Wiedlisbach
Mit der Töff-Karawane unterwegs durch den Oberaargau

Das erste Motorradtreffen wird zum vollen Erfolg. Über 60 Töffs nahmen am ersten Treffen teil. Die Stimmung war friedlich. Eile war nicht angesagt. Mit mehr als 70 Stundenkilometern war keine der Fahrer unterwegs.

Julian Perrenoud
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Der Tross startet in Wiedlisbach zur Tour durch den Oberaargau.Hansjörg Sahli
35 Bilder
Gemeinsam den Fahrtwind geniessen
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Die Zuschauer geniessen das schöne Wetter
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Im Seitenwagen ists gemütlich
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Quer durch Langenthal
Durch Berg und Tal
Picknick gehört auch dazu
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Achtung, jetzt kommen wir!
Gemütliche unterwegs
Flirten ist erlaubt
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Spezielle Räder kommen immer gut an
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Gestartet wurde in Wiedlisbach
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Nostalgie pur
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Mutter, Vater, Kind und Hund
Das erste Oberaargauer Töfftreffen

Der Tross startet in Wiedlisbach zur Tour durch den Oberaargau.Hansjörg Sahli

Was für ein Konzert im Städtli! Punkt halb zwei brummen Motoren von 60 Töffs, langsam setzt sich der Konvoi in Bewegung, vorneweg Marco Biberstein, Organisator des ersten Motorradtreffens in Wiedlisbach. In anderthalb Stunden wird er sein Gefolge quer durch den Oberaargau führen. Es ist ein strahlendblauer Sonntagnachmittag, heiss ist es unter dem Helm und der schwarzen Jacke, auf dem Rücksitz der silbergrünen Yamaha. Edi, mein Fahrer, wird mich hoffentlich sicher wieder zurückbringen.

Viel Herzblut steckt in dem, was Marco Biberstein und Erwin Jenny hier auf die Beine gestellt haben. Am Harley-Treffen an der letztjährigen Heso kamen sie auf die Idee, das Wiedlisbacher Städtli zu beleben, ohne den Geldbeutel des Steuerzahlers zu belasten. Biberstein stellte ein Konzept auf, eines mit geringem finanziellen Aufwand, einigen Sponsoren und einer Rundfahrt als Höhepunkt. Jetzt steht er in der Sonne, schwarzes Shirt, Sonnenbrille, und beginnt nervös zu werden. Noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt. Hoffentlich geht alles reibungslos, ohne Unfall. Denn: Konvoifahren, das weiss er, braucht viel Geduld. Und Konzentration.

Sicherheitsdienst und Fahrer in orangefarbigen Leibchen sind eingewiesen, sie werden für kurze Zeit Kreuzung oder Kreisel sichern, damit die Töffs ungehindert passieren können. Die Rundfahrt soll für kommende Jahre Anreiz schaffen, beim Motorradtreffen teilzunehmen. Sei es als Fahrer oder als Gemeinde, die zur Veranstaltung beitragen will. Vorerst geht es darum, den Namen zu etablieren.

Edi, mein Fahrer, legt sich vor Wangen gekonnt in die Kurve, biegt in die Umfahrungsstrasse ein. Hinter uns folgen weitere Töffs. Edi, der in Schönenwerd wohnt, bringt beinahe 40 Jahre Erfahrung auf dem Motorrad mit, in der Schweiz und im Ausland. Seine Yamaha, die er letztes Jahr erstand, zeigt schon 20000 Kilometer an. Für mich ist es die erste Fahrt seit Jahren. Angespannt klammern sich meine Hände um den metallenen Rücksitz. Ans Fotografieren ist noch nicht zu denken.

Der Konvoi erreicht Herzogenbuchsee. Ausserorts fährt Konvoiführer Biberstein nie schneller als 70 Stundenkilometer, wegen des Handorgeleffekts, wie er sagt. Denn die Hinteren würden immer etwas schneller fahren als die Vorderen.

Die Fahrt geht zügig voran. Gesprochen wird wenig. Passieren wir eine grössere Kreuzung, wird diese von Helfern gesichert. Biberstein gibt wartenden Autofahrern per Handzeichen zu verstehen, den Motor abzustellen. Denn es dauert eine Weile, bis 60 Fahrer durch sind. Auf der Überlandstrasse nach Wynigen beschleunigen wir. Kühler Fahrtwind klatscht gegen die Schutzscheibe des Helmes.

Schmidigen ist das nächste Ziel, der Bergpreis dieser Etappe sozusagen. Die Karawane schlängelt sich den grünen Hügel hoch, die Fahrer grüssen kreuzende Töffs, winken verdutzten Bauern auf dem Feld zu. Sie wissen: Sie sind ein Blickfang. Wer sieht schon 60 Töffs auf der kleinen Nebenstrasse nach Walterswil?

Ursenbach und Madiswil sind schnell passiert, nun wartet Langenthal. Die Pflastersteine schütteln uns gehörig durch. Passanten schiessen Fotos mit ihren Handys, Biberstein hupt ihnen zu. Via Aarwangen braust er Niederbipp entgegen und von dort zurück nach Wiedlisbach. Edi muss den letzten Kreisel sichern, nun finden wir uns am Ende des Konvois wieder. Hinter uns staut sich der Autoverkehr. Doch: Kein Hupen. Kein Fluchen. Keine bösen Blicke. Die Töffs scheinen alle in den Bann zu ziehen.

Auch diejenigen, die im Städtli aus dem Fenster schauen, aufgeschreckt vom neuerlichen Brummen. Die Töffs bahnen sich ihren Weg zurück, parkieren. Nur raus aus den dicken Klamotten. Edi verabschiedet sich. Marco Biberstein ist zufrieden, er strahlt übers ganze Gesicht. Ziel erreicht, das Städtli lebt. Und wie.