FC Wohlen
Wohlen erzittert sich in der Schlussphase den 2:1-Sieg

80 Minuten lang spielte der FCW in Schaffhausen überlegen und teilweise grandios auf. Die 2:0-Führung war die logische Folge. Doch der Anschlusstreffer durch Tadic und der Platzverweis von Rapp sorgten in der Schlussphase für ziemlich viel Hektik.

Fabian Sangines
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Der FC Wohlen kam gegen Schaffhausen zu einem hochverdienten 2:1-Sieg.

Der FC Wohlen kam gegen Schaffhausen zu einem hochverdienten 2:1-Sieg.

Keystone

Die Freiämter hielten dem Druck aus Lugano Stand und gewinnen in Schaffhausen verdient mit 2:1. Fussball ist ein schnelllebiger Sport. Wer heute ein Star ist, kann morgen die grosse Lachnummer werden - und umgekehrt. Wie rasant, dass die Aufstiegsträume der Überraschungsmannschaft der Saison zunichte hätten gehen können, sah man gestern auf der Schaffhauser Breite. In der 89. Minute segelte eine Flanke in den Wohler Strafraum, wo FCS-Aussenverteidiger André Gonçalves beim Stand von 2:1 für den FC Wohlen völlig unbedrängt zum Kopfball kam, diesen aber an die Lattenoberkante setzte.

Es wäre ein miserabler Lohn für eine starke Vorstellung gewesen, hätten die Freiämter tatsächlich noch den Ausgleich hinnehmen müssen. 80 Minuten lang dominierten sie nach Belieben, nichts war von möglichem Druck zu sehen, den man sich selber nach dem Sieg von Leader Lugano einen Tag zuvor auferlegt haben könnte.

Sieben Punkte betrug der Rückstand vor Spielbeginn auf die Tabellenspitze, wo Wohlen selber nahezu die komplette Hinrunde selber war, wo Wohlen auch hingehört, wenn man die Leistung vom Gastspiel in Schaffhausen als Masstab nimmt. Das einzige Manko in den letzten Wochen scheint die Durchschlagskraft, auch gegen die Munotstädter wieder der grösste Feind des FCW.

Buess befreit Wohlen

«Bis zum 1:0 haben wir uns schlecht belohnt, für den Aufwand den wir betrieben haben», sagte Roman Buess, Torschütze des umstrittenen Führungstreffers in der 55. Minute, den er, ganz in Manier eines guten Stürmers, auch für sich beanspruchte: «Auch wenn einige sagen, dass möglicherweise Schultz noch am Ball war, glaube ich, dass es mein Tor war.»

Vehement und geschlossen reklamierten die FCS-Spieler bei Schiedsrichter Lionel Tschudi eine Abseitsposition von Alain Schultz - da er ehemalige Aarauer am weiten Pfosten wohl wirklich nicht an den Ball kam, erübrigt sich diese Polemik jedoch bald mal wieder.

Nach den dürftigen Resultaten in den letzten Wochen - nur zwei Siege aus den letzten sieben Spielen - schien das Saisontor des 22-Jährigen eine befreiende Wirkung zu haben. Und als Rückkehrer und Chef im Mittelfeld, Kevin Pezzoni, nach einer Schultz-Ecke zum 2:0 einköpfte (72.), schien Wohlen zu einem souveränen Auswärtssieg, der an beste Tage Herbst 2014 erinnerte, zu gelangen.

Abgeklärt schien der FCW dieses Spiel gegen das aufstrebende Schaffhausen nach Hause zu bringen, bis Liga-Torschützenkönig Igor Tadic zehn Minuten vor dem Ende aus dem Nichts zum mit seinem 16. Saisontor Wohlen in kollektives Wanken versetzte. Unnötig, wie Buess befand: «Wir haben für einen kurzen Moment die Konzentration verloren und wurden dafür bestraft. Eigentlich hätten wir das viel routinierter runterspielen müssen.»

Zehnminütiger Schwimmunterricht

In der Schlussphase zitterten die Gäste den Sieg über die Zeit, und weil Fussball ein Resultatsport ist bleibt auch im Nachgeschmack mehr von der Wohler Überlegenheit, als den zehnminütigen Schwimmunterricht zum Ende.

Den Aargauern ist es also auf fremden Terrain einmal mehr gelungen, die Antwort für eine schwache Heimleistung zu geben. In einem fast schon epischen Aufstiegsrennen darf sich der FC Wohlen am Mittwoch zu Hause gegen Winterthur keinen Ausrutscher leisten, schliesslich stehen sie auch nach dem Sieg noch mit vier Punkten Rückstand auf Lugano und drei auf Servette nach wie vor auf dem dritten Tabellenplatz.

Da darf auch die schwache Heimbilanz von nur einem Sieg im Jahr 2015 keine Rolle spielen. «Das sind Zahlen für die Medien. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, egal wo», winkt Buess einen möglichen Niedermatten-Komplex ab - und schickt gleich eine erste Kampfansage an den Tabellennachbar.

Schaffhausen - Wohlen 1:2 (0:0)

Breite. - 1360 Zuschauer. - SR Tschudi. - Tore: 55. Buess 0:1. 73. Pezzoni 0:2. 80. Tadic 1:2.

Schaffhausen: Kostadinovic; Gonçalves, Zarkovic, Neitzke, Alioski; Ndzomo; Seferagic, Bunjaku (73. Demhasaj), Buqaj (68. Facchinetti), Dos Santos (59. Gül); Tadic.

Wohlen: Kiassumbua; Giampa (60. Geissmann), Bühler, Pnishi, Stadelmann; Pezzoni; Holenstein (73. Ramizi), Schultz (87. Minkwitz), Grether, Rapp; Buess.

Bemerkungen: Schaffhausen ohne Mariani (gesperrt), Bicvic, Ivic und Schnorf (alle verletzt). Wohlen ohne Neziraj, Urtic (beide gesperrt), De Filippo, Lika (beide verletzt). 38. Pfostenschuss Holenstein. 42. Tor von Buess wegen Abseits aberkannt. 89. Kopfball von Gonçalves an die Latte. - Verwarnungen: 16. Rapp, 28. Neitzke, 66. Pezzoni (Foul) - 88. Platzverweise Rapp (gelb-rot) 90. Seferagic (gelb-Rot).

Das Spielgeschehen im Detail zum Nachlesen im Ticker: