Wann ist eine akute Entzündung im Kniegelenk ein Notfall? Und wie kommt es zu einer bakteriellen Gelenksentzündung?
Bei einer akuten Gelenksentzündung (Arthritis) ist das Gelenk schmerzhaft, überwärmt, gerötet und bewegungseingeschränkt. Die häufigsten Ursachen sind durch Kristalle ausgelöste Entzündungen, z. B. Gicht und Pseudogicht, rheumatologische Krankheiten, z. B. rheumatoide Arthritis oder Psoriasis, und durch Bakterien ausgelöste Entzündungen. Letztere ist die gefährlichste Form. Ohne korrekte Therapie kommt es durch die bakteriellen Toxine und Enzyme innerhalb von Stunden zu einer irreversiblen Knorpel- und Gelenksschädigung, was eine anhaltende Funktionseinschränkung des betroffenen Gelenks bedeutet. 5 bis 15% der Patienten versterben gar daran. Somit ist die bakterielle Arthritis ein Notfall. Meist ist ein einziges Gelenk (90%) betroffen, in über 50% der Fälle das Kniegelenk. Bakterien gelangen fast immer über den Blutstrom ins Gelenk. Keime der Hautflora, v.a. Staphylococcus aureus, sind hauptsächlich beteiligt, wobei Hautinfektionen oder chronische Hautkrankheiten (z. B. Ekzem) Eintrittspforten für Bakterien darstellen; manchmal reicht auch schon eine kleine, oft unbemerkte Hautverletzung als Eintrittspforte aus. Auch andere Infektionsherde, z. B. Lungen- oder Blasenentzündungen, können als Eintrittspforte für Bakterien dienen, die dann wiederum über den Blutstrom ins Gelenk gelangen. Infektionen nach Punktionen oder Kortisoninjektionen ins Gelenk sind selten (Risiko etwa 1:30 000). Die Analyse der Gelenksflüssigkeit (Gelenkspunktion) ist die wichtigste Untersuchung. Damit kann das Ausmass der Entzündung bestimmt und der Nachweis von Bakterien erbracht werden. Ausserdem können alternative Diagnosen, wie die Kristallarthritis, durch den Nachweis von Kristallen gefunden werden. Ist die Verdachtsdiagnose der bakteriellen Arthritis bestätigt, muss notfallmässig die korrekte Therapie eingeleitet werden, um eine dauerhafte Gelenkszerstörung zu verhindern: der Chirurg, bzw. Orthopäde, ist für die mechanische Gelenksreinigung durch eine ausgiebige Spülung zuständig; dabei werden die knorpelzerstörenden Bakterien und Toxine entfernt (durch Arthroskopie, d. h. Gelenksspiegelung in Schlüssellochtechnik, oder wenn nötig durch offene Chirurgie). Der Infektiologe ist für die Gabe der optimalen Antibiotikatherapie zuständig, womit die Bakterien eradiziert werden. Bei früher Diagnosestellung und rascher Therapieeinleitung ist die Prognose dieser Infektionserkrankung gut.