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Der Männerchor-Dirigent tritt mit seinem russisch-ukrainischen Orchester für den Frieden auf
Auch wenn es ruhig geworden ist um den Ukraine-Konflikt, sterben dort noch immer täglich Menschen. Laut Angaben der UNO beträgt die Zahl der Todesopfer nunmehr 9200. Die Anzahl Verstösse gegen die vereinbarte Waffenruhe fiel im April wieder wesentlich höher aus als in den Vormonaten, berichtete die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Der amerikanische Sender «CNN» nennt den Kampf zwischen dem ukrainischen Militär und den prorussischen Rebellen inzwischen den «vergessenen Krieg».
Auch humanitär ist die Region in der Krise: In Europa sind die Ukraine und die Türkei die einzigen Länder, die auf Hilfe vom Welternährungsprogramm der UNO angewiesen sind. Mitten in der Krise steht ein Schweizer: Flavio Schaller leitet die OSZE-Beobachtungsmission an der russischen Grenze.
Nun wartet die Schweiz mit ihrem nächsten Engagement für den Frieden auf. Gunhard Mattes, der den Männerchor Engstringen dirigiert, hat schon von 1998 bis 2010 ein Orchester in der West-Ukraine geleitet, weshalb ihn der Konflikt mit Russland besonders betrübt. Mattes ist der Überzeugung, dass Musik mehr bewirken kann als tausend Worte. Er hat darum das «Orchester für den Frieden» gegründet. In diesem Kammerorchester spielen gut 30 russische und ukrainische Künstler zusammen. «Das verbindet die beiden verfeindeten Länder emotional und regt die Menschen zum Nachdenken an», sagt Mattes, der in Bremgarten wohnt. Sein Netzwerk reicht nicht nur nach Oberengstringen und Osteuropa, sondern auch nach Bern.
Bundesrat Didier Burkhalter (FDP), der 2015 die OSZE präsidierte, hat das Patronat des Orchesters übernommen. Sein Pressesprecher erklärt, warum: «Er ist überzeugt, dass es hinsichtlich einer Lösung der Ukrainekrise mehr als Politik braucht. Es braucht den Willen der Menschen zum Miteinander.» Gefragt, ob das Konzert etwas bewirken könne, sagt er: «Das gemeinsame Engagement für Frieden und gegenseitigen Respekt ist für die Beilegung von Konflikten zentral. Das ukrainisch-russische Orchester setzt hierfür ein wichtiges Zeichen und beteiligt sich in diesem Sinn als Brückenbauer.»
Diese Brücke zu bauen, brauchte allerdings viel Zeit. Zuerst ist die Idee von Mattes bei diversen Künstlern auf Ablehnung gestossen.
Dann klappte es doch: Vor einem Jahr probte das Orchester erstmals in Graz. Morgen spielt das Orchester nun im Grossen Saal der Zürcher Tonhalle. Alle Stücke stammen von Komponisten aus der Ukraine und Russland, darunter auch eines vom «ukrainischen Mozart» Bortniansky. Zudem wird ein Stück einer russischen Jungkomponistin zum allerersten Mal aufgeführt. Ergibt sich aus dem 90-minütigen Konzert ein finanzieller Gewinn, kommt dieser 100 kriegsgeschädigten Kindern aus dem Osten der Ukraine zugute: Sie erhalten Ferien in der kriegsfreien Westukraine.
Konzert des Orchesters für den Frieden: Do., 5. Mai, 17 Uhr, Grosser Saal, Tonhalle, Zürich. Vorverkauf: 044 206 34 34.