Schlieren
Die Gärtnerfreunde auf dem Betschenrohr können fürs Erste aufatmen

Es gibt eine Gnadenfrist: Der Stadtrat Schlieren beschloss eine zweijährige Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Schrebergartenverein Betschenrohr.

Cynthia Mira
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Die Mitglieder der Familiengärten im Betschenrohr können sicher bis 2023 bleiben.

Die Mitglieder der Familiengärten im Betschenrohr können sicher bis 2023 bleiben.

Cynthia Mira

Der Pachtvertrag zwischen der Stadt Schlieren und dem Familiengartenverein Betschenrohr wurde um zwei Jahre verlängert. Dies geht aus einem Beschluss des Stadtrates vom hervor. Damit können die Mitglieder des Vereins, die teilweise seit vielen Jahren einen Schrebergarten führen, sicher für weitere 24 Monate bleiben. Der Vertrag hätte eigentlich 2021 geendet. Neu soll er auf Ende 2023 aufgelöst werden. Zudem wurde von der Stadt in Aussicht gestellt, dass eine weitere Verlängerung eventuell möglich wird. Abhängig ist dieser Entscheid von den Zukunftsplänen, die das Gebiet am Flussufer betreffen. Denn diesem Aufschub geht bereits eine längere Vorgeschichte voraus, sodass der Beschluss eher dem Motto «aufgeschoben ist nicht aufgehoben» gleichkommt.
Bereits seit Jahren steht fest, dass ein grösserer Teil des Gebiets, auf dem die Gärten stehen, dereinst einem grösseren Renaturierungsprojekt der Limmat weichen muss. Betroffen von den geplanten Massnahmen ist der Flussabschnitt zwischen der Autobahnbrücke an der Schlieremer Stadtgrenze zu Zürich und der Überlandstrasse-Brücke. Verschiedene Ausbauvarianten hat das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) schon in einer Vorstudie bis 2013 ausgearbeitet. Ein konkretes Vorprojekt wird zurzeit bearbeitet und ist noch nicht fertiggestellt.

Bald soll das Vorprojekt publiziert werden

Das entsprechende Dokument werde erst im Verlauf des Jahres 2020 publiziert, heisst es von Seiten der Baudirektion Zürich auf Anfrage. Die Mitglieder des Vereins gehen nach wie vor von einer Auflösung der Hälfte aller Schrebergärten aus. So wären rund 150 der 300 Familiengärten betroffen, die allesamt vergeben sind. Zwischen den gewöhnlichen Schrebergärten sind über die Jahre auch Flächen entstanden, die der heimischen Tierwelt einen Rückzugsort bieten. Das Ehepaar Hans und Charlotte Boss pflegt etwa mit der Familie Oesterreicher im Betschenrohr ein kleines Naturparadies. Auch seltene Pflanzenarten wachsen bei ihnen zwischen Salaten und Kartoffeln.
Wie viel Fläche einst der Renaturierung weichen wird und welche Zukunftspläne für das Gebiet die Stadt Schlieren vorsieht, sind Fragen, die nach wie vor offen sind. Vieles dürfte sich erst klären, wenn das konkrete Vorhaben publiziert wird. Klar ist aber, dass es bis zur Umsetzung des Projekts weitere Jahre braucht, sodass frühestens 2025 angefangen werden kann. Deshalb hielt die Stadt neben der Vertragsverlängerung fest, dass im Mai 2024 die benötigte Fläche für das Projekt Limmatrenaturierung der Stadt zurückgegeben werden soll.

Der Verein erhält einen neuen Präsidenten

Die Verantwortlichen des Vereins sind vorerst mit den neuen Bedingungen zufrieden: «Es ist für uns natürlich toll, dass eine zweijährige Verlängerung beschlossen und nicht nur ein einjähriger Aufschub gewährt wurde», sagt Erwin Trindler. Auch er wisse nicht, wie es danach genau weitergehe.
Trindler wird voraussichtlich der neue Präsident des ­Vereins an der Generalversammlung, die Ende Januar stattfindet. Der amtierende Präsident Roland Mücke stellt sich nicht mehr zur Wiederwahl. Trindler ist in Schlieren aufgewachsen und seit vier Jahren im Vorstand: «Mir liegt das Vereinswesen am Herzen. Besonders dieses Areal Betschenrohr, weil ich schon als Kind hier stundenlang in den Gärten zubrachte», sagt er. ­Viele Mitglieder und auch er würden das Gebiet bereits heute als Naherholungsgebiet schätzen.
Neben der genannten Verlängerung hat der Stadtrat auch beschlossen, dass für die Phase des Rückbaus eine Arbeitsgruppe gebildet werden soll. «Wird werden auch Teil dieser Arbeitsgruppe sein», sagt Trindler. Damit dürften auch die Anliegen der betroffenen Mitglieder im Betschenrohr künftig mehr Berücksichtigung finden.