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Im Sommer 2002 hat das Hasli Bier seine Brauerei an der St. Urbanstrasse eröffnet. 20 Jahre sass Langenthal nach dem Ende der letzten Brauerei zuvor auf dem Trockenen. Mit einem grossen Fest feiert die Brauerei jetzt ihr Jubiläum
Eine Durststrecke hat auch das Hasli Bier hinter sich. Das flüssige Gold hat sich nicht gerade als Goldgrube erwiesen: Nach einigen Jahren mit Verlusten hat die Brauerei 2011 nun endlich einen Gewinn geschrieben. 13795 Franken sind es. «Es ist eine Realität, dass wir über Jahre den Turnaround nicht geschafft haben», sagt Thomas Biedermann, Verwaltungsratspräsident der Brau AG.
«Seit zwei bis drei Jahren sind wir nun am Optimieren.» Zwei Gründe nennt Biedermann für den Gewinn. Zum einen fallen Personalkosten weg, weil die Brauerei das Restaurant nicht mehr selbst betreibt. Seit September 2010 ist dieses an Reto Mathys verpachtet.
Gut 57 Liter Bier hat der Schweizer im letzten Jahr getrunken. Dies zeigen Zahlen, die der Schweizer Brauerei-Verband auf seiner Internetseite veröffentlicht. In den letzten zehn Jahren ist diese Menge relativ stabil geblieben. 1990 waren es allerdings noch 71 Liter Bier pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: Ein Deutscher trinkt pro Jahr 110 Liter Bier. Mit seinem Zehn Jahr-Jubiläum ist das Hasli Bier nicht die einzige junge Marke im Schweizer Biermarkt. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl Bierbrauer förmlich explodiert. Im Jahr 2000 gab es 90 Bierbrauereien in der Schweiz. 2011 meldeten dagegen 432 Brauereien bei der Eidgenössischen Oberzolldirektion einen «biersteuerpflichtigen Ausstoss» an und bezahlten dafür 113 Mio. Franken Biersteuer. Trotz der steigenden Zahl einheimischer Bierbrauer hat die Menge des importierten Bieres massiv zugenommen. Waren es 1990 580000 Hektoliter, wurden 2011 1,08 Mio. Hektoliter importiert. Dies entspricht einem Viertel der konsumierten Menge. Marktleader ist Carlsberg/Feldschlösschen mit einem Marktanteil von 40 Prozent, gefolgt von Heineken mit 23 Prozent. Die über 400 Klein- und Mittelbrauereien machten zusammen 15 Prozent aus. Jeder der Grosskonzerne kann die Menge Bier, die alle Kleinbrauereien in der Schweiz zusammen jährlich herstellen, in 12 Stunden produzieren. Dies schreibt die Interessengemeinschaft unabhängiger Klein- und Mittelbrauereien auf ihrer Website. 31 Prozent des Bieres wird in Dosen verkauft, ein Viertel wird vom Fass gezapft, der Rest kommt in Ein- oder Mehrwegflaschen zum Konsumenten. Lagerbier macht rund 80 Prozent der konsumierten Menge aus.(lfh)
Flaschengeschäft legt zu
Zweiter Grund für den Gewinn ist das immer besser laufende Flaschengeschäft. 35 Prozent macht dieses inzwischen aus. Insbesondere im Detailhandel konnte das Hasli Bier laut Geschäftsführer Peter Kläfiger 2011 zulegen. In vier Landi-Filialen, in neun Coop-Läden, im Voi und bei Grosshändlern wie der Growa, Gedex oder Loosli Getränke ist das Bier inzwischen erhältlich.
Weil das Flaschengeschäft gut läuft, will sich die Brauerei zum Jubiläum jetzt eine neue Flaschenabfüllanlage gönnen. Knackpunkt ist allerdings die Finanzierung: Das Aktienkapital von 1,173 Mio. Franken ist nur zur Hälfte gedeckt.
Deshalb schlägt der Verwaltungsrat den Aktionären vor, das Aktienkapital in den nächsten zwei Jahren um maximal 350000 Franken aufzustocken. Stimmen die Aktionäre an der Generalversammlung vom 1.Juni dieser Kapitalerhöhung zu, will der Verwaltungsrat das Geld für den Abbau von Schulden und für die neue Abfüllanlage verwenden.
Biedermann ist optimistisch, dass genug Käufer für neue Aktien gefunden werden können. «Wir haben immer wieder Leute, die nach Aktien fragen.» Klar sei auch: Ums Geld verdienen gehe es den Leuten nicht. Die Aktie habe eher einen ideellen Wert.
Grosse dominieren Gastroszene
Dass die Brauerei vermehrt auf das Flaschengeschäft setzt, hat auch mit der schwierigen Lage in der Gastronomieszene zu tun. «Wir haben gemerkt, dass wir dort Mühe haben», sagt Thomas Biedermann. Am Preis des Biers liege dies nicht.
«Die Grossen in der Branche geben den Gastronomen hohe Darlehen als Startkapital. Das können wir nicht bieten.» Oft sei das Darlehen auch noch mit einem Ausschlussvertrag für weitere Biermarken verbunden.
Der Bierausstoss blieb 2011 mit 1000 Hektolitern stabil. Dagegen konnte die Brauerei den Ausstoss des Bier-Sudes von gut 1000 auf 1500 Hektoliter erhöhen. Der Sud wird für die Whiskey-Produktion benötigt. Insgesamt stieg damit der Ausstoss in der Langenthaler Brauerei um rund 25 Prozent, von 2000 auf 2500 Hektoliter. Zum Vergleich: Die Burgdorfer Gasthausbrauerei hat 2011 ihren Ausstoss um 20 Prozent auf 4846 Hektoliter erhöht. Auch dort war der Flaschenverkauf massgebend.