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Die Ressourcen effizienter nutzen und die Potenziale des Kantons ausschöpfen, dies möchte Hugo Ruf. Er steigt als Parteiloser ins Rennen um einen Sitz in der Solothurner Regierung. Am liebsten wäre ihm dort das Bildungsdepartement.
Hugo Rufs Büro in Solothurn ist zentraler als das jedes Regierungsrates: Es liegt an der Hauptgasse 53, im 2. Stock über der Hirsch-Apotheke, auf halbem Weg zwischen der St.-Ursen-Kathedrale und dem Marktplatz. Ein Altstadthaus mit steinerner Wendeltreppe, fast wie im Rathaus. Wer auf ihr hochsteigt, dem fallen die ungleich hohen Stufen auf. Symbolisch für den politischen Quereinsteiger Ruf, der das «Treppchen» zum Regierungsratsamt - und gleichzeitig noch zum Oltner Stadtpräsidium - mit einem grösseren Schritt als seine Mitbewerber besteigen will?
In der Dépendance an der Hauptgasse ist Hugo Ruf seit bald drei Jahren Leiter Personelles und Rechnungswesen des Volksschulamts. Fünf Festangestellte und eine Lehrtochter sind seine Mitarbeiter. Unter anderem ist Ruf verantwortlich für die korrekte Anstellung und Einstufung der rund 3500 Lehrpersonen an den Volksschulen, nach den Vorgaben des kantonalen Gesamtarbeitsvertrags (GAV). Ausserdem muss er die Arbeitsverhältnisse von etwa 4500 Stellvertretungen pro Jahr regeln. Grosse Zahlen, die den heute 60-jährigen gelernten Kaufmann nicht schrecken, seit er vor Jahren als Personalchef den Aufstieg des Migros-Verteilbetriebs Neuendorf zu einem der grössten Unternehmen im Kanton mitgestaltet hat.
Weniger Angst und Druck
«Vor zwei Jahren war ich Projektleiter der Besoldungsrevision für die Lehrkräfte», berichtet er aus seiner Arbeit und erwähnt, dass diese Anpassung des GAV an geänderte Ausbildungen den Kanton unter dem Strich 30 Mio. Franken gekostet habe. «Aber bitte», betont er, «ich hatte überhaupt keinen Einfluss darauf, ich musste nur umsetzen.» Seine eigene Meinung behält er für sich und lässt sich nur die Anmerkung entlocken: «Die Anpassungen waren zweifellos notwendig. Die Erhöhung der Lehrerbesoldung hätte aber meines Erachtens zu einer erhöhten Motivation und Zufriedenheit bei den Lehrkräften und zu noch besseren Resultaten und gefreuten Entwicklungen in der Schulstube führen müssen.»
Weniger Bürokratie, weniger Kontrolle
Denn der Kanton Solothurn - so erläutert Ruf - zahle zwar die drittbesten Lehrerlöhne in der Schweiz, aber weder die Ergebnisse der Pisa-Schülertests noch die Zufriedenheit der Lehrkräfte entsprächen diesem Niveau. «Da funktioniert leider manches nicht - wir haben eindeutig Handlungsbedarf!» An der Front, in den Schulzimmern und in den Schulleitungen, gebe es viele tolle Leute. Unzufrieden seien sie nicht wegen Stress mit den Schulkindern oder den Lehrerkollegen, sondern weil sie zuviel Druck spürten und Angst hätten. «Ich bin nicht für mehr Leistungsdruck für die Schüler - aber wir könnten das Bildungswesen modernisieren und effizienter machen.» Wenn Hugo Ruf von aufgestellten Lehrern und Schulleitungen spricht, ist sein Herzblut zu spüren: Weniger Bürokratie, weniger Kontrolle - das könnte grosse Kräfte wecken.
Mehr Arbeitszufriedenheit
Damit nähert sich unser Gespräch einer zentralen Motivation Hugo Rufs für seine Kandidatur: Arbeitszufriedenheit. «Beim Staat ist eindeutig Effizienzpotenzial vorhanden - bei grösserer Arbeitszufriedenheit.» Der Regierungsrat müsse den Mut haben, ein vertrauensvolles Arbeitsklima beim Kanton zu schaffen. Ein Klima von «Wir zusammen wollen etwas bewirken». So, wie er es bei seinem grössten Erfolg erlebt hat, der Schaffung der Berufslehre Lagerist: «Man muss nicht Akademiker sein, man muss einfach machen. In ungezwungener Art kooperieren, ohne starre Hierarchie und viel zu viele Sitzungen.» Auch wenn er sich mit Kritik am Arbeitgeber zurückhält: Man spürt, dass Ruf beim Kanton einiges ändern möchte.
«Schnell, entschlossen, kämpferisch.»
Als Regierungsrat würde Ruf am liebsten das Bildungsdepartement übernehmen. Aber sein thematisches Interesse ist breiter. «Unser Kanton muss als Wirtschafts- und als Wohnkanton wieder attraktiver und stärker werden», fordert Ruf und ärgert sich: «Es kommt nicht von ungefähr, dass wir als bescheidener ‹Anpasserkanton› gelten.» Solothurn müsse ganz anders auftreten: «Schnell, entschlossen, kämpferisch.» So, ist er überzeugt, könnte der Kanton auch wohlhabende Personen für sich gewinnen. Nicht mit Steuerprivilegien, sondern indem er seine zentrale Lage nutze und, zum Beispiel in Bildung und im Gesundheitswesen, Spitzenangebote biete, die andere nicht hätten.
Klingt schön und gut. Aber wie ist dieser parteilose Regierungsratskandidat politisch einzustufen? Es brauche keine Parteien, um Entwicklungspotenziale zu erkennen und zu nutzen. «Zum Beispiel die Energiestrategie des Bundes: Darin sehe ich eine echte Chance, da sind wir technisch gefordert.» Er sei für die freie Marktwirtschaft, aber sie müsse umwelt- und sozialverträglich sein.
Grosseltern als Vorbilder
Gestärkt werden müssten alle Bevölkerungskreise, erklärt Hugo Ruf und kommt zu seinem Lieblingsthema zurück. «Unsere Grosseltern hatten vielleicht verrunzelte Gesichter, aber sie strahlten Zufriedenheit aus. Heute sehe ich ganz wenig Zufriedenheit, aber viele Frustgesichter.» Das möchte er ändern.«Wir haben viele Ressourcen, wir sind eigentlich ein gutes Völklein», beurteilt Ruf die Solothurner. Und 95 Prozent seiner Gesprächspartner reagierten positiv auf seine Ideen: «Diejenigen, die wollen, dass wir aus dem Dornröschenschlaf erwachen.
Noch bleiben ihm bis zur Wahl am 3. März drei Wochen, um diese Aufbruchstimmung zu verbreiten. Dass er das weitgehend auf sich allein gestellt angepackt hat, ohne Unterstützung einer kantonsweit strukturierten Partei, gleicht fast einer Ozeanüberquerung mit einem selbst gebauten Floss.
Bereits erschienen: Esther Gassler (FDP), 23.1.; Roland Heim (CVP), 26.1.; Andreas Bühlmann (SP), 28.1.; Brigit Wyss (Grüne), 30.1.; Peter Gomm (SP), 2.2.; Roland Fürst (CVP), 4.2.; Remo Ankli (FDP), 6.2.