der über Bologna und Florenz fuhr.
Auf den Zügen sollen demnach ältere Wagen der Firma Polaris zum Einsatz kommen, die für Trenitalia auch die «Intercity Notte» innerhalb Italiens betreibt. Sie sollen noch etwas für ihren Schweizer Einsatz aufgemöbelt werden, etwa mit geschlossenen WCs. Sie haben aber einen entscheidenden Nachteil: Sie erfüllen gewisse Anforderungen nicht, um in der Schweiz den Lötschberg-Basistunnel benutzen zu dürfen.
Ein weiterer Nachteil: Mit diesen Wagen könnten keine Pendelzüge gebildet werden. Darunter werden Züge mit einem Steuerwagen auf der einen und einer Lokomotive auf der anderen Seite verstanden. Solche Züge können schnell gewendet werden, weil es keine Rangiermanöver braucht. Weil das bei den neuen Nachtzügen laut den Spekulationen nicht der Fall ist, könnte der von den SBB ursprünglich versprochene Halt des Zuges in Bern scheitern. Dort müsste er die Richtung wechseln, wenn er von Zürich her kommt und in Richtung Brig weiterfährt.
Noch sei nicht sicher, ob der Halt in Bern tatsächlich nicht klappt, sagt die SBB-Sprecherin. «Der Fahrplan und die Trassierung eines neuen Nachtzugs von Zürich nach Rom sind stark von dem verfügbaren Rollmaterial und dessen Einsetzbarkeit, beispielsweise für den Lötschberg-Basistunnel oder die Schnellfahrstrecke nach Zürich, abhängig», sagt sie. «In den verschieden Varianten, welche wir derzeit mit Trenitalia prüfen, sind daher auch eine Führung über die Lötschberg-Bergstrecke und ein Halt in Zollikofen alternativ zum Bahnhof Bern enthalten.» Zum Angebotskonzept und den weiteren Schritten könne die Bahn derzeit aber noch keine Aussage tätigen.
Mit dem Nachtzug Zürich-Rom stärkt die SBB ihre Position auf den Verbindungen ins südliche Nachbarland weiter. So erhalten etwa die Direktzüge von Zürich nach Bologna Ende Jahr bessere Fahrzeiten. Schon ab Ende Jahr könnte zudem eine tägliche Verbindung von Zürich nach Sestri Levante als Verlängerung der bestehenden Route nach Genua in Betrieb gehen (CH Media berichtete). Die Abklärungen dazu seien aber noch nicht abgeschlossen, heisst es bei den SBB.
«Die SBB wird das Angebot im internationalen Personenverkehr über die nächsten Jahre deutlich ausbauen. Dazu prüfen wir aktuell mehrere Möglichkeiten, das Fahrplanangebot auch zu touristisch bedeutsamen Destinationen wie beispielsweise Sestri Levante in Ligurien zu verlängern», so die Sprecherin.
Ein kleines Problem stellt sich allerdings bei den Zügen sowohl nach Bologna als auch nach Genua und allenfalls nach Sestri Levante: In Milano fahren sie nicht den zentral gelegenen Bahnhof Milano Centrale an, sondern die Bahnhöfe Lambrate und Rogoredo. Grund dafür sind laut den SBB fehlende Gleiskapazitäten im Mailänder Hauptbahnhof.
Über Mailand hinaus dürfen die SBB-Züge der Hersteller Alstom und Stadler zudem nicht auf die italienischen Schnellfahrstrecken, weil sie die dafür erforderlichen Geschwindigkeiten von 300 Kilometern pro Stunde im kommerziellen Betrieb nicht erreichen. Das wurde bereits letztes Jahr bekannt – und bleibt so: in den nächsten Jahren ist laut den SBB nicht damit zu rechnen, dass die Züge in Italien auf diese Strecken dürfen. Nach Italien heisst es mit dem Zug deshalb vermehrt: Zwar nicht superschnell, aber dafür direkt.