«SECONDOS MÜSSEN AUF DEN SCHNEE»

Das Skifahren muss billiger werden und die Secondos sollen nicht nur Fussball spielen, sondern auch Ski fahren. Das sind die Hauptforderungen von Gian-Franco Kasper vor dem Start in den Olympiawinter.

SaW Redaktion
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VON SIMON STEINER UND FELIX BINGESSER
Franco Kasper, als höchster Schneesportler warten Sie sicher verzweifelt auf den Winter. Oder geniessen Sie den derzeitigen Frühling?
Gian-Franco Kasper: Ich mache mir noch keine Sorgen. Es ist ja erst November und in Skandinavien und in höheren Lagen liegt genügend Schnee. Das heisst aber nicht, dass wir die globale Erwärmung nicht mit einer gewissen Besorgnis zur Kenntnis nehmen. Wir sind uns bewusst, dass der Skisport längerfristig grosse Probleme haben wird, wenn es so weitergeht. Vor allem an tiefer gelegenen Orten wie zum Beispiel Kitzbühel, das auf 800 Metern liegt. Dagegen machen können wir nichts.
Oder man baut noch mehr Skihallen?
Die Halle ist keine Lösung. Das ist an bestimmten Orten gut, um die Leute an den Skisport heranzuführen. Aber die Skisportler suchen das Erlebnis in der Natur. Auch die mögen gut sein als Trainingsmöglichkeit im Sommer. Aber das ist nicht die Zukunft des Sports. Am liebsten würde ich per Knopfdruck die Klimaanlage anstellen und es schneien lassen. Zumindest kalt muss es werden. Denn dreissig Prozent der Pisten werden ja schon heute künstlich beschneit
Sie haben also keine Albträume wegen der Klimaerwärmung?
Nein. Bei jeder Absage wegen Schneemangels wird gleich laut ausgerufen: globale Erwärmung! Das Schlimmste ist die Wirkung dieser Schlagzeilen aufs Publikum. Viele Leute machen keine Winterferien mehr, weil sie denken, es gebe sowieso keinen Schnee mehr. Lieber fliegen sie in die Karibik. Aber die Klimaexperten widersprechen sich auch. Es gibt beispielsweise Prognosen, die Skandinavien in den nächsten 50 Jahren ziemlich ausnimmt von der Erwärmung. Und es gibt Orte, die in den letzten Jahren sogar mehr Schnee hatten als früher. Der Präsident des türkischen Skiverbandes rief mich an und jammerte über die Schneeverhältnisse. Es stellte sich heraus, dass sie zu viel Schnee hatten. Sie konnten den Skilift nicht laufen lassen, weil die Schneemasse höher war als das Kabel des Liftes. Es gibt andere Dinge, die uns mehr Sorgen machen.
Zum Beispiel?
Der Wintersport ist für Familien zu teuer geworden. Die Kosten für Skiferien sind enorm, wenn man Unterkunft, Bahnen und Ausrüstung zusammenrechnet. Und man hat immer noch das Schlechtwetter-Risiko. Wenn man in die Karibik fliegt, weiss man, was für Wetter einen erwartet. Man braucht nur die Badehose einzupacken. Die Tendenz, dass immer mehr Leute auf Winterferien verzichten, besteht seit Jahren.
Was können Sie als internationaler Skiverband dagegen tun?
Wir können die Tourismusorganisationen warnen, dass sie mit ihrer Preispolitik längerfristig Kunden verlieren könnten. Indirekt hat das auch mit Jugendförderung zu tun. Eines unserer Hauptanliegen und Forderungen ist es, dass Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre gratis Ski fahren können. Im Endeffekt zahlt sich das auch für die Bergbahnen aus. Erstens bringen die Kinder die zahlenden Eltern mit, und zweitens sind sie die zukünftigen Kunden.
Sind Events wie der Parallelslalom von gestern in Moskau ebenfalls als Promotion zu sehen?
Ganz klar. In diesem Fall geht es primär um die Promotion des Skisports in Russland im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi.
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