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Schlagzeug, Sopransaxofon, Gitarre - was nach einem gängigen Jazzkonzert klingt, entpuppt sich im Jazzklub Allmend in Oberengstringen als gewagtes Musikexperiment.
Drei Musiker, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ziehen am Samstagabend das Publikum in ihren Bann, machen Musik, die fasziniert, irritiert oder ganz einfach einlädt zum Träumen.
«Schliessen Sie die Augen», empfiehlt Vorstandsmitglied Martin von Aesch dem Publikum. Die Musik von Schlagzeuger Christian Wolfarth sei nämlich wie Filmmusik. Tatsächlich wähnt man sich zuweilen in einem Psychothriller. Wolfarth bringt die Musik mal im Kopf zu klingen, mal im Bauch, mal ist sie zart und verführerisch, mal grell und raumfüllend - Gänsehaut ist garantiert.
Streicheleinheit mit Geigenbogen
Diese so ganz andere Schlagzeugmusik gelingt Wolfarth mit minimalen Mitteln: Drei Becken, einige Schlegel und zwei Geigenbogen, mit denen er über die Becken streicht, diese kitzelt, quält, zum Klingen bringt. Es ist eine Musik, die es dem Publikum nicht einfach macht. Christian Wolfarth reduziert sie auf das Wesentliche, produziert Klangfarben, irritiert, fasziniert, provoziert.
Schwelgen dürfen die Jazzfreunde dann zur Musik von Duke Ellington. Dani Solimine (Gitarre) und Christoph Grab (Sopransaxofon) spielen das erste Mal zusammen. «Grab ist ein progressiver Musiker, einer der ganz modernen Saxofonisten», erklärt Solimine und ergänzt: «Das bin ich als Gitarrist nicht. Ich bin viel traditioneller als er.» Die Spannung werde dadurch aber grösser, und es sei jeweils nicht vorauszusehen, wie der Auftritt gelinge. Der Mimik der beiden Musiker nach zu schliessen, ist das Experiment geglückt. Das Zusammenspiel scheint ihnen Spass zu machen.
Das Saxofon klettert in Höhen, versinkt in Tiefen, immer begleitet und gehalten von der Gitarre. Dann übernimmt diese den Lead und das Saxophon folgt. Es ist, als hielten die beiden Instrumente intime Zwiesprache, flüsterten, stritten, lachten zusammen. Dani Solimine ist zufrieden: «Es ist wunderbar, mit Christoph Grab zu spielen. So habe ich es mir immer vorgestellt.»
Überhaupt ist es für Solimine ein besonderer Abend im Jazzklub Allmend. Der Gitarrist feiert ein Heimspiel, denn er lebt seit 20 Jahren in Oberengstringen. «Vor Heimpublikum zu spielen ist anspruchsvoller, als an Orten, wo einen niemand kennt», sagt der Musiker. Aber er stelle sich dieser Herausforderung gerne.
Die Grossmutter als Inspiration
Zur Musik kam er durch seine Grossmutter Trudi Kilian. «Sie war eine bekannte Musikerin. Auf ihren Knien bin ich gesessen, wenn sie Klavier gespielt hat. Und ich durfte ihren Plattenspieler selber bedienen», erinnert sich Solimine. Bei ihr habe er schon als kleiner Bub gemerkt, dass ihn vor allem die Gitarrenmusik anspreche. Als Musikschüler sei er aber dann absolut erfolglos gewesen, «Ich bin durch die Musikmatur gefallen. Wahrscheinlich haben mich meine eigenen musikalischen Gedanken zu fest behindert», so Solimine.
«Wir haben etwas gewagt, mit diesen beiden Konzertteilen», sagt von Aesch. «Scheinbar passen sie nicht zusammen, ergeben aber auf verrückte Art ein Ganzes.» Die Zugabe spielen die drei Musiker dann gemeinsam und es scheint, als hätten sie nie etwas anderes getan. Auch zur Musik von Duke Ellington empfiehlt es sich übrigens, die Augen zu schliessen. «Such sweet thunder» oder «Let a song go out of my heart» entführen in die schwülen, Nächte des amerikanischen Südens.