Start-up rüttelt am Monopol von Comparis

Mit «Smartie» geht ein neuer Vergleichsdienst online – mit Unterstützung der Versicherungen

Niklaus Vontobel
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Bald lassen sich die Vergleichsdienste vergleichen. Foto: Keystone/Gaetan Bally

Bald lassen sich die Vergleichsdienste vergleichen. Foto: Keystone/Gaetan Bally

Schweiz am Wochenende

Niemand will es offen aussprechen, dennoch gilt es in der Branche als offenes Geheimnis: Die Versicherungen wünschen sich seit langem ein Gegenmittel gegen die Vormachtstellung von Comparis – dem grössten Vergleichsdienst der Schweiz.
In den Augen der Versicherungen reduziert Comparis die ganze Branche ungerechtfertigt auf ihre Preise. Was sie zu bieten haben, können sie auf Comparis nicht richtig feilbieten. Auch mit guter Beratung ist nicht zu punkten. Comparis steht zwischen Versicherung und Kunde. Dort informiert er sich.
Und was den Versicherungen wohl besonders missfällt: Comparis kann seine starke Marktstellung in den Verhandlungen mit ihnen beliebig ausspielen. Die Vermittlungsgebühren zu drücken, die an Comparis abgeliefert werden müssen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Dieses aus Sicht der Versicherungen leidige Kräfteverhältnis könnte nun ins Wanken geraten. Ab dem 1. Oktober will ein neuer Vergleichsdienst am Quasimonopol rütteln. «Smartie» hat ein Geschäftsmodell, das den Versicherungen lieber zu sein scheint. Dahinter stehen mehrere in der Branche bekannte Startup-Financiers. Verwaltungsratpräsident ist der ehemalige Chef der Post-Tochter Swiss Post Solutions, Frank Marthaler.
Wie Comparis bietet Smartie zwar einen Preisvergleich. Gleichzeitig soll die Leistung ebenfalls gezeigt werden. Kunden können die einzelnen Versicherungen bewerten, wie dies vom Hotelvergleichsdienst Tripadvisor bekannt ist. Smartie lässt der Versicherung den direkten Draht zum Kunden. Diese können sich per Videochat oder Skype beraten lassen. Über ihre Erfahrungen können sie online diskutieren.
Den Versicherungen scheint Smartie zu gefallen. Nicht von ungefähr lassen sich einige – wie Swica, Groupe Mutuel oder Baloise – in der Smartie-Werbung als Partner auflisten. Die Axa soll als nächste an Bord kommen. Weitere Versicherungen halten sich öffentlich bedeckt, haben aber bereits eigene Angebote auf Smartie aufgeschaltet.
Smartie selbst sucht die Nähe zu den Versicherungen aus Eigeninteresse. «Wir konzentrieren uns auf das, was wir können», sagt Marthaler. Das sei nicht das Versicherungsgeschäft per se. «Da haben die Versicherer genug Know-how, das wollen wir nicht extra aufbauen.» Daher sollen die Versicherungen dieses Wissen einbringen. Im Gegenzug biete Smartie den Versicherungen eine moderne Online-Plattform. «Dort können sie selbst ihre Produkte erklären.»
Comparis-Sprecher Felix Schneuwly sagt zur neuen Situation: «Wir spüren die Konkurrenz insofern, als die Unternehmen genau rechnen: Wie viel kostet es sie, einen neuen Kunden zu gewinnen – online, über einen Makler oder eigene Aussendienstleute. Wie lange bleiben diese Kunden den Unternehmen treu.» Auch bei den Vergleichsdiensten entscheide letzten Endes der Konsument, wer der Beste ist.
Für die Kundenberater ist die neue Welt schonungslos transparent. Ihr Service kann von den Kunden ebenso bewertet werden wie die Versicherung als Ganzes. Ihr Gesamtrating aus allen bisherigen Verkaufsgesprächen wird jeweils schön sauber aufgelistet. Gemeinsam mit den Kommentaren der Kunden.
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