Startseite
Verschiedenes
Zum siebten Mal in Serie ist der FC Basel Schweizer Fussball-Meister. Es war eine Saison mit ganz vielen Höhepunkten für den FCB. Harmonie überall. Doch wie geht es weiter mit dem scheinbar unschlagbaren FC Basel?
Um 3 Uhr war Schluss. Kein Bier mehr, nicht mal mehr ein Wasser. Freundlich, aber bestimmt befiehlt der Sicherheitsmann: alle Gäste raus! Ungewöhnlich früh endet in der Nacht auf Donnerstag die Party im «Papa Joe’s», nachdem die Mannschaft und der Betreuerstaff erst um 1.30 Uhr den Balkon auf dem Barfüsserplatz betreten haben. Im kleinen Kreis feierten die Hauptakteure danach noch im «Noohn» weiter. Erst bei Tageslicht ins Bett kamen aber nur jene, auf die keine EM wartet und die – wie Safari («Ich schliesse die Türe»), Degen und Samuel – zum letzten Mal mit dem FCB einen Titel feierten.
Die anderen, allen voran die sportliche Führung um Präsident Bernhard Heusler, Sportdirektor Georg Heitz und Trainer Urs Fischer, dürften nach dem Aufwachen gestern Vormittag froh gewesen sein, dass der Kater weniger schlimm war als in früheren Jahren. Schliesslich, so Heusler, wurde bereits am Tag nach der Meisternacht an der neuen Saison gefeilt. Und die Pendenzenliste, den das Trio abarbeiten muss, ist länger, als die momentane Gefühlslage rund um den FCB vielleicht vermuten lässt.
Harmonie überall! Von der Klubführung wurde in den letzten Tagen keine Gelegenheit ausgelassen, das überaus positive Betriebsklima zu rühmen. Für das in erster Linie Urs Fischer verantwortlich sei. Ja, Fischers Draht zu den Spielern ist besser, viel besser als der seiner Vorgänger Paulo Sousa und Murat Yakin. Ja, Fischer hat die Bodenständigkeit und Authentizität reingebracht, die dem FCB im Jahr unter dem weltmännischen Sousa etwas abhandengekommen war. Und unter Fischer hat der FCB in der Rückrunde so attraktiven Offensivfussball gespielt wie schon lange nicht mehr. Fragt sich: Wenn schon alles so gut ist – warum muss man es dann bei jeder Gelegenheit betonen?
Vielleicht, weil die Verpackung doch mehr glänzt als der Inhalt. Fischers konsequente, teilweise sture Arbeitshaltung ist auf der einen Seite zwar die Grundlage für das solidarische Bild, das die Mannschaft in dieser Saison abgab. Sie sorgt aber auch für Misstöne: Im Team haben dies Shkelzen Gashi und Zdravko Kuzmanovic erfahren: Für ihre Launen hatte Fischer kein Verständnis, worauf sie in der Winterpause die Flucht ergriffen haben.
Bei einigen Akteuren aus dem innersten Zirkel sorgte auch Fischers Reaktion auf medialen Druck für Stirnrunzeln: Rund um die zwei Niederlagen hintereinander gegen GC und St. Gallen und zwischen den Europa-League-Spielen gegen Saint-Etienne soll seine Zündschnur kürzer als sonst gewesen sein.
Am meisten Sprengstoff beinhaltet jedoch das Thema «Muskelverletzungen». Im Herbst und im letzten Saisonviertel meldete sich gefühlt jede Woche ein Spieler mit einer Zerrung oder einem Faserriss ab – das letzte Opfer Renato Steffen verpasst deswegen sogar die EM. Das Thema bewegt. Nicht nur die Fans, sondern auch in der Kabine und auf der Geschäftsstelle. Die Spieler verstehen die Welt nicht mehr, an Zufall glauben sie nicht. Warum reissen beim FCB reihenweise die Muskelfasern, während andere Vereine mit ähnlich viel oder mehr Spielen verschont bleiben? Warum gab es unter Paulo Sousa kaum Muskelverletzte?
Lag dies etwa doch daran, dass der Portugiese und seine Assistenten allerneuste Trainingsmethoden anwendeten? «Zu viel», gestand auch Fischer am Dienstag ein und kündigte an, das Thema mit seinem Trainerstaff und dem medizinischen Betreuerstab schonungslos aufzuarbeiten. Vielleicht kommt Fischer dann zur Einsicht, dass auch er Teil des Problems ist. Dass er sich zu sehr einmischte in die Arbeitsweise der seit Jahren perfekt eingespielten und funktionierenden medizinischen Abteilung. Unter anderem, so ist von verschiedener Seite zu hören, soll Fischer zu stur auf anfängliche Prognosen zur Rückkehr eines Spielers beharren und soll Warnsignale überhört haben, die der Körper eines Spielers abgegeben hat und über die er von der medizinischen Abteilung informiert wurde.
Möglich, dass aus der Aufarbeitung ein Bauernopfer (Marco Walker?) hervorgeht. Möglich, dass sich alle Beteiligten zusammenraufen und jeder wieder dort seine Kompetenzen einsetzt, wo diese auch gefragt sind. Zu verhindern, dass der Rauch rund um die Verletzungsproblematik nicht zum Flächenbrand wird, scheint für die Verantwortlichen in der Sommerpause die kniffligste Aufgabe zu sein. Nebst jener, den erneuten Kaderumbruch zu bewältigen und eine Champions-League-taugliche Mannschaft bereitzustellen.