Studenten sollen im Sommer ins Ausland

Zürcher Hochschulen planen Summer-Schools – doch es gibt Vorbehalte

Yannick Nock
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Schweizer Universitäten wollen ein neues Austauschprogramm lancieren. Künftig sollen Studenten nicht nur ganze Semester im Ausland verbringen können, sondern auch nur wenige Wochen. Die Universität Zürich treibt einen Auslandaufenthalt im Sommer voran, sogenannte Summer-Schools. Wird das Projekt umgesetzt, könnten Studierende während der Sommerpause für ein bis drei Monate an einer Partneruniversität studieren.
Seit der Umstellung zum Bologna-System hat sich die durchschnittliche Studiumsdauer verringert. Zunehmend steigen Absolventen bereits nach dem Bachelor in den Berufsalltag ein. Zeit für ein Semester im Ausland finden deshalb nur wenige. Die Summer-School soll ihnen bald eine verkürzte Alternative bieten – ohne die chronische Platznot zu verschärfen. Schliesslich sind die überfüllten Hörsäle im Sommer leer.
Für ausländische Studenten bietet die Uni Zürich bereits Summer-Schools an, zum Beispiel in der Biologie. Die Nachfrage ist riesig: Auf 20 Plätze bewerben sich bis zu 1000 Studenten. Spätestens 2018 will die Universität Zürich in mehreren Fachbereichen weitere Kurse anbieten. Damit Studierenden aus Zürich im Gegenzug internationale Summer-Schools im Ausland besuchen können, müssen Partnerhochschulen für das Projekt gewonnen werden. «Wir haben bereits mit einigen Universitäten über diese Möglichkeit gesprochen», sagt Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich. Zuletzt warb Hengartner diesen Sommer bei amerikanischen Hochschulen für das Anliegen. Er war an der George Washington University, der University of Maryland und an der Johns Hopkins University in Baltimore.
Auch die ETH zeigt Interesse an den Summer-Schools. Zwar benötigen die Studierenden die unterrichtsfreie Zeit als Prüfungsvorbereitung, denn die letzten Klausuren finden derzeit zwei, drei Wochen vor Beginn des neuen Semesters statt. Doch das könnte sich ändern: «Diskussionen, diese Termine um ein paar Wochen nach vorne zu schieben, gibt es schon seit längerem», sagt Lino Guzzella, Präsident der ETH Zürich. Das hätte Vor- und Nachteile. «Ich sehe darin vor allem Chancen, denn die gewonnene Zeit wäre bestens geeignet für Sommer-Schools, interdisziplinäre Projekte oder für Studienreisen», sagt er. Die ETH bietet solche Summer-Schools bereits auf der Doktorats-Stufe an. Auf der Bachelor- und Master-Stufe gibt es derzeit allerdings nur vereinzelte Angebote.
Auch die Universität Zürich prüft eine Anpassung der Prüfungstermine. So könnten Studierende die Klausur statt im Sommer an einem Wiederholungstermin im September ablegen.
Die Studierenden begrüssen die neue Option. «Das ist eine spannende Idee», sagt Tobias Hensel, Student an der Universität Zürich und im Vorstand des Schweizer Studierendenverbands (VSS). Er geht davon aus, dass das zusätzliche Angebot genutzt werden würde, denn es bringe Vorteile gegenüber dem klassischen Austauschsemester. Oft sei es nicht einfach, den geeigneten Zeitpunkt für einen längeren Auslandaufenthalt zu finden, sagt er. Zudem gebe es oft Probleme, sich die erworbenen Punkte anrechnen zu lassen. «Dann hat man schnell ein verlorenes Semester.» Die Summer-Schools müssten aber für alle erschwinglich bleiben, sagt er. «Die Kurse dürfen nicht zu einer Veranstaltung für die Oberschicht verkommen.»
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