Der Ex-Nationalbankpräsident verdient gutes Geld mit Referaten.
Philipp Hildebrand verschwendet nicht viel Zeit seit seinem Abgang als Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Vergangene Woche wurde bekannt, dass er ab Oktober stellvertretender Vorsitzender des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock wird. Und seit einiger Zeit ist der Star-Banker neu Mitglied der Harry Walker Agency in New York. Diese vermittelt privaten Anlässen bekannte Rednerinnen und Redner, wie zum Beispiel Bill Clinton, Kofi Annan, Ingrid Betancourt, Arnold Schwarzenegger oder Bono . Damit ist Hildebrand im obersten Zirkel der internationalen Redner angelangt.
«Der Sonntag» hat bei der Harry Walker Agency anonym nachgefragt, was ein einstündiges Referat von Hildebrand kosten würde. Antwort: 30 000 Dollar plus Roundtrip-Reisekosten – First Class. Würde Hildebrand zum Beispiel einen Vortrag in San Francisco halten, müsste der Veranstalter schnell einmal rund 50 000 Franken bezahlen. Dabei darf der Organisator zwischen folgenden Themen auswählen, über die Hildebrand sprechen soll: «Risiken und Chancen in der Weltwirtschaft», «Europa: Wie weiter?», «Die Zukunft des Global Banking» und «Wie sollten Amerikaner/Asiaten über die Zukunft Europas denken?» Wie oft Hildebrand bereits gebucht wurde, sagt die Agentur nicht.
Mit den 30 000 Dollar bildet Hildebrand – höchstens noch mit dem Abenteurer Bertrand Piccard – die einsame Spitze in der Schweiz. Denn laut Branchenkennern sind international gefragte Spitzenredner hierzulande Mangelware. Hinter Hildebrand und Piccard folgt mit grösserem Abstand Ex-Astronaut Claude Nicollier mit geschätzten 20 000 Franken pro Referat.
Die Referatshonorare kann Hildebrand – nach Abzug der Vermittlungskommission – ohne weitere Abstriche in die eigene Tasche stecken. Und das, obwohl er noch bis Januar 2013 auf der Gehaltsliste der Nationalbank steht. «Engagements als Referent muss Herr Hildebrand nicht vom Bankrat bewilligen lassen», sagt SNB-Sprecherin Silvia Oppliger. «Vortragshonorare werden – im Gegensatz zu anderen allfälligen Einkommen – nicht von der SNB-Lohnfortzahlung an Philipp Hildebrand abgezogen.» Hingegen wird die Lohnfortzahlung ab Oktober wegen seiner Blackrock-Entschädigung wohl ganz beendet. Denn laut einer «Tages-Anzeiger»-Schätzung dürfte Hildebrand beim US-Finanzkonzern rund 7 Millionen Dollar pro Jahr verdienen, womit die SNB die ausstehenden vier Monatslöhne in der Höhe von rund 350 000 Franken nicht ausbezahlen muss.
Ob er ab Oktober Blackrock einen Teil der Rednerhonorare abgeben muss, verrät Konzernsprecher Marc Bubeck nicht, sondern sagt nur: «Wir schätzen es, dass Herr Hildebrand für seine Meinungen zur Weltwirtschaft gefragt ist.»
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