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Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Stimmt. Aber auch der Breitensport Turnen hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt - das Erscheinungsbild der Turnerschar ganz in Weiss wurde durch ein buntes Outfit abgelöst.
Generationen überdauert haben dagegen die vier «F», das geschichtsträchtige Symbol für Leidenschaft, Fairness, bewegen, begegnen in Freundschaft und schliesslich dem Bekenntnis zum Turnen als Volkssport.
Man schrieb das Jahr 1862, als der damalige Solothurnische Kantonalturnverband (SKTV) aus der Taufe gehoben wurde. 1924 wurde die Kantonalsolothurnische Damenturnvereinigung gegründet, der spätere Frauenturnverband. Vor zwölf Jahren erfolgte der Zusammenschluss zum heutigen Solothurner Turnverband (SOTV). Statt einsam gemeinsam stellten sich die Turner und Turnerinnen inskünftig den zunehmenden Herausforderungen. Nun ist es so weit: Nach 1987, als der SKTV unter dem damaligen Kantonalpräsidenten Hansjörg Schürmann sein 125-jähriges Bestehen feierte, versammelt sich die Turnerschar im Rahmen des Kantonalturnfestes in Balsthal zum 150-Jahr-Geburtstag einer in jeder Beziehung unverwechselbaren Verbandsgeschichte.
Nach 1995 wieder Balsthal
Die Thaler Metropole, die bereits 1995 Ausrichter eines Kantonalturnfestes war (Turnfestsieger TV Wolfwil), kommt nun durch das Jubiläum des SOTV zusätzlich zu einem festlichen Highlight, das zur Einstimmung auf den weiteren Verlauf des gigantischen sportlichen Grossereignisses seine Magnetwirkung nicht verfehlen wird. Wir haben uns mit dem Ehrenpräsidenten des SOTV, Ruedi Nützi, der auch dem OK Jubiläumsabend vorsteht, unterhalten. Die Wolfwiler Persönlichkeit präsidierte den Verband von 1992 bis 2000 und wurde 2001 zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Der Solothurner Turnverband (SOTV) feiert im Rahmen des Kantonalturnfestes am Samstag, 16. Juni 2012, sein 150-jähriges Bestehen. Was kommt dem Ehren- und OK-Präsidenten in diesen Stunden der Vorfreude spontan in den Sinn?
Ruedi Nützi: Lange Tradition und Volksverbundenheit. Turnen ist zeitloser Volkssport.
Das Beständigste in der Freizeitgestaltung in unserer Gesellschaft ist bekanntlich der stete Wandel. Wie erleben Sie ihn als Persönlichkeit und aktiver Turner mit Vorbildfunktion?
Stimmt. Die Kernbeständigkeit wie Planung, Verträge, Mitgliedschaft, Langfristigkeit, Zielorientierung sowie die Vorhersehbarkeit sind konstant geblieben. Dem ständigen Wechsel unterworfen und demzufolge zu hinterfragen sind jeweils: Improvisation, Unverbindlichkeit, Fluktuation, Kurzfristigkeit, Prozessorientierung, Freiwilligkeit, Einzelfallregelung und Irritierbarkeit. Meine Frau und ich besuchten kürzlich in Olten die Kantonalen LA-Einkampfmeisterschaften. Im Einsatz auch unsere zehnjährige Tochter in der Disziplin Weitsprung. Wir liessen uns von ihren Emotionen anstecken und fieberten mit. Der Breitensportanlass löste eine Begeisterungswelle wie vor 20 Jahren aus, wobei auch die Begegnungen mit langjährigen verdienten Funktionären zum Erlebnistag beitrugen.
Und trotzdem hat das Symbol der vier F an inneren Werten verloren. Oder doch nicht?
Gesellschaftliche Werte wurden immer infrage gestellt, weil jeder seine eigenen Werte lebt. Turnen ist individueller und die temporäre Freizeitpalette breiter geworden. Ich betone jedoch: Die heutige Jugend präsentiert sich ebenso sportlich wie früher, mit dem Unterschied, dass heute der Individualsport bevorzugt wird.
Andere tragende Säulen in Solothurns Turnerlandschaft haben fusioniert (Satus) oder sich ein schlankeres Strukturkorsett verpasst (SVSo). Von der Bildfläche verschwunden ist gar der Solothurner Nationalturnverband. Was ist grundsätzlich aus dem Ruder gelaufen?
Ich denke, dass die Verbände grundsätzlich von der Konstanz leben. Etwas am Leben zu erhalten ist schwieriger geworden. Die Leute unterschätzen in der heutigen schnelllebigen Zeit die Bedeutung, was Konstanz und Veränderungen heisst.
Fusionen sind derzeit ein geflügeltes Wort und füllen die Spalten in den Medien. Befürworter und Gegner kreuzen die Klingen. Tatsache ist, dass der Zusammenschluss im Jahre 2000 zwischen dem damaligen Solothurner Kantonalturnverband und dem Frauenturnverband ein Schritt in die richtige Richtung war. Ihre persönliche Meinung?
