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Ein Unternehmen des Schlieremer Bio-Technoparks hilft dabei, Medikamente gegen das Coronavirus zu finden.
Unter Hochdruck forschen die Pharma-Unternehmen der Welt derzeit an einer Impfung gegen das Coronavirus oder an Medikamenten gegen die Lungenkrankheit Covid-19. Wenn diese Arzneien dereinst entwickelt und reif für die Markteinführung sind, könnte ein Schlieremer Unternehmen massgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben. Diese Woche gab InSphero, das im Schlieremer Bio-Technopark beheimatet ist, bekannt, dass es seine entwickelte Technologie für dieses wichtige Thema gratis zur Verfügung stellt. Chief Business Officer Frank Junker präzisiert, dass es um ein 3D-Lebermodell geht. «Damit können bestimmte Medikamente innert drei Wochen auf die Lebertoxizität getestet werden», sagt er. «Die Covid-19-Pandemie ist für uns alle Neuland», sagt Jan Lichtenberg, Geschäftsführer und Mitgründer des Unternehmens. Derzeit würden in Rekordzeit Impfstoffe entwickelt und es gehe nun darum, die Markteinführungszeit zu verkürzen.
«Besonders bei einer Impfung, die millionenfach an Menschen verabreicht wird, müssen toxische Risiken weitgehend ausgeschlossen werden können», ergänzt Junker. Für diese Tests ist die Leber ein zentrales Organ. Sie ist für den Abbau von Schadstoffen verantwortlich und daher primär Fremdsubstanzen ausgesetzt. Wie es bei InSphero heisst, sind lebertoxische Effekte noch immer für 35 Prozent aller Nebenwirkungen bei Patienten verantwortlich.
Diese Sicherheitstests für Covid-19-Medikamente und Coronavirus-Impfstoffe werden an den Lebermodellen des Unternehmens durchgeführt. Diese können das Lebergewebe und dessen Funktion über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen nachahmen. Besagtes Gewebe stellt die kleinste, funktionsfähige Einheit der menschlichen Leber dar. «Für das Identifizieren von Sicherheitsrisiken sind die Resultate daher sehr aussagekräftig», so Junker. Bis gestern Abend gingen noch keine Anfragen für die Durchführung von Tests, die üblicherweise mehrere Tausend Franken kosten würden, beim Unternehmen ein. Man rechnet jedoch damit, dass das Angebot bald in Anspruch genommen wird. So werden pro Unternehmen jeweils maximal drei Wirkstoffe getestet, sodass eine möglichst breite Palette an Medikamenten untersucht werden könne, heisst es weiter.
Die Gründer des Unternehmens arbeiteten in der chirurgischen Forschungsabteilung des Universitätsspitals Zürich. Ursprünglich versuchten sie, Mikroorganismen herzustellen, die bei der Behandlung von Diabetes- und Herzinfarkt-Patienten benutzt werden könnten. Beim entwickelten Verfahren wird das menschliche Gewebe nicht in einer Petrischale gezüchtet, sondern in einer eigens entwickelten Vorrichtung. In diesen hängenden Tropfen kann aus einzelnen Zellen wieder funktionsfähiges Leber-, Herz- oder Hautgewebe erzeugt werden. Dieses kann in der Folge sein natürliches Verhalten an den Tag legen.
Nach der Gründung des sogenannten Spin-offs erhielt das Unternehmen auch schon bald die ersten Auszeichnungen. 2014 etwa gewann InSphero den renommierten «Top 100 Start-up Award» als eines der vielversprechendsten Jungunternehmen der Schweiz. «Heute zählt jedes Grossunternehmen der Pharma- und Biotech-Branche zu unseren Kunden», so Junker. Mit seiner Technologie trägt das Unternehmen zudem dazu bei, dass weniger Versuche an Tieren durchgeführt werden müssen, um ein Medikament zu testen.
Wann eine Impfung, für die gegenwärtig bereits Tests laufen, auf den Markt kommen wird, sei schwierig abzuschätzen, sagt Junker. «Experten gehen davon aus, dass die Marktreife erst in neun bis zwölf Monaten erreicht werden wird.»