Kasernenareal
Zukunft soll Leben in die Stadt Zürcher Kaserne bringen

Das Kasernenareal soll in drei Bereiche aufgeteilt werden: Ein Teil soll dem Gewerbe und der Kultur zukommen (Zeughäuser), ein weiterer der Öffentlichkeit (Wiese) und der dritte im Besitz des Kantons verbleiben (Militär- und Polizeikaserne).

Oliver Graf
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Kasernenareal.

Kasernenareal.

Matthias Scharrer

Voraussichtlich 2020 zieht die Kantonspolizei Zürich in das neue Polizei- und Justizzentrum beim Güterbahnhof. Damit wird ein Grossteil des Kasernenareals im Kreis 4 frei.

Dieses ist «aufgrund seiner zentralen Lage und Grösse ein bedeutendes Areal im Stadtzentrum», sagte Regierungsrat Markus Kägi (SVP) gestern an einer Medienorientierung. Seit Jahren planen Kanton und Stadt deshalb, wie sich das grosse Gelände umnutzen liesse. Nach drei sogenannten Beteiligungsverfahren, an denen bis zu 200 interessierte Bürger teilgenommen hatten, liegt nun ein erster Entwurf des Masterplans vor, der die weitere Nutzung und den Betrieb definieren soll.

Die Leitidee, die diese Plan zugrunde liegt, lautet: «Das Kasernenareal ist ein städtischer und regionaler Magnet, der einen Bezug zum Quartier hat und gleichzeitig über die Stadtgrenzen hinaus strahlt», wie Stadtrat André Odermatt (SP) ausführte. Das gesamte Areal soll laut dem Zürcher Hochbauvorstand «ein lebendiger, möglichst allen zugänglicher Arbeits-, Begegnungs- und Erholungsort» sein. Und es soll von «Bildungs- und Freizeitnutzungen, kleineren Gewerbebetrieben, kulturellen Nutzungen sowie Nutzungen mit sozialer Ausrichtung» geprägt sein.

Konkret sieht der am Dienstagabend der Öffentlichkeit vorgestellte Masterplan drei Teilbereiche vor. Diese drei Teile ergeben ein sinnvolles Ganzes, sagte Baudirektor Kägi.

Der Kanton wird die beiden Kasernengebäude an der Kasernenstrasse weiterhin nutzen. In die oberen Geschosse der Militärkaserne zieht das Bildungszentrum für Erwachsene ein, das im Seefeld Mittelschuleinrichtungen Platz machen wird. Das Erdgeschoss soll einer «publikumsorientierten Nutzung» zugeführt werden - denkbar ist etwa ein Restaurationsbetrieb. «Das Erdgeschoss soll, wie dies auch auf dem gesamten Areal vorgesehen ist, offen und frei zugänglich sein», sagte Stadtrat Odermatt. Die Polizeikaserne wird bis auf weiteres durch die Kantonspolizei genutzt. Im neuen Polizei- und Justizzentrum (PJZ) können nicht alle Dienste konzentriert werden, wie die Regierung vor den Sommerferien überraschend bekannt gegeben hatte. Unter anderem das Kommando wird auf dem Kasernenareal verbleiben.

Kaserne: Polizeigefängnis

Kaserne: Polizeigefängnis

Matthias Scharrer

In den Zeughäusern sieht der Masterplan eher «kleinflächige Nutzungen» vor, wie sie heute teilweise schon bestehen. Im Vordergrund stehen dabei Gewerbe, Kultur und soziale Einrichtungen. Regierung und Stadtrat sprechen davon, dass das Areals «kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert geführt werden».
Die Kasernenwiese soll zu einem zentralen Freiraum werden. Das 1994 bewilligte provisorische Polizeigefängnis kann dank des PJZ-Neubaus abgebrochen und die Umzäunung aufgehoben werden. Damit wird die gesamte Wiese wieder frei, wie sie es Ausgangs des 19. Jahrhunderts schon war. «Der Zeughaushof und die Kasernenwiese sind vielseitig und ganzjährig nutzbare Freizeitorte und stadtteilverbindende Freiräume», sagte Odermatt. Die Fläche sei riesig. Die Wiese werde zu einem offenen Stadtpark für das Quartier. Und: «Sie wird zum Central Park von Zürich.» Die offene Anlage soll aber nicht zu einer 24-Stunden-Party-Zone werden, sagte Odermatt.