Ich erinnere, als vor zwölf Jahren Diskussionen eine Fusion zum aktuellen Thema machten, wobei die Vereine die Zusammenarbeit forcierten. Heute stellen wir mit Freude fest, dass der SOTV gut aufgegleist ist. Die Zusammenarbeit funktioniert, die Herausforderungen sind indessen die gleichen geblieben.
2011 feierten wir das europäische Jahr der Freiwilligenarbeit und heuer das Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen. Trotzdem wird es immer schwieriger, positive Kräfte für die Vereinsarbeit zu motivieren. Haben Sie ein Erfolgsrezept?
Nein. Natürlich bereitet mir diese Situation auch Sorgen. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass es im Verbands- und Vereinsleben Vorbilder braucht, die sich engagieren. Trotzdem: Gegenüber anderen Ländern sind wir in diesem Bereich noch gut aufgestellt. Der Weg der Freiwilligenarbeit muss den Leuten bewusst sein.
Wo positionieren Sie den jubilierenden SOTV in der Hitparade des Schweizerischen Turnverbandes (STV)?
Ich bringe es auf den Punkt: Der SOTV ist bei den Leuten. Zwei Beispiele: Der SOTV ist nicht nur 150-jährig; vielmehr ist er einer der mitgliederstärksten Verbände innerhalb des STV. Zweitens: Unsere Aushängeschilder haben sich punkto Ausstrahlung und leistungsmässig an der Spitze etabliert.
Das Jubiläum naht. Sind Sie eigentlich bereits im Festfieber?
(lacht): Ja, gewiss. Ich freue mich auf den Anlass. Vor zehn Tagen fand übrigens die gelungene Hauptprobe statt.
Als OK-Präsident des Jubiläumsabends garantieren Sie zusammen mit Ihren Kollegen ein bäumiges, nachhaltiges Fest. Auf was können sich die «Gwundrigen» und übrigen geladenen, froh gelaunten Gäste eigentlich freuen?
Auf einen interessanten Abend mit turnerischen Darbietungen. Etwas Turngeschichte, spannende Bilder, ein gutes Essen zur Einstimmung und schliesslich 400 erwartungsfrohe Kollegen und Kolleginnen, die dem einzigartigen Anlass einen stilvollen Rahmen geben. Gastgeber ist der Turnverband. Zu würdigen gilt es an dieser Stelle die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationskomitees Turnfest und Jubiläumsabend. Die Hauptdarsteller des Abends werden Roger Steinmann, Oswald Müller, Jeanette Häusler und Sibille Kessler sein.
Frisch, fromm, fröhlich, frei heisst - neben dem Weisch no? - das Motto: Was erhoffen Sie sich für den SOTV von der Party sowie dem Kantonalturnfest?
Gute Leistungen, Fairness, Kameradschaft und viele freundschaftliche Begegnungen.
Kantonalpräsidentin Antje Lässer kommt in ihrem Grusswort ins Schwärmen: «Also lasst euch vom Virus anstecken», schreibt sie wörtlich. Ausser Ihrem Auftritt am Samstagabend, wo wird man dem Ehrenpräsidenten an den nächsten beiden Wochenenden sonst noch begegnen?
Ich bin als Kampfrichter im Einsatz.
2013 findet in Biel und Magglingen das Eidgenössische Turnfest statt. Darauf eingestimmt wird die Solothurner Turnerschar nun am Kantonalen in Balsthal. Wird sich diese Ausgangslage auf die turnerischen Leistungen auswirken?
Turnen braucht Wettkämpfe und vor allem braucht es Vergleiche mit anderen Vereinen, um eine verlässliche Standortbestimmung vorzunehmen. Ich bin indessen überzeugt, dass die Solothurner Sektionen sich im Seeland in einer hervorragenden Verfassung den Kampfrichtern «zum Wettkampf bereit» präsentieren werden.
Ein Jubiläum dient nicht nur dem Rück- und Ausblick; vielmehr auch um zu danken. Wem reichen Sie die Hand?
Gute Frage: Ich danke allen Freunden, die im SOTV und an der Basis ehrenamtliche Arbeit leisten. 2. All jenen sage ich Merci, die im Turnverband sowie in den beiden OK ihre guten Dienste anbieten. 3. Ich reiche die Hand den erwähnten vier Aushängeschildern des Jubiläumsabends, miteingeschlossen die Kollegen Hansjörg Barrer, Gabor Damo, Urs Henz, Markus Käser, Christian Schmid, Roger Steinmann, Bruno Vögtli und Heinz von Arx. Dieses Gremium ist übrigens identisch mit dem letzten Vorstand des Solothurner Kantonalen Turnverbandes (SKTV).