Es ist Samstagmorgen kurz vor halb elf Uhr, die Blicke der bereits weit über 3000 Zuschauer auf den Tribünen des 101. Oberaargauischen Schwingfestes in Koppigen-Oeschberg sind auf den Sägemehlring zwei gerichtet.
Im Sägemehlring haben soeben Lokalmatador und Favorit auf den Festsieg Matthias Sempach und der Oberländer Thomas Lauener zusammengegriffen.
Aufmerksam verfolgen auch die zahlreichen Medienvertreter auf der Pressetribühne das Geschehen. Besonders nervös tigert auch die sonst so ruhige Pressechefin Heidi Jenni auf dem Pressewagen herum. Plötzlich ein Aufschrei aus dem Mund der zierlichen Blondine, gefolgt von einem herzhaften Lachen.
Warum wohl? In diesem Moment hat «Mättu» seinen zweiten Gegner des Tages wuchtig, mit der Maximalnote 10 ins Sägemehl gebettet. Verständlich diese Freude, denn Heidi ist die Freundin des erfolgreichen Alchenstorfer Schwingers.
Heiss begehrte Zwischenranglisten
Von den fünf Jenny-Sisters sind drei am Schwingfest engagiert. Neben Medienchefin Heidi ist auch Luzia mit der Betreuung der Schreibzünftler beschäftigt. Sie sorgt dafür, dass ihnen die Wünsche buchstäblich von den Augen gelesen werden.
Die Dritte im Bunde ist Esther. Sie betreut an der grossen Abendunterhaltung die Gäste als Bardame. Nach dem dritten Gang ist Mittagspause. Fleissige Kinder in ihren hellblauen T-Shirts verkaufen rund um das Festgelände die heiss begehrten Zwischenranglisten.
An der Spitze der 169 angetretenen Schwinger liegt «Mättu» Sempach, gefolgt von Urs Schütz und Stefan Studer. Schütz, der Oberländer, sollte in der Folge Sempach noch Ärger bereiten und ihm schliesslich einen Gestellten abringen. Schlangen nicht nur an den Bratwurstständen, sondern auch am grossen Softeis-Stand, wo die Kältemaschinen auf Hochtour laufen, um die wartenden Leute schnell zu bedienen.
Alles läuft indessen wie geschmiert. Im grossen Festzelt werden durch fleissige Hände von Mitgliedern des Turnvereins Koppigen, des Schwingklubs Kirchberg und viele weitere freiwillige Helfer über 2000 Mittagessen serviert.
Interessierte Gäste aus Holland
Besonders begrüsst nach Wiederbeginn am Nachmittag Speaker Robert Gerber vier weibliche Gäste. Aus dem Wallis sind angereist Daniela Geissbühler und Fabienne Mutter, und als Touristen verfolgen aus Holland Marian und Ria, zwei ältere Damen, das Geschehen auf den Sägemehlringen.
«Eine komische Sache in diesen Boxer-Shorts», meint Ria, gemeint sind die verschiedenfarbigen Schwingerhosen. Mit den Bergbahnen wirbt auch Lenk Tourismus, seit Jahren mit dem Schwingklub Kirchberg befreundet, für das schöne Berner Oberland. Die Sonne brennt unaufhaltsam auf die meist mit blauen Dächlikappen bedeckten Häupter.
Das Fest geht nun in die entscheidende Phase. Der fünfte Gang ist angesagt. Hier werden die beiden Schlussgangteilnehmer ermittelt. Der Speaker fordert das gut gelaunte Publikum noch einmal zu einer gewaltigen «La Ola»-Welle auf, bevor die beiden «Bösen« die Arena betreten.
Mit je einem Sieg über Reto Schmid und Beat Salzmann haben sich, wie erwartet, die beiden Topfavoriten Sempach und Stucki für die Ermittlung des Festsiegers qualifiziert. Dass dann schliesslich der Seeländer Brocken über den Modellathleten aus dem Nachbardorf triumphierte, war nur ein kleiner Wermutstropfen am grossartig organisierten Fest.