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Der neue Zürcher SVP-Präsident sieht sich als Ausgleich zu den vielen Akademikern in Bern.
Herr Langhart, am letzten Donnerstag haben die Delegierten Sie zum neuen Präsidenten der SVP des Kantons Zürich gewählt. Waren Sie überrascht?
Konrad Langhart: Nein, eigentlich nicht. Ich habe immer gesagt, die Chancen stehen 50 zu 50. Ich wurde von der Basis unterstützt und ermutigt. Und an der Versammlung habe ich gespürt, dass eine gewisse Grundstimmung zu meinen Gunsten vorhanden war.
Wie ist das zu verstehen?
Ich habe zahlreiche Delegierte gekannt und wusste, dass sie mir ihre Stimme geben würden. Deshalb hatte ich ein gutes Gefühl.
Im Nachhinein wurde Ihre Wahl aber doch als Überraschung gewertet. Wie ist sie zustande gekommen?
Die Delegierten wollten vermutlich einen Ausgleich zum letzten Herbst schaffen, als viele Akademiker nach Bern geschickt wurden. Dafür braucht es in der Parteileitung jetzt jemanden aus dem Gewerbe oder der Landwirtschaft. Ausserdem hat die Diskussion zwischen meinen beiden Konkurrenten am Ende wohl eher mir genützt.
Hat es Ihnen auch genützt, dass eine geheime Wahl verlangt wurde?
Das weiss ich nicht. Ich war immer für eine offene Wahl. Vielleicht ist es aber auch besser, wenn sie geheim ist. Dann kann jeder wählen, wen er wirklich will.
Wird die Zürcher SVP unter Ihnen anders politisieren als unter Ihrem Vorgänger Alfred Heer?
Nein. Meine Aufgabe als Präsident ist es, die Partei zusammenzuhalten. Ich alleine werde der Zürcher SVP kein neues Gesicht geben. Es kann sein, dass ich das Amt etwas anders ausübe, rein vom Typ her.
Wo sehen Sie den Hauptunterschied zu Alfred Heer?
Ich bin vielleicht eher der ruhigere Typ. Vom Parteiprogramm her bin ich aber voll auf der SVP-Linie.
Das tönt alles sehr zurückhaltend. Wie wird man Sie als Parteipräsident überhaupt wahrnehmen?
Lassen Sie sich einfach überraschen. Man wird mich mindestens so wahrnehmen wie die anderen Parteipräsidenten im Kanton Zürich. Das dürfte allerdings auch nicht allzu schwierig sein.
Die Zürcher SVP ist auch bekannt für ein paar laute Stimmen. Wie gehen Sie als stiller Schaffer mit diesen um?
Die Exponenten, die Sie ansprechen, werden nach wie vor ihre Meinung haben. Ich werde sie gewähren lassen. Sie werden selber wissen, wie weit sie gehen können. Falls sie wirklich eine Limite unterschreiten sollten, werde ich mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ich schreibe aber sicher niemandem vor, was er zu sagen hat.
Vor der Wahl sagten Sie, dass Sie die Zusammenarbeit mit den anderen bürgerlichen Parteien verbessern wollen. Ist das immer noch Ihr Ziel?
Natürlich. Wenn wir uns nicht auf gewisse Punkte einigen können, profitieren die Linken. Wir sind und bleiben zwar verschiedene Parteien. Es gibt aber Bereiche, in denen wir gut zusammenarbeiten. Mein Anliegen ist, dass man eine gewisse Ruhe reinbringt. Wenn man anderer Meinung ist, soll man es sagen können. Nüchtern und gelassen. Es bringt nichts, persönlich aufeinander herumzuhacken.
Die Zeiten, in denen die SVP FDP-Mitglieder als «Weichsinnige» titulierte, sind also vorbei?
Was mich angeht, ist das ganz sicher vorbei. Solche Ausdrücke bringen uns nicht weiter. Das ist respektlos. Das brauche ich nicht.
Welche Ziele haben Sie sonst noch?
Wir wollen unser Parteiprogramm möglichst gut umsetzen und die Partei stärken – beispielsweise indem wir Leute abholen, die bis jetzt mit Politik nicht viel am Hut hatten. Da sehe ich Potenzial. Es wird aber Knochenarbeit. In den Gemeindeexekutiven wollen wir weitere Sitze gewinnen. Und dann kommen bald wieder die kantonalen und nationalen Wahlen.
Wie viele Regierungsratssitze streben Sie an?
Für 2019 wollen wir unsere zwei Sitze verteidigen. Das Fernziel für 2023 ist – sofern es unser Wähleranteil erlaubt – drei Sitze.
In der Zürcher SVP-Delegation im Nationalrat ist kein einziger Landwirt vertreten. Soll sich das ändern?
Es wäre natürlich ein langfristiges Ziel. Mindestens ein Zürcher SVP-Vertreter dürfte aus dem landwirtschaftlichen Milieu stammen. Schliesslich ist der Kanton Zürich der fünftgrösste Landwirtschaftskanton.
Über Sie konnte man lesen, dass Sie unterschätzt werden. Stimmt das?
Das weiss ich nicht. Es ist natürlich besser, wenn man unterschätzt wird, wenn man eine solche Position antritt. Wer überschätzt wird, kann vielleicht die Erwartungen nicht erfüllen.
Sie wollen nicht Berufspolitiker werden, sondern weiterhin auf Ihrem angestammten Beruf arbeiten. Weshalb?
Wir stehen hinter dem Milizsystem. Es ist wichtig, dass die Politiker – vor allem in der Legislative – den Kontakt zur Arbeitswelt halten. Sie müssen wissen, was das Gewerbe beschäftigt. Als Berufspolitiker ist man davon etwas weit weg. Ausserdem habe ich Freude an meinem Beruf. Das ist der Hauptgrund.
Claudio Zanetti, Ihr Mitkonkurrent, hat sich als Kampf-Twitterer einen Namen gemacht. Wie halten Sie es mit den sozialen Medien?
Ich habe einen Twitter- und einen Facebook-Account, setze diese bis jetzt aber sehr zurückhaltend ein. Ich werde das künftig wohl noch zurückhaltender tun.