Mit dem 2:1 in Florenz fügt der FC Basel ein weiteres Kapitel zu seiner märchenhaften Europa-Geschichte hinzu. Der Triumph gegen die Mannschaft von Ex-Trainer Paulo Sousa ist eine unausgesprochene Genugtuung.
Es ist ein unkonventioneller Ort, um eine magische Europa-League-Nacht Revue passieren zu lassen: das Gepäcksband Nummer sechs des Basler Flughafens. Am Freitagnachmittag wartet die FCB-Delegation dort, um ihre Koffer in Empfang zu nehmen. Koffer, gefüllt mit drei Punkten und wertvollen Impressionen aus Florenz.
Die toskanische Grossstadt wurde zum Schauplatz eines grossen Wiedersehens mit einer Figur, die im Sommer noch bestrebt war, den Basler St. Jakob-Park für Grösseres hinter sich zu lassen: Paolo Sousa.
Sousa sei nicht Thema gewesen
Dieser Portugiese mit dem ausgeprägten Überwachungstrieb, dessen Konzeption man im gegenwärtigen Spiel des FCB noch immer zu erkennen glaubt. «Im Vorfeld wurde die Tatsache, dass wir mit Sousa auf einen ehemaligen Trainer treffen, intern nicht thematisiert», versichert FCB-Verteidiger Michael Lang in der Ankunftshalle des Flughafens. Auch hätte man über diese Konstellation kein Wort in der vorangegangenen Teamsitzung verloren. «Das Ganze wurde hochstilisiert», meint der gelernte Rechtsverteidiger, welcher zurzeit aufgrund einer Personalnot auf der linken Seite in der Basler Equipe agiert.
Dass der Sieg gegen den ehemaligen Trainingsleiter für den Klub mit Sitz am Rheinknie besonders süss war, wollen die Basler aus Respekt nicht gross inszenieren. Doch die Genugtuung liegt auf der Hand.
Fischers taktische Überwältigung
Sousa bekräftigte vor der Partie gegen den ehemaligen Arbeitgeber zwar, dass er nicht sich, sondern die Basler im Vorteil sehe. «Die Spieler wissen, wie ich denke.» Zudem zollte Sousa seinem Gegenüber Urs Fischer Respekt für dessen Arbeit, bekundete Sousa vergangene Saison doch reichlich Mühe in den Duellen mit dem 49-jährigen Zürcher und seinen furiosen Thunern.
So schien Fischer sein portugiesisches Pendant auch an diesem Donnerstagabend zu überraschen. Die Basler Formation wich in der Toskana vom geläufigen 4-2-3-1-System ab. Eine 4-4-2-Formation sollte am Ursprung der toskanischen Überwältigung stehen. Die verspätete Ankunft der FCB-Maschine am heimischen Flugplatz eignet sich gut, um diese Europacup-Nacht zu erklären.
Mit Verspätung zum Erfolg
Denn bereits im Stadio Artemio Franchi verpasste es der FCB, in Sachen Pünktlichkeit zu glänzen. Ihm gelang der Einstieg ins Spiel erst mit einer Verspätung von rund zwanzig Minuten. Die Konsequenz: ein Gegentor in der vierten Spielminute.
Wegen einer roten Karte spielte der FCB 24 Minuten in Überzahl und drehte die Partie. «Unser Auftritt wird zu sehr auf diesen Schiedsrichterentscheid reduziert», meint Lang. Dabei habe man sich als Team zurückgekämpft. Zuffi und Elneny zogen im Mittelfeld die Fäden und Embolo erwies sich einmal mehr als wertvoller Unruhestifter im gegnerischen Strafraum. Imponierend war, wie dominant die Basler zeitweise gegen das Serie-A-Team aus Florenz spielten. «Viel Kraft habe das Renkontre dennoch gekostet», sagt Trainer Urs Fischer.
Die Kleinen sterben aus
Zufrieden sei er gewesen. Als wichtigstes Spiel in der Gruppenphase der Europa League wollte Fischer die Begegnung mit den Toskanern nicht deklarieren. «Wir sprechen hier vom ersten Spiel, fünf schwierige Partien stehen noch an.» Aber es sei beruhigend, einen guten Start ausweisen zu können. Fischer verweist daraufhin auf die anderen teilweise überraschenden Europa-League-Ergebnisse an diesem Donnerstagabend. «Es gibt keine schwachen Teams mehr», versichert Fischer im gleichen Atemzug.
Fakt ist, dass der FC Basel mit diesem Sieg begann, seine negative Bilanz gegen italienische Vereine zu polieren. In zuvor elf ausgetragenen Partien verliessen die Basler den Rasen in sieben Fällen als Verlierer. Im zwölften Duell erspielte sich die Fischer-Truppe den vierten Sieg gegen einen italienischen Konkurrenten. Auch wenn man diesen Erfolg in der Öffentlichkeit nicht anpreist, kann man den Mehrwert für die Zukunft nur erahnen.