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Quizfrage: Zwei Brüder kandidieren für den Grossen Rat, einer für die SP und einer für die FDP. Welcher von beiden trägt einen Nadelstreifenanzug und welcher einen Studentenpulli mit farbigen Turnschuhen?
Die Antwort mag überraschen: Der Sozialdemokrat Tobit Schäfer trägt Anzug, sein Freisinniger Bruder Elias Schäfer Turnschuhe mit roten Schuhbändeln.
Es ist nicht das einzige Klischee, das die beiden Brüder brechen. Der SPler Tobit, seit acht Jahren im Grossen Rat und vor vier Jahren mit dem besten Resultat gewählt, schert in seiner Partei immer wieder aus – zuletzt bei der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten, welche er entgegen seiner eigenen Partei befürwortete.
Sein vier Jahre jüngerer Bruder Elias, der an der HSG-Kaderschmiede in St.Gallen Internationale Beziehungen studierte, will ihm nun ins Basler Parlament folgen. «Tobit wird bestimmt gewählt», prognostiziert Elias. «Elias hat gute Chancen, gewählt zu werden», sagt Tobit.
Politisch oft gleicher Meinung
Gemeinsam mit anderen Kandidaten präsentierten sich die Brüder gestern für die Kampagne des Komitees «Kulturstadt Jetzt». Beide wollen sie sich einsetzen für ein lebendiges und offenes Basel, welches «Leuten, die sich für die Stadt engagieren, keine Steine in den Weg legt», wie sie es ausdrücken.
Wie steht es denn um das kulturelle Treiben in Basel? «Basel darf sich stolz Kulturstadt nennen», sagt Unternehmer Tobit. Es sei nicht so, dass hier nichts geht, wie immer wieder behauptet wird. Im Gegenteil: Es gehe sehr viel, aber: «Oft geht etwas trotz der Behörden und nicht dank der Behörden.» Noch immer herrsche eine Abwehrhaltung gegen neue Ideen vor. «Das ist das, was uns am meisten verbindet», sagt Elias, «wir waren immer offen gegenüber Neuem». Gerade für die kreative Szene, welche sich immer wieder selbst erfindet, sei das enorm wichtig.
Für eine lebendige Stadt
Was unterscheidet die beiden Brüder denn überhaupt? Tobit und Elias überlegen. «Bei der Sozialpolitik ist Elias sicher liberaler», meint Tobit. «Ich bin halt ein HSG-Jünger», sagt dieser und lacht verschmitzt. Der jüngere der Schäfer-Brüder hat beim Gewerbeverband, wo er bis vor kurzem gearbeitet hat, die Ansprüche der Betriebe und Werkstätten kennen gelernt.
Eine der grossen Herausforderungen für Basel in der Zukunft sieht er darin, dem Gewerbe genügend Flächen zur Verfügung zu stellen. Auch das müsse Teil einer lebendigen Stadt sein. «Meine Idealvorstellung ist, wenn vorne in einem Haus ein Strassencafé steht, im Innenhof eine Schreinerei ist und oben dran Menschen wohnen.»
Sein Bruder Tobit schlägt den Bogen zur Kultur: «Es gibt viele Unternehmer in der Kreativwirtschaft, die keine Subventionen erhalten. Die haben oft die gleichen Anliegen wie die Gewerbler.» Wieder einmal sind sich beide einig: Eine lebendige Stadt ist ein Zusammenkommen, ein gemeinsames Gestalten und Konfliktlösen.
«Sässen wir beide im Nationalrat, wären wir wohl die grösseren Gegner», sagt Tobit, «denn über Sozialpolitik wird vor allem dort entschieden». Vorerst aber geht es für Tobit und Elias Schäfer um ihren Sitz im Grossen Rat – und dort werden sie oft einer Meinung sein. «Gerne würde ich Elias ein paar von meinen Stimmen abgeben», damit er es schafft, sagt Tobit.