Die Kosten sind noch offen

Der Entwurf des Masterplans wird bis Ende Jahr in eine definitive Fassung überführt. Danach werden Regierungs- und Stadtrat ein «gemeinsames Handlungsprogramm» verabschieden. Während der Kanton die beiden Kasernen behalten wird, dürfte er das Zeughaus-Geviert im Baurecht und die Wiese im Gebrauchsrecht an die Stadt abgeben.

Offen ist, wie teuer die Umnutzung Kanton und Stadt zu stehen kommen wird. «Die Gebäude sind, da sie lange nicht mehr saniert wurden, in einem schlechten Zustand», sagte Markus Kägi. Dies eröffne gewisse Chancen, indem etwas mehr Freiheiten bei der Umnutzung bestünden. Aus Denkmalschutzgründen sei der Spielraum allerdings sehr eingeschränkt: «Ein reines, grosses Geschäftshaus kommt hier sicher nicht infrage.»

Ein Gelände, das Planer seit Jahrzehnten beschäftigt Nach einer längeren Planungsphase, wie sie für das Kasernenareal typisch werden wird, verabschiedet die Zürcher Regierung 1865 einen «Generalplan», der den Bau von Stallungen, einer Reitbahn, Magazinen und einer Brücke zwischen der links-ufrigen Kernstadt und Aussersihl vorsieht. Als Vorprojekt ist auch eine Militärkaserne mit Exerzierplatz und Zeughausern enthalten. Bis 1869 wird der erste Teil realisiert, 1876 wird auch die Kaserne erstellt und bezogen. 1900 wird schliesslich die Polizeikaserne gebaut, die das Militär-Kasernengebäude flankiert.1937 stellt eine Zürcher Gruppe am 5. internationalen Kongress für neues Bauen in Paris eine Studie über das Langstrassenquartier vor. Das Kasernenareal wird für Schul- und Bürozwecke verwendet, Stallungen und Reithalle machen einem Freiluftbad Platz. Das ist der frühe Auftakt zu Überlegungen, wie das dank des Stadtwachstums nun zentral gelegene Areal anderweitig genutzt werden könnte.Die kantonale Denkmalpflegekommission stellt die gesamte Kasernenanlage «als grössten Baukomplex des Historismus in der Schweiz» 1974 unter kommunalen Schutz (1981 kommt es unter kantonalen Schutz).Das Zürcher Stimmvolk heisst 1975 die Verlegung der Kaserne und des Waffenplatzes nach Birmensdorf gut. Damit ist auch der Auftrag an den Kanton verbunden, für das bestehende Kasernenareal an der Sihl eine neue Nutzung zu finden. In den folgenden Jahren fordert die Zürcher City-Vereinigung den Bau eines grossen Parkhauses und die Stimmberechtigten lehnen zwei Projekte der EVP («Stadtpark») und der PdA («Begegnungszentrum und Volkspark») ab. 1984 nimmt der Regierungsrat von einem Gesamtnutzungskonzept zustimmend Kenntnis, das unter anderem das Erdgeschoss der Kaserne als vermietbare Nutzflächen in der Polizeikaserne ein Restaurant und im Zeughaushof unter anderem eine Jugend- und Familienherberge vorsieht. Dieses Projekt wird an der Urne ebenso verworfen wie zahlreiche weitere Umnutzungsideen (etwa der SP-Vorschlag «Kasernenareal der Bevölkerung» im Jahr 1985 und der von verschiedenen Mitte-Links-Parteien lancierte Vorstoss «Läbe i de Kaserne» 1991).Die Stimmberechtigten heissen 1994 ein auf fünf Jahre befristetes Gefängnisprovisorium gut (das Polizeigefängnis wird dann ein Providurium). 2000 stellt die Baudirektion die Pläne für ein zentrales Polizei- und Justizzentrum PJZ auf dem Areal des Güterbahnhofs vor. Es folgen mehrere Abstimmungen im Kantonsrat und an der Urne, bis das Projekt endlich vorangetrieben werden kann: Voraussichtlich 2020 zieht die Kantonspolizei in das neue PJZ. Ein Grossteil des Kasernenareals wird damit frei.

