Flucht aus Winterthur

Die Aktie von Sulzer könnte noch tiefer fallen. Ein Verkauf drängt sich auf - Angsthasenstrategie bei Pandora war erfolgreich. – Deutsche stehen auf die kleine BVZ Holding. – Kurszerfall der LafargeHolcim-Aktie akzentuiert sich.

François Bloch
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Illustration: Marco Ratschiller

Illustration: Marco Ratschiller

Schweiz am Wochenende

Aufpassen würde ich in Sachen Sulzer, dem Winterthurer Unternehmen mit grosser Vergangenheit. Still und heimlich werden spekulative Positionen auf einen Sinkflug der Aktie aufgebaut. Kann ich verstehen: Die Aktie ist mehr als überbewertet im internationalen Branchenvergleich. Vollzieht der Mehrheitsaktionär Viktor Vekselberg kein Going private, das heisst, dass er die restlichen Papiere auf dem Markt aufkauft, könnte der Titel ohne weiteres nochmals 15% verlieren. Ein Verkauf des Papiers drängt sich mehr denn je auf. (Dauerverkaufsempfehlung)
> Nicht zu bremsen ist der Abwärtstrend bei Schmolz+Bickenbach: –8,33% innerhalb Wochenfrist. Der Kurszerfall für die Besitzer der Call Warrants (spekulative Kaufoptionen) hat sich nochmals zugespitzt. Lachende Gewinner sind die emittierenden Banken, während die hoffnungsvollen Investoren einen Totalverlust gewärtigen müssen. Meine Damen und Herren: Der Freiflug geht noch weiter! Denn eines ist klar: Die Banken werden die zur Hinterlegung notwendigen Aktienpositionen für die Erstellung der Call Warrants im verstärkten Mass auf den Markt werfen, da der aktuelle Kurs von Schmolz + Bickenbach unter dem Ausübungspreis der Papiere liegt. (Wiederholte Empfehlung: Verkaufen)
> Einmal mehr zeigt sich, dass die Angsthasenstrategie in diesem hektischen Börsenumfeld richtig ist: Sie konnten ohne Kratzer die Kursschwankungen beim dänischen Gadgethersteller Pandora überstehen. Bisherige Jahresrendite: +58,97% in Lokalwährung. Denn Sie waren nicht gezwungen, die Papiere zu verkaufen, als die Aktie kurzfristig tauchte: Die einkassierte Prämie aus der Call-Option sorgte für den notwendigen Sicherheitspuffer in Ihrer Erfolgsrechnung. (Nur mit Angsthasenstrategie)
> Völlig ab fahren deutsche Investoren auf die BVZ Holding (BVZN SW), die unter anderem für den Zugsverkehr zwischen Brig und dem weltberühmten Kurort Zermatt zuständig ist. Der Ministock mit einer Marktkapitalisierung von 95 Millionen Franken wird zu einem famos tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 10 Punkten fürs kommende Jahr gehandelt. Obendrauf wird für dieses fast krisensichere Geschäft eine Dividende von 2,28% ausbezahlt. Mit +56% in diesem Jahr geht die Rechnung auf. Nicht auf der Empfehlungsliste aufgrund der extrem tiefen Marktkapitalisierung, aber eine Erfolgsgeschichte, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. (Zu klein für eine Kaufempfehlung)
> Der vor drei Wochen angekündigte Kurszerfall beim Zementkönig LafargeHolcim (Börsensymbol: LHN VX) hat sich nochmals akzentuiert: –23,17% seit Jahresanfang, und Hoffnung ist nicht angebracht. Aber da gibt es noch eine Besserwisser-Geschichte, die versandet ist: Die mehrfachen Millionen-Geschäfte mit den damals wertlosen Optionsscheinen im Vorfeld des Zusammenschlusses zwischen Holcim und Lafarge, die über Nacht einen Kurssprung von plus 800% vollzogen hatten. Nach unserer grossen Enthüllungsgeschichte nahm sich die Bundesanwaltschaft der Sache an und fand konkrete Verdachtsmomente (Presseberichte). Fast 18 Monate sind ins Land gezogen, und seither gab es keine neue Wasserstandsmeldung.
> Hallo, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFIN) aus Deutschland: Es gibt nochmals Munition für Ihre Untersuchung in Sachen Besserwisser-Optionen bei der baslerischen Syngenta (Börsensymbol: SYNN VX) – die massenhaften Käufe der damals wertlosen 350er-Puts mit Verfalldatum 16. Oktober 2015. Mit ein bisschen Konstruieren kann man sogar die Käufe und Verkäufe eruieren und beweisen, dass hier ein unrechtmässiger Gewinn (möglicher strafrechtlicher Vorwurf) erzielt worden ist. Kauf am 12. August von 5380 Einheiten zu 6.16 Franken (Aktienkurs damals: 390.50 Franken), Prädikat «superwertlos». Weitere Käufe am 14. August 2015, 20. August 2015, 24. August 2015 und zur Abrundung am 25. August 2015, rund 150 damals wertlose Kontrakte. Nach dem Abbruch der Verhandlung zwischen Syngenta und dem US-Unternehmen Monsanto am 26. August 2015 konnte der Besserwisser seine Gewinne ins Trockene bringen. Des Rätsels Lösung findet sich in der Transaktion vom 9. September 2015, als 5000 Kontrakte auf dem Markt gehandelt wurden. Dies ist nach meinem Ermessen die Schliessung der Originaltransaktion vom 12. August 2015.
Unser Experte hat sich verpflichtet, in keinem der besprochenen Titel aktiv zu sein. Wer die Börsentipps aus dieser Kolumne umsetzt, tut dies auf eigenes Risiko. Die «Schweiz am Sonntag» übernimmt keine Verantwortung.
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