WLAN-Frust im Hotelzimmer

Erst 28 Prozent der Schweizer Hotels bieten ihren Gästen kostenlosen Internet-Zugang an.

SaW Redaktion
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In der Schweiz noch nicht selbstverständlich: Gratis surfen auf dem Hotelbett. Foto: Fotolia

In der Schweiz noch nicht selbstverständlich: Gratis surfen auf dem Hotelbett. Foto: Fotolia

Schweiz am Wochenende

Für 30 Minuten Internet-Zugang im Hotelzimmer verlangt das Marriott Zürich 9.90 Franken, für 24 Stunden sind es stolze 35 Franken. Im Swissôtel Zürich kosten 24 Stunden 30 Franken im Standardzimmer. Nur für Gäste in höheren Zimmerkategorien ist in beiden Häusern das WLAN inklusive. Und im Holiday Inn Zürich kriegen Hotelgäste zwar kostenlosen Internetzugang, indes nur schleppenden. Für eine schnelle Verbindung werden 15 Franken am Tag verrechnet.
Dabei figuriert bei Hotelgästen unter den meistgewünschten Gratis-Services kostenloses WLAN im Zimmer an vorderster Stelle gemäss einer Studie des Hotelportals HRS. 60 Prozent der Hotelgäste wollen Gratis-WLAN, gefolgt vom Gratis-Parkplatz (36%) und Late-Check-Out (30%).
Bei der Hotelsuche lässt sich neuerdings auf www.myswitzerland.com der Wunsch nach Gratis-WLAN ankreuzen. Das Ergebnis ist indes frustrierend. Von 2274 Schweizer Hotels bieten nur 619 den kostenlosen Service an. Das war vor zehn Tagen. Hotelleriesuisse hat vergangene Woche darauf reagiert und den Mitgliedern die Bedeutung von «WLAN inklusive» als entscheidendes Kriterium nahegelegt. Immerhin bieten nun seit gestern 642 Hotels den Service an. Der Anteil ist damit aber erst von 27 auf 28 Prozent angestiegen.
Im Europa-Vergleich liegt die Schweiz nur an 15. Stelle, wie die HRS-Studie festhält. Im Ranking nimmt die Türkei den Spitzenplatz ein, gefolgt von Schweden, Polen, Holland und Norwegen. In Deutschland und Österreich ist die WLAN-Situation nicht viel besser als in der Schweiz, die beiden Länder liegen an 12. und 13. Stelle.
Um weltweit ein Hotel mit kostenlosem WLAN ausfindig zu machen, eignet sich der neu verfügbare Google-Hotelfinder. Hier lässt sich bei der Suchmaske neben Destination und Datum unter Ausstattung auch «kostenloses WLAN» ankreuzen. Die Google-Ergebnisse bestätigen, wie zurückhaltend Schweizer Hoteliers bei der begehrten Dienstleistung sind. In Bern sind es bloss 22 Prozent und in Zürich 26 Prozent der Hotels, die über Gratis-Internet im Zimmer verfügen. Auch Rom (19%) und Berlin (21%) schneiden schlecht ab. Besser stehen Mailand (34%) und Paris (39%) da. Europas WLAN-Hauptstadt ist Lyon: Hier bieten 67 Prozent die Gratis-Dienstleistung an.
Dass sich viele Schweizer Hotels mit WLAN schwertun, hat mit erheblichen Investitionskosten zu tun. Matthias Koch, Chef von Monzoon, dem wichtigsten Infrastruktur-Anbieter für WLAN neben Swisscom, nennt für ein Hotel mit 40 Zimmern eine Investitionssumme von rund 10 000 Franken, hinzu kämen monatliche Betriebskosten von 190 Franken.
Derzeit beschäftigt ihn vor allem der explodierende Bandbreiten-Bedarf: «Seit der weiten Verbreitung von Smartphones und Bedürfnissen, wie TV übers WLAN zu schauen, ist die Nachfrage nach grösseren Bandbreiten dramatisch angestiegen.» Noch würden einige Hotels mit einem simplen Router aus dem Media Markt Gratis-WLAN operieren. Das reiche aber nirgends hin. «Wenn ein einzelner Gast grosse Datenmengen für sich beansprucht, stockt der Datenfluss für die anderen Gäste.»
Viele Hoteliers hadern über ihre langjährigen Swisscom-Verträge. Vor über zehn Jahren hat die Swisscom zahlreichen Hotels eine Hotspot-Lösung kostenlos installiert, um via Hotelgäste Einnahmen zu generieren.
Hotelier Kurt Baumgartner vom Belvédère in Scuol hat von dieser Lösung nun genug: «Damals war das eine ultramoderne Lösung, heute gibt es schnellere und günstigere Möglichkeiten.»
Nun hat er trotz laufendem Swisscom-Vertrag in seinen total drei Häusern über 200 000 Franken in moderne Server, Router und Leitungen investiert – und bietet den WLAN-Zugang künftig kostenlos an. Bis sein eigenes WLAN in Betrieb geht, gibt er die Swisscom Hotspot Value Cards gratis ab.
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