Für das Projekt «Gemeinsam für einen sauberen Wald» haben gestern 192 Schülerinnen und Schüler aus dem Schulhaus Oenz in zehn Gruppen zwei Stunden in verschiedenen Waldabschnitten verbracht.
Eine der Gruppen marschiert mit Oberstufenlehrer Peter Rohrbach und Hansueli Staub, Präsident der Burgergemeinde Oberönz, zum Seechnubel zwischen Oberönz und Seeberg. Ihr Ziel ist es, den Wald von allem zu säubern, das nicht dorthin gehört.
«Ich verlange fünf Franken die Stunde», lässt sich ein Junge vernehmen, was Gelächter auslöst. Geld gibt es zwar keines, aber wenn sie gut anpacken, erhalten die Kids ein Stück Tessinerbrot und einen Riegel Schokolade, gesponsert von den jeweiligen Waldbesitzern, im Fall dieser Gruppe der Burgergemeinde Oberönz.
Fund des Tages
«Lest alles auf, was nicht in den Wald gehört», instruiert Staub die Kinder. «Den ganzen Zivilisationsmüll eben.» Es dauert nur eine Minute, schon tönt es: «Hier liegt ein ganzer Abfallsack.» Dieser ist mit leeren Glasflaschen gefüllt. Nur ein paar Meter weiter finden die Kinder ein Bierdosendepot, um kurz darauf den «Fund des Tages» zu machen: «Ich glaube, das hier ist Einbruchwerkzeug», ruft Staub. Das interessiert natürlich alle. Tatsächlich befinden sich in einem Plastiksack ein Stemmeisen, eine Taschenlampe und Handschuhe.
Vor dem Znüni stellen die Kinder ihre Abfallkessel in eine Reihe, und Peter Rohrbach schreibt auf, was alles gefunden wurde. Neben den Flaschen und Dosen sowie dem mysteriösen Plastiksack sind das unter anderem Altmetall, eine Eisenplatte, ein Kleiderbügel, Taschen- und Feuchttücher, Handschule, Alufolie, PET-Flaschen und Plastikblumentöpfchen.
«Ich finde schon gut, was wir hier machen», sagt der Sechstklässler Manuel. Der 13-Jährige zweifelt aber, dass es etwas nützt. «Es wird sowieso gleich wieder etwas hingeworfen.» Von einer längerfristigen Wirkung dieses Morgens überzeugt ist hingegen Burgerpräsident Hansueli Staub. «Wenn die Kinder selber Müll auflesen müssen, nützt es mehr, als wenn sie nur hören, dass man ihn nicht wegwerfen soll.»
Anschauungsunterricht
Elsbeth Hunziker ist ebenfalls von diesem Anschauungsunterricht überzeugt. Die Oberstufenlehrerin hat den Waldvormittag zusammen mit Sibyl Studer organisiert. Die Idee dazu lieferte die ehemalige Schulleiterin Beatrice Schmid. Sie suchte nach dem Wegfall der Altpapiersammlung ein neues Projekt, an dem die ganze Schule gemeinsam mitmachen kann. «Etwas für das Gemeinwesen und für die Natur», präzisiert Hunziker. «Im Jahr des Waldes war für uns klar, dass es in diese Richtung geht.»
Elsbeth Hunziker nahm Kontakt mit Förster Hansueli Eugster sowie ihrem ehemaligen Lehrerkollegen und Waldbesitzer Hans Käser auf. «Wichtig war, dass wir uns in der näheren Umgebung bewegen können, sonst wäre es für die jüngsten Schulkinder zu anstrengend geworden», nennt Hunziker eine Voraussetzung. So entstand unter dem Titel «Gemeinsam für einen sauberen Wald» diese Aktion. Unterstützung leisteten 15 Lehrkräfte, ein Revierförster, drei Forstwarte, zwei Burgerpräsidenten, ein Burgerrat und zwei Waldbesitzer.
Kaum mehr Bezug zur Natur
«Heute haben viele Kinder kaum mehr Bezug zur Natur. Wir können ihnen in der Schulstunde zwar via Internet jeden Baum ins Schulzimmer holen, aber der direkte Kontakt fehlt», bedauert Hunziker. Sie begleitet eine Gruppe, die den Wald nicht aufräumt, sondern pflegt. Die Kinder versetzen Pflanzen und sammeln Buchnüsse sowie Eicheln, die sie andernorts wieder aussäen, damit sie wachsen können.
«Diese Arbeit gefällt mir gut», sagt die achtjährige Michelle, die zusammen mit Reto (9) ein Tännchen ausgräbt, um es ein paar Meter weiter in einer Lichtung wieder einzusetzen. Dann gehts ans verdiente Znüni.