Jährlich sterben dreimal mehr Menschen an Suizid als durch Verkehrsunfälle. Trotzdem wird nur wenig unternommen, um solche Tragödien zu verhindern.
VON FELIX STRAUMANN
Der Tod des deutschen Nationalgoalies Robert Enke kam unerwartet. Für die Angehörigen und Nahestehenden ist es unfassbar, eine riesige Katastrophe. Doch sind solche Katastrophen häufig, häufiger als viele denken.
Vladeta Ajdacic-Gross von der Psychiatrischen Uniklinik Zürich kennt die Zahlen: Ein Prozent aller Todesfälle in der Schweiz ist auf Suizid zurückzuführen, zehn Prozent der Bevölkerung versucht einmal im Leben sich umzubringen und jeder Zweite hatte bereits Suizidgedanken.
Auch John Kummer hatte solche Gedanken. «Ich war in einer Situation wie Enke», erinnert sich der heute 82-jährige Zuger Unternehmer und Autor des Buches «Depression! Was tun?» (Verlag Espera, 2009).
Vor rund 50 Jahren diagnostizierten Ärzte bei ihm eine Depression, die bis 1993 dauern sollte und die mit Psychotherapie und Antidepressiva behandelt wurde. Seither fühlt sich Kummer gesund. «Während ich krank war, sind die Selbstmordgedanken gekommen und gegangen», sagt er heute.
«Verschoben ist nicht aufgehoben» – dieses Sprichwort gilt bei Suizid nicht, da sind sich Fachleute einig. Im Gegenteil: «Wenn es zu einer Rettung kommt, sind die Betroffenen nachher meist einverstanden damit», sagt Jürgen Margraf.
Der Psychologieprofessor von der Uni Basel kennt Studien zu Menschen, die einen Suizidversuch überlebt hatten. «Die meisten sind später an den gleichen Ursachen gestorben wie der Durchschnitt der Bevölkerung», so Jürgen Margraf. Nur rund 10 Prozent derjenigen, die einen Suizidversuch überleben, sterben innerhalb der nächsten 10 Jahre an Selbstmord.
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