Der Uhrenfabrikant soll die Westschweizer Zeitung übernehmen.
Zwei potenzielle Käufer meldeten diese Woche ihr Interesse an der Westschweizer Zeitung „Le Temps“ an: Das Medienhaus Agefi, das die gleichnamige Wirtschaftszeitung herausgibt, und Uhrenfabrikant Jean-Claude Biver. Sowohl in der Redaktion der „Le Temps“ als auch unter Branchenkennern ist Biver klarer Favorit. Schliesslich machte der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Luxusuhren-Marke Hublot keinen Hehl daraus, dass er die Zeitung aus Liebe zur Romandie kaufen wolle – auch wenn er natürlich „nicht zu viel Geld“ verlieren wolle.
„Biver wäre die Ideallösung“, sagt Peter Rothenbühler, Direktionsmitglied von Tamedia Publications Romandes und ehemaliger Chefredaktor des „Sonntagsblick“ und „Le Matin“. Der Unternehmer wisse um die Bedeutung der Zeitung als Westschweizer Gegenstück zur „NZZ“. „Es wäre eine Katastrophe, wenn „Le Temps“ eingehen würde. Unter Biver werde es deshalb keinen Personalabbau geben, ist Rothenbühler überzeugt. Er rechnet eher mit Investitionen. „Biver will die besten Westschweizer Journalisten unter einem Dach haben.“
Zurzeit halten Ringier und Tamedia je 46,2 Prozent an „Le Temps“. Am Dienstag hatten die beiden Verlagshäuser angekündigt, bis Juni 2014 einen Käufer zu suchen. Dem Vernehmen nach wäre Tamedia zwar interessiert, „Le Temps“ ganz zu übernehmen, vermutlich würde die Wettbewerbskommission aber intervenieren. Die Verhandlungen mit Biver und Agefi werden sich wohl über einige Monate hinziehen. Auch der Verkaufspreis ist noch offen. Branchenkenner rechnen mit 4 bis 10 Millionen Franken.
Sollte Biver den Zuschlag erhalten, würde er sich in die Gilde prominenter Quereinsteiger einreihen. Erst im Sommer hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos die renommierte „Washington Post“ für 250 Millionen Dollar gekauft.
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