Das Bakom hat die fragwürdige Auslagerung des Bezahlsenders abgesegnet – faktisch hat der Staatskonzern dort auch künftig das Sagen.
Die Avancen der Swisscom im Fernsehgeschäft provozieren die Kritik des Kabelnetzverbands Swisscable, hinter dem vor allem die Cablecom steht. Die von der Swisscom angekündigte Verselbstständigung des Bezahlsenders Teleclub sei eine «Feigenblattkonstruktion», sagt Swisscable-Geschäftsführerin Claudia Bolla-Vincenz zur «Schweiz am Sonntag».
Die Swisscom will ihre Beteiligung an der Zürcher Firma Cinetrade von 49 auf 75 Prozent ausbauen. Diese besitzt die Kitag-Kinos sowie den Teleclub. Bei der Cinetrade liegen zudem wertvolle Film- und Sportrechte. Damit kann die Swisscom neu direkt bestimmen, welche Fussballspiele exklusiv über das eigene Bezahlfernsehen verbreitet werden. Keine schöne Vorstellung für Konkurrenten wie Cablecom und deren Kunden.
Wie Recherchen zeigen, war schon klar, dass die Swisscom die Mehrheit an der Teleclub-Besitzerin Cinetrade übernehmen würde, als sie 2005 als Minderheitsaktionärin einstieg. Damals erwarb sie eine Option zur Übernahme weiterer Aktien. Das bestätigt Cinetrade-Verwaltungsrat Wilfried Heinzelmann.
Der Teleclub sollte damals helfen, das noch schwächelnde, eigene Fernsehangebot der Swisscom zu pushen. Dank dem früheren Staatsmonopolisten im Rücken konnte es sich der Teleclub im Gegenzug leisten, mit viel Geld die TV-Rechte für die Super League zu kaufen. Diese sind nun wiederum ein gutes Verkaufsargument für Swisscom TV.
Doch die Swisscom hat ein Problem: Sie braucht den Teleclub, darf ihn als Staatsfirma aber nicht besitzen. Die Verfassung verbietet explizit, dass der Staat Einfluss auf Medien nimmt. Formell war dies bisher nicht der Fall, da die Teleclub-Mutter Cinetrade nur zu 49 Prozent der Swisscom gehörte. Mit dem Ausbau auf 75 Prozent musste jedoch eine neue Lösung gefunden werden.
So kam es zur angekündigten Verschachtelung: Ausgerechnet der Teleclub wird in eine «unabhängige» Gesellschaft ausgelagert; die Teleclub Programm AG. Nicht der ganze Sender, nur die Programmgestaltung, wie Swisscom-Sprecher Sepp Huber erklärt. Die Film- und Sportrechte behält die Cinetrade.
Zwei Drittel der Teleclub-Aktien sollen künftig von unabhängigen Aktionären gehalten werden, sagt Swisscom-Sprecher Huber. Einer davon ist die Palatin Media des deutschen Filmhändlers Bernd Schlötterer, mit dem Cinetrade bereits heute zusammenarbeitet. Die restlichen Aktien liegen beim bisherigen Cinetrade-Hauptaktionär Stephan Sager. Sie sollen dereinst einem unabhängigen Investor weiterverkauft werden, sagt Huber. Das Bakom hat diese Struktur informell abgesegnet.
Die neue Teleclub-Gesellschaft sei jedoch eine reine Abwicklungsfirma, sagt Swisscable-Geschäftsführerin Bolla-Vincenz. Das «Fleisch am Knochen» liege weiterhin in der Cinetrade.
Der Verdacht, dass es sich bei Schlötterer und dem neuen Aktionär um Strohmänner handelt, lässt sich indes nicht ganz ausräumen. Im Geschäft um TV-Rechte lässt sich leicht steuern, wo Gewinne entstehen. Und da die Rechte der Cinetrade gehören, bestimmt diese indirekt die Einnahmen des Teleclub. Ohne klare Abmachungen investiert da keiner. Selbst Swisscom-Sprecher Huber bestätigt mögliche «Interessenkonflikte».
Auf dem Papier war der Sender zuletzt rentabel, wie Verwaltungsratsprotokolle zeigen. In den ersten drei Quartalen 2012 verbuchte er 7,8 Millionen Franken Gewinn. Allerdings wurde der Gewinn verwendet, um einen Verlustvortrag aus dem Vorjahr zu decken. Offizielle Zahlen zum Teleclub gibt es nicht.
Transparenz herrscht auch künftig nicht. Die Cinetrade-Geschäfte würden im Konzernabschluss konsolidiert, sagt Swisscom-Sprecher Huber. Damit steige der Umsatz um rund 110 Millionen Franken an. Detaillierte Zahlen zum Geschäft dürfe man jedoch nicht erwarten.
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