Ein Gelände, das Planer seit Jahrzehnten beschäftigt Nach einer längeren Planungsphase, wie sie für das Kasernenareal typisch werden wird, verabschiedet die Zürcher Regierung 1865 einen «Generalplan», der den Bau von Stallungen, einer Reitbahn, Magazinen und einer Brücke zwischen der links-ufrigen Kernstadt und Aussersihl vorsieht. Als Vorprojekt ist auch eine Militärkaserne mit Exerzierplatz und Zeughausern enthalten. Bis 1869 wird der erste Teil realisiert, 1876 wird auch die Kaserne erstellt und bezogen. 1900 wird schliesslich die Polizeikaserne gebaut, die das Militär-Kasernengebäude flankiert.1937 stellt eine Zürcher Gruppe am 5. internationalen Kongress für neues Bauen in Paris eine Studie über das Langstrassenquartier vor. Das Kasernenareal wird für Schul- und Bürozwecke verwendet, Stallungen und Reithalle machen einem Freiluftbad Platz. Das ist der frühe Auftakt zu Überlegungen, wie das dank des Stadtwachstums nun zentral gelegene Areal anderweitig genutzt werden könnte.Die kantonale Denkmalpflegekommission stellt die gesamte Kasernenanlage «als grössten Baukomplex des Historismus in der Schweiz» 1974 unter kommunalen Schutz (1981 kommt es unter kantonalen Schutz).Das Zürcher Stimmvolk heisst 1975 die Verlegung der Kaserne und des Waffenplatzes nach Birmensdorf gut. Damit ist auch der Auftrag an den Kanton verbunden, für das bestehende Kasernenareal an der Sihl eine neue Nutzung zu finden. In den folgenden Jahren fordert die Zürcher City-Vereinigung den Bau eines grossen Parkhauses und die Stimmberechtigten lehnen zwei Projekte der EVP («Stadtpark») und der PdA («Begegnungszentrum und Volkspark») ab. 1984 nimmt der Regierungsrat von einem Gesamtnutzungskonzept zustimmend Kenntnis, das unter anderem das Erdgeschoss der Kaserne als vermietbare Nutzflächen in der Polizeikaserne ein Restaurant und im Zeughaushof unter anderem eine Jugend- und Familienherberge vorsieht. Dieses Projekt wird an der Urne ebenso verworfen wie zahlreiche weitere Umnutzungsideen (etwa der SP-Vorschlag «Kasernenareal der Bevölkerung» im Jahr 1985 und der von verschiedenen Mitte-Links-Parteien lancierte Vorstoss «Läbe i de Kaserne» 1991).Die Stimmberechtigten heissen 1994 ein auf fünf Jahre befristetes Gefängnisprovisorium gut (das Polizeigefängnis wird dann ein Providurium). 2000 stellt die Baudirektion die Pläne für ein zentrales Polizei- und Justizzentrum PJZ auf dem Areal des Güterbahnhofs vor. Es folgen mehrere Abstimmungen im Kantonsrat und an der Urne, bis das Projekt endlich vorangetrieben werden kann: Voraussichtlich 2020 zieht die Kantonspolizei in das neue PJZ. Ein Grossteil des Kasernenareals wird damit frei.

Text: Oliver Graf/Foto: BD Zürich