Schlieren
Die Verdichtung nimmt zu: Der Kesslerplatz soll zum Eingangstor der Stadt werden

Die Migros-Pensionskasse will beim Kesslerplatz vier neue Gebäude mit 100 Wohnungen erstellen. Und so die Ausnützung verdoppeln.

Alex Rudolf
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Mit dem Bauprojekt verdoppelt sich die Anzahl Wohnungen auf dem Areal von 100 auf 200.

Mit dem Bauprojekt verdoppelt sich die Anzahl Wohnungen auf dem Areal von 100 auf 200.

Visualisierung/ZVG

Üblicherweise scheint auf Visualisierungen, die Bauherren von geplanten Projekten anfertigen lassen, die Sonne. Besonders gerne wird auch auf das vorteilhafte Licht von Morgen- oder Abendrot gesetzt. Nicht so beim Bauvorhaben, das die Migros-Pensionskasse am Schlieremer Kesslerplatz realisieren möchte.

Regen prasselt auf den Asphalt vor dem geplanten Wohnhaus. Das markante, mehrgeschossige Gebäude soll dort zu stehen kommen, wo sich heute der Migros-Supermarkt befindet.

Bereits vor knapp zwei Jahren wurde bekannt, dass die Pensionskasse an diesem Ort bauen will. Damals veröffentlichte sie die Ergebnisse eines unter Einbezug der Stadt Schlieren entwickelten Studienauftrags, in welchem das Projekt grob umrissen wurde. So soll das Hochhaus – es erinnert an eine Scheibe – mit rund 100 Wohnungen bestehen bleiben, da es sich um einen wichtigen Zeitzeugen des Städtebaus der 1960er-Jahre handle, wie es damals hiess.

Östlich davon sehen die Planer ein Hofgebäude mit zwei Grossverteilern im Erdgeschoss vor. In den darüberliegenden Etagen sind Wohnungen geplant. Westlich des Hochhauses sollen drei reine Wohnbauten entstehen. Gesamthaft verdoppelt sich die Anzahl Wohnungen auf diesem Perimeter von 100 auf 200, was einer Verdoppelung der baulichen Dichte entspricht.

Ein städtebauliches Eingangstor für Schlieren

Im Schlieremer Stadtentwicklungskonzept, das als Grundlage zur Erarbeitung einer neuen Bau- und Zonenordnung dient, hat der Kesslerplatz eine besondere Bedeutung. Einerseits soll er zu einem städtebaulichen Eingangstor Schlierens werden. Andererseits soll in diesem Gebiet verdichtet gebaut werden, da es dank der Limmattalbahn – sie verkehrt ab 2022 auf der Badenerstrasse – bestens mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen ist.

Noch bis Anfang Februar liegen der private Gestaltungsplan und der städtebauliche Vertrag, in dem der Mehrwertausgleich geklärt wird, öffentlich auf. Nachdem allfällige Einwendungen behandelt worden sind, kommt diese Planung auch ins Stadtparlament. Wann dies genau geschieht, steht noch nicht fest.

Die Ausnützungsziffer, die die Grundstückfläche und die maximal erlaubten Geschossfläche in ein Verhältnis setzt, beträgt 1,63. Zum Vergleich: Leicht weniger dicht bebaut wird das Schindler-Areal an der Zürcherstrasse vis-à-vis der ehemaligen NZZ-Druckerei. Die dort geplante Blockrand-Bebauung kommt lediglich auf einen Wert von 1,6.

Wie die Bauherrin des Schindler-Areals verpflichtet sich auch die Migros-Pensionskasse zur Erbringung eines Mehrwertausgleichs. Darin ist etwa der Bau eines gut gestalteten und durchmischten Stadtbausteins für verschiedene Haushaltsformen sowie von 57 altersgerechten Wohneinheiten vorgesehen. Zudem verpflichtet sich die Pensionskasse zum Bau eines Doppelkindergartens, eines multifunktionalen Raums und einer Wertstoffsammelstelle.

Parlament wird sich wohl noch mit einigen Plänen auseinandersetzen müssen

Des Weiteren sollen oberirdische Parkplätze für die Aula Reitmen sowie vier Ladestationen für die E-Mobilität bereitgestellt werden. Im Gestaltungsplan ist zudem vorgesehen, dass ein öffentlicher Spielplatz erstellt wird.

Im vergangenen November verabschiedete das Parlament den Schindler-Gestaltungsplan mit 30 zu 1 Stimme bei 4 Enthaltungen. Dieses eindeutige Ergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch durchaus kritische Voten gefallen sind. Rixhil Agusi (SP) verwies darauf, dass durch die Neubauten bezahlbarer Wohnraum verschwinde.

«Der Stadtrat hätte Auflagen, in denen ein gewisser Anteil von günstigem Wohnraum vorgesehen ist, machen müssen», sagte sie. Auf der Ratsrechten hätte man sich hingegen ein grösseres Mitspracherecht gewünscht. Gemeinderat Thomas Grädel (SVP) kritisierte, dass das Parlament den Gestaltungsplan lediglich ablehnen oder absegnen könne, anstatt konkrete Änderungen vorzunehmen.

Stadtrat Stefano Kunz (CVP) prophezeite damals im Hinblick auf das Wachstum Schlierens, dass sich das Parlament künftig noch mit einigen Gestaltungsplänen auseinandersetzen muss.