Kunst
In Urdorf öffnet ein Mosaik-Findling Herz und Mund der Passanten

Die Urdorferinnen Emanuela Bottana und Beatrice Peraro verzücken mit ihrem mit Mosaik verzierten Findling. Sie arbeiteten knapp zwei Wochen an ihrem Kunstwerk.

Joël Decurtins
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Steinmosaik in Urdorf
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Das Mosaik besteht aus verschiedenen Materialien wie Natursteinen und Keramik.
Einige Teile müssen zurechtgeschnitten werden.
Emanuela Bottana (rechts) hat in Zürich ein eigenes Atelier, in dem sie Kurse anbietet.
Der in der Sonne bunt glänzende Stein wird wohl noch lange die Blicke der Passanten auf sich ziehen.

Steinmosaik in Urdorf

Severin Bigler

«Der mit buntem Mosaik verzierte Findling ist ein Blickfang. Viele Leute die daran vorbeigehen oder -fahren, halten an und sprechen uns auf unser Werk an. Kunst öffnet nicht nur das Herz, sondern auch den Mund», sagt Emanuela Bottana. Sie und Beatrice Peraro begannen vor knapp zwei Wochen damit, den rötlichbraunen Verrucano Stück für Stück mit verschiedensten Materialien neu einzukleiden. Die beiden Urdorferinnen hatten den massigen Stein, der in Peraros Garten an der Sonnhaldenstrasse steht, schon vor einem Jahr für ein potenzielles Kunstwerk auserkoren. Da sie wegen der Coronavirus-bedingten Einschränkungen viel öfter zu Hause waren, fanden sie nun endlich Zeit, ihre Idee in die Tat umzusetzen. «Im Alltag hätten wir das wohl nicht machen können», sagt Bottana.

Zusammen arbeiteten sie 180 Stunden am Mosaik

Das Zusammensetzen des Mosaiks war ein langwieriger Prozess. «Jede von uns hat 90 Stunden Arbeit in die Dekoration des Steines gesteckt», sagt Bottana. Zuerst zeichneten die beiden Künstlerinnen mit Kreide grob die Form des Mosaiks auf. Dann wurden die entsprechenden Stellen mit einer dünnen Schicht Zement grundiert. Auf die Grundierung konnten sie dann die verschiedenen Teile mit ein wenig Zement ankleben.

Die unterschiedlichen Materialien des Mosaiks haben die beiden aus ganz Europa zusammengetragen. Neben Smalti – Mosaik-Glas aus Venedig – verwendeten sie unter anderem auch Keramik aus Deutschland und Natursteine. Unter den meist willkürlich geformten Mosaiksteinen die passenden zu finden, war eine grosse Herausforderung und verlangte viel Geduld. Besonders weil der Findling eine unebene Unterlage für das Mosaik ist. «Die einzelnen Teile dürfen nicht zu gross sein, damit sie auf dem unebenen Stein richtig zu liegen kommen. Es ist wie ein Puzzle. Man muss viel rumprobieren. Das hat auch etwas Meditatives», sagt Peraro. Viele Teile mussten sie noch zurechtschneiden, damit sie besser passten. So arbeiteten sie sich von den Seiten des Steins allmählich bis nach oben. «Als wir mit dem Mosaik begonnen haben, habe ich mich manchmal gefragt, was wir uns hier angetan haben. Aber nach einiger Zeit konnte man plötzlich erkennen, was entsteht», sagt sie.

Gestern vollendeten die Künstlerinnen ihr Werk. Unten umfasst ein weisses Band aus Mosaiksteinen den Findling, während ihn oben ein farbenfroher Mix aus Keramik und kleinen Ornamenten bedeckt. Bottana blickt ein wenig wehmütig auf die vielen Arbeitsstunden zurück: «Wir konnten bei dem schönen Wetter draussen sein und mit vielen Spaziergängern sprechen. Man sieht in der Schweiz nicht viele Mosaike, aber die Leute haben immer Freude daran.» Nächste Woche werden sie ihr Werk noch verfugen und damit ihre Arbeit am Stein beenden.

Bottana leitet Kurse im eigenen Atelier

Bottana und Peraro, die beide seit vielen Jahren Mosaike herstellen, haben schon einige weitere Ideen für neue Kunstwerke. Neben einigen kleineren Arbeiten haben sie auch schon ihr nächstes grosses Projekt in Planung. Dieses soll an der Fassade im ersten Stock einer Villa entstehen. Ausserdem bietet Bottana in Zürich in ihrem eigenen Atelier Kurse an.

Während die Schweiz nach den neusten Lockerungen allmählich wieder in den Alltag zurückkehrt, bleibt der in der Sonne bunt glänzende Stein wohl noch lange auf der Wiese liegen, um die Blicke der Passanten auf sich zu ziehen.